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Energiewende: Baerbock und Habeck optimistisch bei Energiewende - Öl-Industrie widerspricht - Mit Kommentar

Die Welt hat letztes Jahr 50 Prozent mehr Erneuerbare Energie installiert als im Vorjahr"

Energiewende

Bundesaußenministerin Annalena Baerbockund Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (beide Grüne) haben sich mit Blick auf die weltweite Energiewende optimistisch gezeigt. "Die Welt hat letztes Jahr 50 Prozent mehr Erneuerbare Energie installiert als im Vorjahr", erklärte Baerbock bei der Berliner Energiewende-Konferenz am Dienstag. "Das Zeitalter der fossilen Energien läuft aus."

Habeck erklärte, Deutschland habe mittlerweile den Anteil der Erneuerbaren am Strommix auf über 50 Prozent gesteigert. "Und wir legen weiter an Tempo zu: Bis 2030 wollen wir 80 Prozent erreichen." Auch beim Wasserstoff-Hochlauf und der Transformation der Wirtschaft sei das Land "auf einem guten Kurs".

Beide Grünen-Politiker hoben die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit hervor. "Wir können die globalen Ziele erfolgreich bis 2030 in die Tat umsetzen, wenn wir international zusammenarbeiten und jedes Land seine Stärken und sein Know-How einbringt", erklärte Habeck.

Der Chef des saudiarabischen Öl-Konzerns Saudi Aramco hingegen hält die Klimaschutzstrategie, die auf eine Abkehr von fossilen Brennstoffen setzt, für gescheitert. "In der realen Welt scheitert die derzeitige Übergangsstrategie an den meisten Fronten", sagte Amin Nasser bei einer Energiekonferenz im texanischen Houston. Fossile Energieträger deckten im vergangenen Jahr weiterhin 82 Prozent des Energiebedarfs, und die Nachfrage nach Öl steige weiter.

"All dies bestärkt uns in der Ansicht, dass es unwahrscheinlich ist, dass die großen Öl- und Gasproduzenten in absehbarer Zeit verschwinden werden, geschweige denn im Jahr 2050", sagte Nasser weiter. Er sprach sich dafür aus, den Treibhausgasausstoß bei der Verwendung fossiler Rohstoffe technologisch zu reduzieren, anstatt auf ihre Verwendung zu verzichten.

"Wir sind nicht auf dem Weg", bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen, sagte auch der Vorstandsvorsitzende des US-Öl-Konzerns ExxonMobil, Darren Woods. "Eine der Herausforderungen besteht darin, dass die Gesellschaft zwar eine Reduzierung der Emissionen wünscht, aber niemand dafür bezahlen will."

© Agence France-Presse


Kommentar

Die optimistischen Äußerungen von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck über die Fortschritte bei der weltweiten Energiewende und den steigenden Anteil erneuerbarer Energien in Deutschland stehen im krassen Gegensatz zu den kritischen Einschätzungen der Führungskräfte großer Ölkonzerne wie Saudi Aramco und ExxonMobil. Während die deutschen Minister die zunehmende Installation erneuerbarer Energiequellen und die ambitionierten Ziele Deutschlands bis 2030 feiern, weisen die Ölkonzerne auf die anhaltend hohe Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen hin und argumentieren, dass die derzeitigen Strategien des Energiewandels zu scheitern drohen.

Die Kluft zwischen diesen Perspektiven offenbart die Komplexität und die Herausforderungen der globalen Energiewende. Einerseits ist der Fortschritt erneuerbarer Energien zweifellos ein positiver Schritt in Richtung Dekarbonisierung und Reduzierung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Die Betonung der internationalen Zusammenarbeit und des Austauschs von Know-How und Ressourcen ist entscheidend, um die Energiewende weltweit voranzutreiben.

Andererseits verdeutlichen die Kommentare von Amin Nasser und Darren Woods die massive Herausforderung, die vor uns liegt. Die anhaltend hohe Nachfrage nach Öl und die Tatsache, dass fossile Brennstoffe weiterhin den Großteil des weltweiten Energiebedarfs decken, werfen ernsthafte Fragen hinsichtlich der Machbarkeit und des Zeitrahmens der Energiewende auf. Die Betonung technologischer Lösungen zur Reduzierung des Treibhausgasausstoßes bei der Nutzung fossiler Brennstoffe deutet auf eine alternative Strategie hin, die die Realität der derzeitigen Energieinfrastruktur und -nachfrage anerkennt.

Ein kritischer Blick auf diese Diskrepanz zeigt, dass eine alleinige Konzentration auf erneuerbare Energien möglicherweise nicht ausreicht, um die dringenden Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen. Die Äußerungen der Ölindustrievertreter unterstreichen die Notwendigkeit, realistische und pragmatische Ansätze zu verfolgen, die sowohl die sofortige Reduzierung von Emissionen als auch die langfristige Transformation des Energiesystems berücksichtigen. Dies beinhaltet die Anerkennung der Rolle, die fossile Brennstoffe in der Übergangsphase noch spielen werden, und die Entwicklung von Technologien zur Emissionsreduzierung.

Darüber hinaus wirft der Punkt, dass niemand für die Reduzierung der Emissionen bezahlen möchte, ein weiteres Problem auf: die Finanzierung der Energiewende. Es bedarf eines gemeinsamen Engagements von Regierungen, Industrie und Gesellschaft, um die notwendigen Investitionen in saubere Energie, Technologien und Infrastruktur zu tätigen, ohne dabei soziale Ungerechtigkeiten zu verschärfen.

Insgesamt erfordert die Bewältigung der Klimakrise ein ausgewogenes Vorgehen, das sowohl den schnellen Ausbau erneuerbarer Energien als auch die Integration von Brückentechnologien und Emissionsminderungsstrategien umfasst. Nur durch eine realistische Einschätzung der aktuellen Energiesysteme und eine offene Diskussion über die verschiedenen Pfade und Herausforderungen können wir hoffen, die gesetzten Klimaziele zu erreichen und eine nachhaltige Zukunft für alle zu sichern.

OZD.news

Bild oben AFP