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Forderungen nach schnellem Impfen in Arztpraxen

Vor dem Impfgipfel von Bund und Ländern mehren sich die Forderungen nach einer schnellen Beteiligung der Haus- und Betriebsärzte an den Corona-Impfungen und einer Lockerung der Impf-Reihenfolge.

Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, verlangte, die Hausärzte so schnell wie möglich einzubeziehen. Die Ärzte sollten bei ihren Patienten dann selbst eine Priorisierung vornehmen, forderten auch der CDU-Gesundheitsexperte Erwin Rüddel und Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder beraten am Freitagnachmittag in einer Schaltkonferenz über konkrete Maßnahmen, wie die Corona-Impfkampagne in Deutschland beschleunigt werden kann.

Dabei geht es unter anderem um die Frage, ab wann die Hausärzte impfen können. Sie sollen dann eventuell auch die Möglichkeit bekommen, von den strengen Vorgaben der Impf-Priorisierung abzuweichen, wenn sie dies aus ärztlicher Sicht für ratsam halten.

Landsberg sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, nötig sei ein "klares Konzept", um die Hausärzte so schnell wie möglich einzubinden. "Auch wenn derzeit noch nicht genug Impfdosen vorhanden sind, sollten bestimmte Kontingente alsbald über die Apotheken an die Hausärzte gehen", sagte der Städtebund-Geschäftsführer. In absehbarer Zeit werde dann eine so große Menge an Impfdosen zur Verfügung stehen, "dass wir diese nicht mehr allein in den Impfzentren verimpfen können."

Die neue Impfstrategie soll nach den Vorstellungen von Landesberg auch die Betriebsärzte einbinden, die gerade in großen Unternehmen eine Vielzahl von Menschen impfen könnten.

Landsberg forderte zudem, die Priorisierung der Impfgruppen zu lockern. Wenn in einem Impfzentrum Impfdosen in großer Zahl übrig blieben, müsse vor Ort entschieden werden, auch Menschen aus Gruppen zu impfen, die noch nicht an der Reihe sind. "Eine Impfdosis im Arm ist immer besser als eine Impfdosis, die im Kühlschrank lagert, nur um bürokratische Vorgaben zu erfüllen", sagte Landsberg. 

Auch Rüddel, der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses des Bundestags, erwartet mehr Tempo für die Impfkampagne, sobald auch die Hausärzte einbezogen werden. In den Praxen dürfe die bisherige Priorisierung dann aber nicht mehr greifen, forderte der CDU-Politiker in der "Passauer Neuen Presse". "Die Ärzte kennen ihre Patienten und nehmen selbst eine Priorisierung vor", sagte Rüddel.

Göring-Eckardt forderte, sofort auch Corona-Impfungen durch Haus- und Betriebsärzte zuzulassen. Sie müssten "umgehend mit ins Boot", sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Sie kennen ihre Patienten, sie wissen, wen sie wie aufklären müssen." Nach der erneuten Prüfung des Astrazeneca-Impfstoffes müsse die Bundesregierung zudem "rasch für Klarheit sorgen", wie zügig weiter geimpft werden könne. Abgesagte Termine müssten so schnell wie möglich erneut vergeben werden.

Der Virologe Alexander Kekulé forderte, beim Impfen auf eine "Notstrategie" umzusteigen, um die Unterbrechung bei den Astrazeneca-Impfungen schnell aufzuholen. Er warb in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" dafür, alle Älteren zunächst nur einmal zu impfen. "Das schafft eine Teilimmunität, die schon sehr weitgehend vor Erkrankungen und noch zuverlässiger vor Tod schützt", sagte der Direktor des Instituts für Virologie der Universität Halle-Wittenberg.

Dass die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna derzeit nur für Zweifach-Impfungen zugelassen sind, sollte aus seiner Sicht überdacht werden. Es koste in der gegenwärtigen Lage "viele Menschenleben, wenn wir die kostbaren Dosen für Zweitimpfungen verwenden, statt damit doppelt so viele Menschen zu schützen", sagte Kekulé. Auch die Briten hätten zunächst nur einmal geimpft und die Pandemie so unter Kontrolle gebracht. Dieser Erfolg sei inzwischen ausreichend durch Studien belegt.

mid


© Agence France-Presse