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Kommentar: Scholz reist am Wochenende nach Jordanien und Israel

Deutschlands Position, "eng und unverbrüchlich an der Seite Israels" kann kein Grund sein mal an Netanjahu die Zwei-Staaten-Lösung einzufordern.

Scholz / Kommentar siehe unten

Bundeskanzler Olaf Scholz plant ein bedeutsames diplomatisches Unterfangen, indem er am kommenden Wochenende zu Gesprächen nach Jordanien ѡ und Israel aufbricht. Dieser Besuch, eingebettet in die internationalen Bemühungen, die Notlage der Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu lindern, zeugt von Deutschlands aktiver Rolle in der Suche nach Frieden und Stabilität in einer Region, die von anhaltenden Konflikten gezeichnet ist.

In Jordanien wird Scholz mit König Abdullah II. zusammenkommen, ein Treffen, das die tiefen und vielschichtigen Beziehungen zwischen den beiden Ländern unterstreicht, die über bilaterale Angelegenheiten hinausgehen und sich auf die größeren Herausforderungen in der Region erstrecken. Danach führt seine Reise ihn nach Israel, wo Gespräche mit Premierminister Benjamin Netanjahu und Präsident Isaac Herzog anstehen. Diese Gespräche dürften von großer Bedeutung sein, insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Kritik der USA an Netanjahus Politik und der anhaltenden Gewalt im Gazastreifen.

Deutschlands Position, "eng und unverbrüchlich an der Seite Israels" zu stehen, wird erneut bekräftigt, gleichzeitig aber auch die Einhaltung völkerrechtlicher Verpflichtungen gefordert. Scholz' Warnung vor einer Bodenoffensive in Rafah und sein Appell für eine verbesserte humanitäre Versorgung der Bevölkerung im Gazastreifen zeigen Deutschlands Bestreben, eine Eskalation zu vermeiden und gleichzeitig die dringend benötigte humanitäre Hilfe zu erleichtern.

Die Ankündigung, Luft- und Seebrücken für Hilfslieferungen zu schaffen, deutet auf pragmatische Ansätze hin, um die Versorgungslage zu verbessern, obwohl diese als "zweitbeste Lösung" angesehen werden. Der Aufruf an Israel, seine Hafeninfrastruktur für humanitäre Lieferungen zu öffnen, spiegelt die Suche nach effektiven Wegen wider, um die Hilfeleistung zu optimieren.

Diese Reise, obwohl kurzfristig angekündigt, zeigt, dass die deutsche Außenpolitik aktiv und engagiert bleibt, um zur Lösung der Krise beizutragen. Die Abwesenheit von Plänen, Bundeswehrkräfte zu besuchen, die an der Luftbrücke beteiligt sind, und die Entscheidung, die palästinensische Autonomiebehörde nicht zu treffen, könnten zwar Fragen aufwerfen, doch steht die diplomatische Mission im Vordergrund.

Die fortdauernde Forderung nach der Freilassung von Geiseln durch die Hamas und die Betonung einer Zwei-Staaten-Lösung als langfristiges Ziel verdeutlichen, dass Deutschland eine ausgewogene und friedensfördernde Rolle in diesem komplexen Konflikt anstrebt. Scholz' zweiter Besuch in der Region seit dem Beginn des jüngsten Konflikts zeugt von Deutschlands kontinuierlichem Engagement für Frieden und Stabilität im Nahen Osten.


Kommentar:

Bundeskanzler Olaf Scholz' bevorstehender Besuch in Jordanien und Israel, während lobenswert in seiner Absicht, scheint in seiner Wirksamkeit fragwürdig. Angesichts der tief verwurzelten und komplexen Natur des israelisch-palästinensischen Konflikts, verstärkt durch die jüngste Eskalation im Gazastreifen, könnte man argumentieren, dass ein kurzfristig anberaumter Besuch wenig zur Lösung der grundlegenden Probleme beitragen kann.

Der Dialog mit König Abdullah II. von Jordanien und den israelischen Führern Netanjahu und Herzog, obwohl wichtig für die Aufrechterhaltung diplomatischer Beziehungen, scheint eher eine symbolische Geste als ein Schritt zu sein, der substantielle Veränderungen herbeiführen kann. Die Konfliktlage erfordert mehr als bilaterale Gespräche; sie verlangt nach umfassenden, international koordinierten Bemühungen, die auf einer tiefen Verständnis der historischen, politischen und sozialen Dimensionen des Konflikts basieren.

Die Diskussion um humanitäre Hilfe und die Verbesserung der Versorgung der Zivilbevölkerung im Gazastreifen, so dringend sie auch sein mag, kratzt lediglich an der Oberfläche der Problematik. Während Luft- und Seebrücken als notwendige Notlösungen erscheinen, adressieren sie nicht die Wurzel des Übels: die anhaltende Blockade Gazas, die politische Isolation der palästinensischen Gebiete und die tiefe Ungleichheit, die den Konflikt antreibt.

Die Bekräftigung Deutschlands, "eng und unverbrüchlich an der Seite Israels" zu stehen, während gleichzeitig ein Appell zur Einhaltung völkerrechtlicher Bedingungen geäußert wird, könnte als widersprüchlich wahrgenommen werden. Dies zeigt die Schwierigkeit, eine ausgewogene Position in einem Konflikt zu finden, der durch tiefgreifende Ungerechtigkeiten und langjährige Feindseligkeiten gekennzeichnet ist.

Angesichts der Abwesenheit von Plänen, Vertreter der palästinensischen Autonomiebehörde zu treffen, und der Fokussierung auf Gespräche mit israelischen und jordanischen Führern, erscheint der Besuch unvollständig und einseitig. Eine echte Friedensbemühung müsste alle Parteien einbeziehen und auf das Zuhören und Verstehen der palästinensischen Perspektive ebenso Wert legen.

Schließlich könnte die Behauptung, dass Deutschland eine Zwei-Staaten-Lösung ѡ als langfristige Perspektive ansieht, als zu wenig, zu spät erscheinen. Die Realität vor Ort – mit fortgesetzter Siedlungsexpansion, politischer Fragmentierung und humanitärer Krise – macht solche Lösungen zunehmend unerreichbar.

Insgesamt könnte man argumentieren, dass Scholz' Reise, obwohl sie mit guten Absichten durchgeführt wird, wenig dazu beitragen wird, den festgefahrenen Status quo zu überwinden oder einen dauerhaften Weg zum Frieden zu ebnen. Was die Region braucht, sind nicht nur weitere Gespräche, sondern handfeste Aktionen, die auf Gerechtigkeit, gegenseitigem Respekt und der Anerkennung der Rechte aller Beteiligten basieren.

OZD.news

Bild oben AFP