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China gedenkt der Opfer

Mit einem landesweiten Trauertag hat China am Samstag der Opfer der Corona-Pandemie gedacht.


Um 10.00 Uhr morgens (Ortszeit, 04.00 Uhr MESZ) hielten die Menschen für drei Schweigeminuten inne, Autos, Züge und Schiffe hupten und Sirenen heulten. Landesweit wurden die Flaggen auf Halbmast gesetzt.

Das staatliche Fernsehen zeigte, wie Präsident Xi Jinping und andere Verantwortliche mit weißen Blumen vor einem Regierungsgebäude in der Hauptstadt Peking standen. Das Gedenken an die Coronavirus-Opfer fällt auf den Totengedenktag Qing Ming, an dem die Chinesen traditionell mit Opfergaben die Gräber ihrer Angehörigen besuchen. 

Fußgänger in einem der belebtesten Einkaufsviertel Pekings blieben stehen, ebenso Polizisten, die mit gesenkten Köpfen und Schutzschilden in der Hand am Straßenrand still standen. Menschen in den Parks der Großstadt hielten inne, legten ihre Badmintonschläger zur Seite. Andere falteten die Hände zum Gebet zusammen. Auch die Züge im Pekinger U-Bahn-Netz kamen zum Stillstand. Fahrgäste, darunter auch Kinder, blieben drei Minuten schweigend stehend, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten.


Beeindruckende Szenen spielten sich in der besonders schwer getroffenen Millionenstadt Wuhan ab, von der aus das Virus seinen Ausgang genommen hatte. Vor dem Tongji-Krankenhaus wandte sich das Personal mit gesenkten Köpfen dem Hauptgebäude zu. Einige trugen Schutzanzüge, die zu einem weltweiten Symbol der Krise geworden sind.

"Ich empfinde große Trauer um unsere Kollegen und Patienten, die gestorben sind", sagte die Krankenschwester Xu der AFP, während sie ihre Tränen unterdrücken musste. "Ich hoffe, dass sie im Himmel ruhen können", sagte sie an die Verstorbenen gerichtet.

Anderswo in der Stadt hielten Arbeiter in Schutzkleidung schweigend in einem Wohnviertel an den dort noch immer platzierten Straßenbarrieren inne, da in ganz Wuhan immer noch strenge Einschränkungen für das tägliche Leben herrschen.

Ende Dezember waren in der zentralchinesischen Provinz Hubei mit der Hauptstadt Wuhan erstmals Fälle einer neuartigen Lungenkrankheit gemeldet worden, die inzwischen als Covid-19 bekannt ist. Allein in China starben seither mehr als 3300 Menschen an dem neuartigen Coronavirus, weltweit gab es bisher knapp 59.000 Todesopfer.

Obwohl die schlimmste Phase der Virusausbreitung in China überstanden zu sein scheint, verschärften die Behörden in dieser Woche erneut die Beschränkungen - aus Furcht vor einer zweiten Infektionswelle. Für den Totengedenktag rieten die Behörden aus Angst vor der Epidemie den Menschen von Besuchen auf Friedhöfen ab. "Wir befürworten, dass die Menschen zu Hause bleiben und kleine Gedenkstätten zu Hause pflegen, um der Toten zu gedenken", sagte Fan Yu, ein Mitarbeiter des chinesischen Sozialministeriums.

Wegen der Einschränkungen bieten Friedhöfe in ganz China einen Dienst an, bei dem Familien ihre Toten ehren können, indem sie den Friedhofsmitarbeitern via Online-Übertragung zusehen, wie sie in ihrem Namen die Gräber pflegen. Auf Webportalen wird außerdem die Möglichkeit angeboten, Toten an einem "virtuellen" Grab die letzte Ehre zu erweisen, unter anderem durch Anzünden einer digitalen Kerze und Hinterlassen einer Schale mit digitalen Früchten.

mkü/jep

Jing Xuan TENG / © Agence France-Presse