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Mit Blick auf die Vergangenheit

Demokratische Resilienz stärken: Schulungen im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus

Münster - (SMS) - In Zusammenarbeit mit der Stadt Münster und der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV), Abteilung Münster, erweitert die Polizei Münster ihre Schulungsmaßnahmen im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus. Polizistinnen und Polizisten sowie Studierende der Polizei-Hochschule werden in Aus- und Fortbildungen in der Villa ten Hompel künftig verstärkt, für diese Themen sensibilisiert. Eine entsprechende Kooperationsvereinbarung unterzeichneten am Montag, 31. Juli, der Leiter der HSPV NRW am Standort Münster, Christoph Keller, Stadträtin Cornelia Wilkens, der Leiter der Villa ten Hompel, Stefan Querl, und Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf.

"Die Kooperation hilft uns, unsere Polizistinnen und Polizisten für Angriffe auf die Grundwerte unserer Verfassung zu sensibilisieren", betonte Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf bei der Unterzeichnung. "Wir leben in unruhigen Zeiten. Viele Menschen machen sich Sorgen um unsere Demokratie. Als Polizei haben wir den Auftrag, unsere Verfassung nicht nur zu schützen, sondern sie aktiv zu verteidigen. Das heißt: Alle Polizistinnen und Polizisten von der Ausbildung bis zur Pensionierung müssen sich tagtäglich dieser Werte bewusst sein." 

Die Villa ten Hompel bietet Raum für die Auseinandersetzung mit geschichtlichen und aktuellen Themen zwischen Erinnerungskultur und Demokratieförderung am historischen Ort. In den Seminaren reflektieren die Teilnehmenden die Rolle der Polizei im NS-Staat und die Aufarbeitung der Vergangenheit ihres Berufs. Gleichzeitig setzen sich die Polizistinnen und Polizisten sowie Studierenden aktiv mit den Werten auseinander, die heute eine wesentliche Relevanz für ihre Berufsausübung haben.

Räume für Reflexion

"Wir unterstützen mit unserer Arbeit das gemeinsame Ziel, alle Kommissaranwärterinnen und -anwärter der HSPV Münster und sukzessive auch alle Polizeibediensteten des Polizeipräsidiums Münster am Programm der Villa ten Hompel teilnehmen zu lassen", sagte Stefan Querl. "Es ist richtig und wichtig, dass die Polizei Grund- und Freiheitsrechte schützt. Aber auch, dass diese Rechte in der Polizei fest verankert sind. Die Villa ten Hompel schafft Rückhalt und Räume für die Reflexion zu diesen Herausforderungen."

Christoph Keller erläuterte die Relevanz der Studieninhalte zu diesem Thema: "Demokratische Resilienz beginnt schon ganz am Anfang eines Berufslebens in der Ausbildung. Die historisch-politische Bildung von Polizeibediensteten mit den Schwerpunkten deutscher Polizeigeschichte im 20. Jahrhundert ist im Bachelorstudiengang Polizeivollzugsdienst verpflichtend", sagte Keller. "Das zeigt, mit welch hoher Intensität wir schon in der Ausbildung die für die Polizei relevanten Werte verinnerlichen und uns mit dem verfassungsgemäßen und durch den Eid verfestigten Auftrag zur Verteidigung dieser Werte auseinandersetzen." 

Außergewöhnlicher Geschichtsort 

Dezernentin Cornelia Wilkens schlägt die Brücke zur Villa ten Hompel. "Dass Polizeibedienstete in Münster sowohl in ihrer Aus- als auch Fortbildung nun verbindlich die Villa ten Hompel der Stadt Münster besuchen, ist ein wichtiges Signal. In diesem außergewöhnlichen Geschichtsort können sie offen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ins Gespräch kommen über Polizeihistorie, über Kontinuitäten und Brüche der Geschichte wie auch über die Gegenwart ihres Berufs. Erfahrungen der Villa ten Hompel in der Fortbildung zeigen, dass gerade im Berufsalltag die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit des Polizeiberufs stärkend für eine demokratische Resilienz sein kann."Die herausragende Relevanz des Themas hatte Innenminister Herbert Reul bereits im Oktober 2020 durch die Einrichtung einer Stabsstelle für rechtsextremistische Tendenzen in der Polizei NRW beim Innenministerium hervorgehoben. Aus deren Arbeit resultierte die Empfehlung, den Dienstunterricht für Polizeidienststellen und Kommissariate im Kontext der demokratischen Resilienz zukünftig gezielt und verbindlich zu berücksichtigen.

"Mit der Villa ten Hompel haben wir in Münster ein herausragendes Fortbildungsangebot, das dieser Empfehlung mehr als gerecht wird", stellt Dorndorf klar. "Wir erleben hier hautnah, was geschieht, wenn alle demokratischen Werte über Bord geworfen werden und eine Diktatur staatliche Institutionen für ihr grauenhaftes Handeln instrumentalisiert. Das macht nachdenklich." 

Forschungs- und Gedenkstätte 

Bereits seit 1999 ist die Villa ten Hompel ein lebendiger Geschichtsort, der Forschungs- und Gedenkstätte zugleich ist. Die Villa ten Hompel ist stark durch ihre Vernetzungen vor Ort. Exemplarisch stehen dafür Kooperationen mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster, mit Münsters Hochschulen oder mit der Akademie Franz Hitze Haus. Der Geschichtsort ist Mitglied des Arbeitskreises der NS-Gedenkstätten und Erinnerungsorte NRW. 

Bild Unterzeichnung: Kamen am Montag zur Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zusammen (v.l.): Mike Khunger, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, Bürgermeisterin Angela Stähler, Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf, Christoph Keller, Leiter der HSPV NRW am Standort Münster sowie Stadträtin Cornelia Wilkens und Stefan Querl, Leiter der Villa ten Hompel. 

Foto: Stadt Münster/Patrick Schulte. 

Bild Seminar: Naomi Roth (v.r.), Peter Römer und Thomas Köhler von der Villa ten Hompel führten am Montag durch das Seminar. Anhand von Fallbeispielen wie etwa den Massenverbrechen in der polnischen Stadt Białystok unter deutscher Besatzung 1941 setzten sich die Teilnehmenden unter anderem mit der Rolle der Polizei im NS-Staat auseinander. 

Foto: Stadt Münster/Patrick Schulte.