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Von Fremdenhass getrieben

Mutmaßlicher Täter von Paris wollte ursprünglich "Ausländer" in Vorort töten

Der mutmaßliche Täter der Gewalttat in Paris hat ursprünglich laut Staatsanwaltschaft die Ermordung von Migranten in einem Pariser Vorort geplant. Am Morgen der Tat sei der 69-jährige Franzose zunächst nach Saint-Denis gefahren, um dort "Ausländer" zu ermorden, gegen die er nach eigenen Angaben einen "pathologischen Hass" empfinde, teilte die Pariser Staatsanwältin Laure Beccuau am Sonntag mit. Die Pariser Banlieue hat einen hohen Migrantenanteil.

Allerdings habe er seine Pläne aufgegeben, da in dem Vorort nicht viel los war und seine Kleidung ihn am einfachen Nachladen seiner Waffe gehindert habe. Die Waffe kaufte er nach eigenen Angaben vor vier Jahren von einem mittlerweile verstorbenen Mitglied des Schützenvereins, dem er damals angehörte.

Nach der Rückkehr in die Wohnung seiner Eltern in Paris habe er entschieden, zu dem kurdischen Kulturzentrum zu gehen, wo er am Freitag schließlich drei Menschen tötete. Er habe nach eigenen Angaben die Absicht gehabt, seine gesamte Munition zu verbrauchen "und sich mit der letzten Patrone selbst umzubringen", erklärte Beccuau. Er wurde jedoch von Zivilisten in einem Friseursalon überwältigt, bevor er das Vorhaben umsetzen konnte. Der 69-Jährige beschrieb sich der Staatsanwältin zufolge als "depressiv" und "selbstmordgefährdet".

Gegen den Mann wird unter anderem wegen eines möglichen rassistischen Motivs ermittelt. Bislang deuteten die Ermittlungen auf "keine Verbindung zu einer extremistischen Ideologie" hin, erklärte die Staatsanwältin.

Seit einem Einbruch bei ihm im Jahr 2016 habe er "immer das Verlangen gehabt, Migranten, Ausländer zu ermorden", erklärte Beccuau weiter. Diesen Vorfall habe er als "Auslöser" betrachtet. Der frühere Lokführer hatte die Einbrecher damals brutal attackiert und wurde deshalb im Juni dieses Jahres zu zwölf Monaten Haft verurteilt. Gegen das Urteil legte er Berufung ein. 

Der 69-Jährige habe erklärt, er sei "auf alle Migranten" wütend, fügte die Staatsanwältin hinzu. Seine Wut auf Kurden habe er damit begründet, dass diese während ihres Kampfs gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat "Gefangene gemacht hätten, anstatt sie zu töten".

Der Verdächtige hatte am Freitag in der Nähe eines kurdischen Kulturzentrums in Paris drei Menschen erschossen und drei weitere verletzt. Er wurde am Tatort in Polizeigewahrsam genommen. Am Samstag wurde er in die psychiatrische Krankenstation der Polizeipräfektur verlegt.

noe/lan

© Agence France-Presse