Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen

Vierte Impfung im Sommer

Der Hausärzteverband rechnet mit einer vierten Corona-Impfung ab dem Sommer.

Nach Einschätzung des Deutschen Hausärzteverbandes wird ab Sommer 2022 eine weitere  Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus erforderlich sein. "Wir rechnen damit, dass im Sommer, spätestens im Herbst eine vierte Impfung nötig sein wird", sagte  Verbandschef Ulrich Weigeldt der "Bild"-Zeitung vom Samstag. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Neuinfektionen sank nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) gegenüber dem Vortag leicht - die Zahl der Corona-Todesfälle stieg hingegen. 

Weigeldt sagte, er hoffe, dass die vierte Corona-Impfung "schon in Verbindung mit der Grippe-Impfung" verabreicht werden könne, "um den Schutz vor Corona in eine Routine zu überführen". Kritisch sieht er die Beteiligung von Apothekern und Tierärzten an der Corona-Impfkampagne. Es sei "fragwürdig, wenn etwa in der Apotheke kein Arzt vor Ort ist, der bei - sehr seltenen - Komplikationen einschreiten kann", sagte er der "Bild". Auch vom Einsatz der Veterinäre in Impfzentren erwarte er "kaum einen Effekt auf die Impfkampagne". 

Ohnehin fänden die allermeisten Impfungen in den Praxen statt. "Besser wäre es, wenn möglichst viel Impfstoff in den Praxen ankommt", fügte Weigeldt hinzu. 

Bundestag und Bundesrat hatten am Freitag das neue Infektionsschutzgesetz gebilligt, das neben einer Impfpflicht für das Personal in Einrichtungen der medizinischen Versorgung und Pflege auch Neuerungen bei der Impfkampagne vorsieht. Demnach können künftig Zahnärzte, Tierärzte und Apotheker zusätzlich gegen das Coronavirus impfen. Voraussetzung ist eine entsprechende Schulung.

Am Samstag meldete das RKI eine bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz von 402,9. Am Vortag hatte der Wert noch bei 413,7 gelegen, vor einer Woche bei 442,7. Die Gesamtzahl der Corona-Todesfälle in Deutschland stieg laut RKI um 510 auf nun 105.506. Am Freitag hatte das Robert Koch-Institut 484 Corona-Todesfälle angegeben und am Donnerstag 465. 

Angesichts der sich weiter ausbreitenden Omikron-Variante des Coronavirus forderte der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen ein höheres Impftempo und vorgezogene Booster-Impfungen. "Wir müssen nun in den Modus einer vorausschauenden Pandemiepolitik kommen", sagte er der "Rheinischen Post" vom Samstag. 

"Wir werden auch den Zeitpunkt der Booster-Impfungen vorziehen müssen", sagte Dahmen. Deshalb sei jetzt "maximales Tempo beim Impfen" nötig. Dahmen lobte, dass der neue Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zusammen mit dem neuen Krisenstab "sofort mit einer Impfinventur für Klarheit" sorge, wieviel Impfstoff wo und wann zur Verfügung stehe und dafür sorge, "dass schnellstmöglich so viele Menschen wie möglich geschützt werden" könnten.

Intensivmediziner erwarten angesichts der Omikron-Variante eine Zunahme von Covid-19-Erkrankungen bei Kindern. "Die Zahl der infizierten Personen und damit auch der Kinder wird dramatisch ansteigen", sagte Florian Hoffmann, Kinder-Intensivmediziner und Generalsekretär der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), den Zeitungen der Funke Mediengruppe. 

Derzeit lasse sich zwar noch nicht sagen, ob Omikron auch häufiger zu schwereren Krankheitsverläufen führe, erklärte Hoffmann. Doch selbst bei milderen Verläufen könne allein die hohe Anzahl an Infizierten dazu führen, dass in absoluten Zahlen mehr Kinder ins Krankenhaus müssten als jetzt.

Divi-Präsident Gernot Marx sagte der "Passauer Neuen Presse", dass die Situation auf den deutschen Intensivstationen weiterhin stark angespannt sei.

Der Vorsitzende der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, mahnte eine stabile Infrastruktur für weitere Impfungen an. "Es ist vorhersehbar, dass die Booster-Impfangebote bis weit in das nächste Jahr reichen werden", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Apotheken, Zahnärzte, provisorische Impfstellen und überlaufene Arztpraxen sind kein Zukunftsmodell", sagte er. So leide die medizinische Grundversorgung der Patienten. Nötig sei ein starkes Rückgrat von Impfzentren und mobilen Teams.

jm/jes