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Omikron-Angst drückt auf die Börsen

Die Angst vor möglicherweise weitreichenden Folgen der neuen Corona-Variante Omikron drückt auf die Stimmung an den Börsen.

Der Deutsche Aktienindex (Dax) sank bei Handelsbeginn am Dienstag um 1,1 Prozent und am Vormittag weiter um 1,5 Prozent. Für Unruhe sorgten insbesondere die Äußerungen von Moderna-Chef Stéphane Bancel, die aktuellen Impfstoffe seien möglicherweise weniger wirksam gegen Omikron. 

Nach dem ersten Omikron-Schock am Freitag hatten sich die Kurse am Montag zunächst leicht erholt. In den USA schloss die Wall Street am Montagabend noch 0,68 Prozent im Plus. Am frühen Dienstag eröffnete die Börse in Tokio 1,5 Prozent im Plus - dann veröffentlichte die "Financial Times" das Interview mit Moderna-Chef Bancel. In Tokio drehte sich die Stimmung, der japanische Leitindex Nikkei schloss 1,63 Prozent im Minus bei 27.821,76 Punkten, dem niedrigsten Wert seit Anfang Oktober.

Moderna-Chef Bancel sagte der Zeitung, wegen der vielen Mutationen der Omikron-Variante gingen Wissenschaftler von einer "erheblichen Abnahme" der Schutzwirkung aus. Sein Unternehmen habe bereits mit der Arbeit an einem überarbeiteten Impfstoff begonnen, aber dies werde einige Monate dauern.

Bislang hatten sich Virologen und Impfstoffhersteller zuversichtlich gezeigt, dass die existierenden Impfstoffe auch gegen die neue Variante gut wirken. Bancel sagte aber nun: "Alle Wissenschaftler, mit denen ich gesprochen habe, sagen: 'Das wird nicht gut sein'." 

In China fiel der Hang-Seng-Index in Hongkong um 1,6 Prozent, die Kurse in Shanghai und Shenzhen dagegen blieben weitgehend unverändert. Die Märkte "mögen keine Unsicherheit", erklärte Analyst Tangi Le Liboux von Aurel BGC in Paris. Sollte Omikron dafzu führen, dass mehr und mehr Länder ihre Grenzen wieder dichtmachen, "dann könnten die Lieferkettenprobleme weltweit wieder größer werden". 

In Paris stand der CAC 40 am Vormittag bei 1,51 Prozent im Minus, in London gaben die Kurse um 1,47 Prozent nach und in Mailand um 1,8 Prozent. 

Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets versuchte zu beruhigen: Die Äußerungen des Moderna-Chefs seien "zum jetzigen Zeitpunkt wie alle anderen Aussagen zu Omikron als vorläufig zu betrachten. Und so wird es vermutlich in den nächsten Tagen weitergehen." An einem Tag kämen gute Nachrichten, die am Aktienmarkt einen Kurssprung nach oben auslösen, am nächsten schlechte, die einen Einbruch mit sich bringen. "Risk on-Risk off - an diese hohe Volatilität müssen sich Anleger wohl gewöhnen, bis sich Erkenntnisse zur neuen Virus-Variante konkretisieren."

Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt bereits seit Monaten, dass das Coronavirus und seine Varianten alle Konjunkturvorhersagen über den Haufen werfen können. Gregory Daco von Oxford Economics schätzt, dass Omikron "als milde Variante" ein Minus von 0,25 Punkten für das weltweite Wachstum bedeuten könnte. Als gefährliche Virusvariante, die Lockdowns weltweit zur Folge hätte, könnte Omikron aber auch für einen heftigen Rückgang von 4,5 Prozent auf 2,3 Prozent Wachstum sorgen, so Daco. 

ilo/jm