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Humanitäre Hilfe ist kein Allheilmittel

Bündnisorganisationen von "Aktion Deutschland Hilft" befürchten dramatische Nahrungsmittelknappheit

Bonn (ots) - Zehn Jahre sind vergangen, seit am 12. Januar 2010 das verheerende Erdbeben Haiti erschütterte. Die Hilfsbereitschaft war groß: 17 Millionen Euro Spenden erhielt das Bündnis "Aktion Deutschland Hilft" damals. Mit den Spenden unterstützten die Bündnisorganisationen beim Wiederaufbau, leisteten medizinische Hilfe, verteilten Lebensmittel und führten Katastrophenvorsorgeprojekte durch. Erschwert wurden die langfristigen Hilfsprojekte der Organisationen in den letzten zehn Jahren nicht nur durch weitere Naturkatastrophen wie Hurrikan Matthew 2016.

Die politische Instabilität sowie eine chronische wirtschaftliche und soziale Krise sind grundlegende Faktoren, die humanitäre Organisationen nur begrenzt beeinflussen können, die sich aber massiv auf das Gelingen von nachhaltiger Entwicklung auswirken. "Trotz aller Herausforderungen und Rückschläge: Es wäre fatal, die Hilfe im Land zu beenden. Die politische Stabilisierung eines Staates und die damit einhergehende Stärkung und Entwicklung einer Gesellschaft brauchen Zeit - und vor allem die richtigen Akteure", sagt Manuela Roßbach, geschäftsführende Vorständin von "Aktion Deutschland Hilft". "Die humanitäre Hilfe gerät hier an ihre Grenzen. Sie ist kein Allheilmittel, wenn es darum geht, politische oder wirtschaftliche Grundprobleme in einem Land wie Haiti zu lösen."

Trotz aller Herausforderungen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten arbeiten Bündnisorganisationen unermüdlich weiter daran, den Haitianern zu einem stabileren Leben zu verhelfen. Hilfsprojekte sind auf die Bedürfnisse und die Unabhängigkeit der Haitianer ausgerichtet. Malteser International baut auf gemeindebasierte Arbeit und die starke Zusammenarbeit mit lokalen Partnern. So unterstützt die Bündnisorganisation einen Bürgerverein beim Bau von Wasseraufbereitungsanlagen und der Organisation der Trinkwasserverteilung zu moderaten Preisen. World Vision hat sich direkt nach dem Beben und in den Folgejahren mit Nothilfemaßnahmen wie der Verteilung von Trinkwasser, Nahrungsmitteln, Küchen- und Hygienesets und dem Aufbau von Unterkünften engagiert. In den ersten Jahren lebten noch Zehntausende Menschen in Notunterkünften wie Zeltstädten. Diese Zeltstädte wurden ab- und dauerhafte Unterkünfte aufgebaut. World Vision hat zudem zahlreiche Menschen mit Fördermitteln für ihre berufliche Entwicklung unterstützt.

Die Arbeit der Bündnisorganisationen von "Aktion Deutschland Hilft" bleibt auch zehn Jahre nach dem Erdbeben unerlässlich, denn im Zusammenhang mit den anhaltenden politischen Unruhen und der Wirtschaftskrise des Karibikstaates wird die Bedrohung durch die nächste humanitäre Katastrophe im Jahr 2020 immer wahrscheinlicher: Hilfsorganisationen im Bündnis warnen eindringlich vor einer akuten Nahrungsmittelkrise. Grund sind Ernteverluste durch immer wiederkehrende Extremwetterphänomene oder Naturkatastrophen wie Dürren oder Hurrikane. "Haiti befindet sich eigentlich in einem chronischen Notfall. Die kontinuierliche Finanzierung der Arbeit von Hilfsorganisationen ist notwendig, um ein Mindestmaß an Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Mit Blick auf die Zukunft sind jedoch auch strukturelle und politische Veränderung erforderlich, um die Haitianer nicht in einem Zustand der Hilfslosigkeit zu belassen", so Roßbach.

"obs/Aktion Deutschland Hilft e.V./Malteser International/Castaneda"

Bildrechte: Aktion Deutschland Hilft e.V.

Fotograf: Malteser International/Castaneda