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Besser gegen Gesundheitsgefahren wappnen

Nach Ansicht von Ärztepräsident Klaus Reinhardt muss sich Deutschland besser gegen die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels wappnen.

Diese Gefahren seien "keine ferne Bedrohung mehr", sondern eine weltweite Realität, sagte Reinhardt zum Auftakt des 125. Deutschen Ärztetags am Montag in Berlin. Zugleich beklagte er eine durch die Pandemie verschärfte Polarisierung der Gesellschaft und wachsende Gewalt gegen Beschäftigte im Gesundheitswesen.

Der Klima- und Gesundheitsschutz ist eines der Schwerpunktthemen des zweitägigen Ärztetags. "Immer häufiger kommt es auch in Deutschland zu Hitzewellen, die vor allem für ältere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen tödlich verlaufen können", sagte Reinhardt. Weitere Gesundheitsgefahren entstünden durch neuartige Krankheitserreger und Extremwetter.

Auf die Gesundheitseinrichtungen kommen Reinhardt zufolge dadurch neue Aufgaben bei der Patientenversorgung zu. Neben einem nationalen Hitzeschutzplan sollten konkrete Maßnahmenpläne für Kliniken, Not- und Rettungsdienste sowie Pflegeeinrichtungen zur Vorbereitung auf Extremwetterereignisse verpflichtend werden. Auch der Investitionsbedarf zum Beispiel für den Bau klimaneutraler Krankenhäuser sowie für die Nutzung klimaneutral gewonnener Energie im Gesundheitsbereich müsse berücksichtigt werden.

Auch der Marburger Bund forderte die Reduzierung von CO2-Emissionen im Gesundheitsbereich. "Wir brauchen in den Einrichtungen des Gesundheitswesens größere Bemühungen um den Klimaschutz, beispielsweise indem Verbrauchsmaterialien und auch der Energieverbrauch reduziert werden",sagte die Vorsitzende Susanne Johna den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.

Gesundheitsgefahren durch den Klimawandel sieht Johna nicht nur durch die Folgen von Extremwetter, "auch die mit der Erwärmung einhergehende Ausbreitung von bisher bei uns unbekannten Mückenarten wird zu gesundheitlichen Problemen führen". Manche seien Überträger gefährlicher Krankheitserreger. "Darauf müssen wir uns einstellen und vorbereitet sein", sagte die Vorsitzende des Marburger Bunds.

Angesichts von Übergriffen im Gesundheitsbereich forderte Reinhardt ein klares Bekenntnis zum Schutz der Beschäftigten. "Wir leben in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft, und die Pandemie hat diese Polarisierung noch einmal verschärft." Dies habe auch Auswirkungen auf Praxen und Kliniken. "Impfende Ärztinnen und Ärzte erhalten Drohbriefe, werden Opfer verbaler und körperlicher Gewalt", kritisierte der Ärztepräsident. Mitunter sei sogar Polizeischutz für Praxisteams oder Klinikambulanzen notwendig.

Der Ärztetag, der wegen der Coronalage als hybride Veranstaltung stattfindet, befasst sich ferner mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen, Vergütungsfragen und den Folgen der Pandemie. Anders als in den Vorjahren nimmt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nicht teil.

Nach Ansicht der Ärzteschaft muss die Gesundheitskompetenz der Menschen gefördert werden, nicht nur die Pandemie betreffend. Wenn es um Antworten - auch zu den in sozialen Medien kursierenden Falschmeldungen - gehe, mangele es aber häufig an gesundheitlicher Aufklärung von staatlichen Stellen. "Gesundheitsinformationen müssen leicht verständlich sein und in verschiedenen Sprachen zur Verfügung stehen", sagte Reinhardt.

Von den Ampelparteien SPD, Grüne und FDP forderte der Ärztepräsident in einem möglichen Koalitionsvertrag einen herausgehobenen Stellenwert für die Gesundheitspolitik. Die bisherigen gesundheitspolitischen Ankündigungen reichten nach den Erfahrungen der Corona-Pandemie nicht aus.

Nötig seien unter anderem Konzepte zur Überwindung des Fachkräftemangels. "Die Personalsituationen in unseren Kliniken, in den Altenpflegeeinrichtungen und bei den mobilen Pflegediensten verschlechtert sich zusehends", sagte Reinhardt. "Wenn hier nicht bald etwas passiert, droht der Kollaps des Systems."

hex/cfm