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Ärzte gegen Impfkampagne bei Jugendlichen

"Die Indikation sollte aber gut durchdacht sein", verlangte Rodeck. Für chronisch kranke Kinder mit dem Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs würde er eine Impfempfehlung sehr unterstützen.

Nach der Zulassung des Corona-Impfstoffes von Biontech und Pfizer in der EU für Jugendliche und Kinder ab zwölf Jahren haben Vertreter von Haus- und Kinderärzteverbänden sich gegen eine generelle Impfkampagne für diese Altersgruppe ausgesprochen. Sie verwiesen in der "Welt" auf die dafür bislang nicht vorliegende Empfehlung der deutschen Ständigen Impfkommission (Stiko) sowie auf medizinische Bedenken.

"Wenn wir impfen, tun wir das primär aus Eigennutz des Impflings", sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), Burkhard Rodeck, der "Welt". Bei Corona wisse man aber, dass insbesondere jüngere Kinder meistens eine sehr überschaubare primäre Krankheitslast hätten. Wenn diese gleichwohl geimpft werden sollten, geschehe dies vorrangig "aus Gründen des Fremdnutzens für die Erwachsenen", damit diese "sich nicht anstecken und schwer erkranken".

Dies sei "ein ethisches Dilemma", sagte Rodeck. Er wandte sich zwar nicht generell gegen Impfungen von Kindern. "Die Indikation sollte aber gut durchdacht sein", verlangte der Mediziner. Für chronisch kranke Kinder mit dem Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs würde er eine Impfempfehlung sehr unterstützen.

Die Entscheidung darüber, wer wann wogegen geimpft wird, liege bei der Medizin, betonte auch der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigelt. Er kritisierte, dass es gleichwohl bereits vor der Zulassung des Impfstoffs für Kinder und Jugendliche politische Stellungnahmen für eine Impfkampagne für diese Altersgruppe gegeben habe. "Das schafft Verunsicherung in der Bevölkerung, die wir aktuell nicht gebrauchen können", kritisierte Weigelt.

Die Bundesregierung hat entschieden, dass sich auch Jugendliche und Kinder ab zwölf Jahren ab dem 7. Juni gegen Corona impfen lassen können. Eine Priorisierung bei der Terminvergabe soll es für sie aber nicht geben. Dies gilt unabhängig von einer Empfehlung durch die Ständige Impfkommission.

bk/cne

© Agence France-Presse