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Der Mensch dahinter Interview 2

Und weiter geht es mit unserer Reihe zur Initiative für Respekt und Toleranz www.der-mensch-dahinter.de. Was die Kommissarin Nadja Depping bewegt lesen Sie hier:

„Es ist ein besonderes Gefühl, wenn du im Einsatz jemanden glücklich machen kannst“

„Es war eine harte, aber verdammt wertvolle Zeit“, sagt Nadja Depping über ihre Arbeit im Kriminalkommissariat 12, dort, wo es um die Aufklärung und Verfolgung von Sexualdelikten geht. „Ich glaube, dass das ebenso wichtig ist wie das, was auf der Straße passiert“, sagt die junge Kommissarin. Mit Opfern von Vergewaltigungen hat sie gesprochen, mit Frauen und Kindern. „Die Menschen sind dankbar und geben einem ein Feedback“, ergänzt sie. Im Streifendienst sei das dagegen nur selten der Fall.

Nadja Depping hat gelernt, sich durchzusetzen. Immerhin kommt sie aus einem behüteten Elternhaus. „Meine Mutter hat mehr als einmal geschluckt, als ich ihr meinen Berufswunsch offenbarte.“ Gesagt habe sie aber nichts und erst kürzlich festgestellt: „Das hätte ja eh nichts geändert.“ Dort, wo die junge Kommissarin ihren Dienst ausübt, gehören Beleidigungen zum Alltagsgeschäft. „Schlampe und Hure ist normal“, sagt sie, wirkt dabei aber keineswegs resigniert. Wenn sie angespuckt wird, ist der Bogen für sie allerdings definitiv überspannt: „Das ist absolut entwürdigend.“ Sie schildert einen Fall häuslicher Gewalt, wobei sie „einen fixierten Herrn im Streifenwagen angeschnallt habe“. Dieser hätte ihr bei der Gelegenheit direkt ins Gesicht gespuckt.

Es spricht für die junge Frau, dass sie selbst hier von einem „Herrn“ spricht. Natürlich fällt das schwer, doch die polizeiliche Arbeit muss ja getan werden. Zum Glück gibt es auch andere Seiten. Und da kommt Nadja Depping auf ihre Zeit im KK 12 zurück. Es gebe dort einen Bereich mit Spielzeug für die missbrauchten Kinder, erzählt sie und erinnert sich an ein kleines Mädchen, für das sie selbst gar nicht zuständig war. Als sie einen Blick in das Zimmer warf, fragte das Mädchen: „Spielst du mit mir?“ Die Beamtin nahm sich eine halbe Stunde Zeit, baute mit Puppen Nähe und Vertrauen auf. „Es ist ein besonderes Gefühl, wenn du im Einsatz jemanden glücklich machen kannst“, sagt sie.

Wenn es tatsächlich so kommt, wie sie es sich wünscht, soll ihr Weg wieder zurück ins Kriminalkommissariat 12 führen. Dann wird sie auf jeden Fall eine Möglichkeit brauchen, die hohe psychische Belastung, mit der sie dort konfrontiert ist, zu kompensieren. Reiten, Joggen, Thaiboxen, Skifahren – es gibt kaum einen Sport, den die Kommissarin nicht ausübt. Als Ausgleich scheint das sehr gut gewählt.

Burkard Knöpker

Foto: Charlotte Beck