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Die Welt nach Münster holen

Als zentrale Einrichtung der Universität Münster unterstützt das Sprachenzentrum seit 30 Jahren die Internationalisierungsstrategie der WWU. Fünf Gastautoren schildern ihre Erinnerungen an das SPZ.

Seit 1991 steht das Sprachenzentrum (SPZ) der WWU für eine hochwertige und nach Zielgruppen ausgerichtete Fremdsprachenausbildung. Ob Arabisch, Russisch oder Spanisch – die Studierenden können inzwischen aus 14 Fremdsprachen wählen, für Mitarbeiter gibt es Einzelangebote. Als zentrale Einrichtung der Universität Münster unterstützt das SPZ seit 30 Jahren die Internationalisierungsstrategie der WWU. Fünf Gastautoren schildern ihre Erinnerungen an das SPZ:

Eva Dammers, Deutsch-Lehrerin

Ob Studierende aus Polen, Spanien, China oder Namibia – es gibt kaum eine Nationalität, mit der ich im Laufe meiner Tätigkeit als Deutschlehrerin am SPZ nicht in Kontakt gekommen bin. Der Kontakt zu jungen Leuten aus der ganzen Welt gefällt mir bei meiner Arbeit besonders gut. Ich bin schon immer gerne in andere Länder gereist. Die alltäglichen Verpflichtungen und die aktuelle Coronapandemie machen das aber nicht immer möglich. So ist es schön für mich, dass ich mir über meinen Beruf die Welt nach Hause holen kann. Durch die Geschichten meiner Studierenden erfahre ich etwas vom Leben der Menschen aus aller Welt und komme immer wieder in die Situation, mein eigenes Leben und meine eigene Kultur zu reflektieren. Das finde ich sehr spannend!

Amanda Wurzel Rodríguez, ehemalige studentische Hilfskraft

Als ich in meinem zweiten Semester, im Frühjahr 2014, als studentische Hilfskraft am SPZ anfing, hätte ich nie gedacht, dass ich dort fast meine komplette Studienzeit arbeiten würde. Sechs Jahre war ich gleichzeitig Aufsichtsperson, Fragen-Beantworter, Organisator, Klausuren-Aufgabenersteller und Aktensortierer.

In dieser Zeit habe ich viel gelernt. Dazu gehört unter anderem, dass jede Prüfungsphase neue Herausforderungen mit sich bringt; dass eine Prüfungsaufsicht gar nicht so „cool“ ist, wie man als Prüfling denkt; dass man zusätzlich zu dem sicheren „mi nombre es Amanda y soy ayudante estudiantil“ auch das Pendant „my name is Amanda and I am a student assistant“ benötigt, um zu helfen. 

Vor allem habe ich das SPZ-Team zu schätzen gelernt. Vorgesetzte, Dozenten, Hilfskräfte und Studierende haben stets einen respektvollen Umgang miteinander gepflegt. Über die Jahre sind viele Freundschaften entstanden, die mich über meine Studienzeit hinaus begleiten und hoffentlich noch viele Jahre bestehen.

Óscar Enrique Guerrero Penagos, Spanischlehrer

Ursprünglich hatte ich vor, in Münster Deutsch zu lernen, meinen Master zu absolvieren und anschließend in mein Heimatland Kolumbien zurückzukehren. Doch es kam anders. Im Lehrgebiet „Deutsch als Fremdsprache“ habe ich meine Frau und die Mutter meiner Tochter kennengelernt und arbeite seit mittlerweile acht Jahren als Lehrkraft für Spanischkurse am SPZ. Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Unterricht als Dozent am SPZ. Im Seminarraum gab es zwischen den PCs Trennwände aus Glas. Ich war nervös, und als ich mit Schwung einen Stuhl bewegte, bin ich mit diesem gegen das Glas gestoßen, was daraufhin zerbrach. Das war mir sehr peinlich. Mittlerweile bin ich routinierter und habe viel Spaß am Unterrichten. Das SPZ hat meine Pläne in Deutschland positiv beeinflusst. Ich freue mich darauf, noch viele weitere Jahre hier arbeiten zu dürfen.

Theresa Viefhaus, Studentin

Vom Bachelor bis zur Promotion: Das SPZ ist ein steter Begleiter in meiner Zeit an der WWU. An unsere erste Begegnung erinnere ich mich, als wäre sie gestern gewesen. Als frischgebackene Spanisch-Studentin stapfte ich im Oktober 2012 die scheinbar unzähligen Treppen in den 4. Stock des Bispinghofs hoch, um den von allen Erstis gefürchteten C-Test zu absolvieren, der sich am Ende glücklicherweise als harmlos erwies. In den folgenden Jahren nahm ich an mehreren Französischkursen, am Tandemprojekt sowie im Rahmen des Zertifikats Deutsch als Fremd-/Zweitsprache an einem Japanischkurs teil. Für mich steht das SPZ daher nicht nur für Vielfalt und interkulturellen Austausch, sondern auch für die großartige Möglichkeit, Studierende anderer Disziplinen kennenzulernen und über den Tellerrand des eigenen Fachs zu blicken.

Jessica Sanfilippo-Schulz, ehemalige Mitarbeiterin für C-Tests

Im Studium habe ich mehrere Kurse am SPZ belegt, und kurz nach meinem Masterabschluss fing ich dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin an. Damals musste das SPZ wegen Renovierungsarbeiten am Bispinghof für zwei Jahre an die Corrensstraße übersiedeln. Weil mein Büro dort winzig war, arbeitete ich gern mit offener Tür. Vormittags hörte ich, wie nebenan japanische Silben vermittelt wurden, mittags erklärte jemand juristische Terminologie auf Spanisch, und nachmittags bekam ich mit, wie die Lehrkraft medizinische Begriffe auf Englisch unterrichtete. In den drei Jahren, in denen ich als Koordinatorin für die Einstufungstests und englische Sprachzeugnisse arbeitete, lernte ich zusätzlich die Interdisziplinarität und die sehr vielfältigen biografischen Hintergründe der Lehrkräfte des SPZ zu schätzen.


KURZ NACHGEFRAGT: Dr. Andrea Schilling, Leiterin des WWU-Sprachenzentrums


Welche Rolle hat das SPZ an der WWU?

Bis 2012 war das SPZ eine wissenschaftliche Einrichtung. Heute ist es eine zentrale Betriebseinheit mit mehreren Unterabteilungen: dem Lehrgebiet ‚Deutsch als Fremdsprache‘ und seinen studienvorbereitenden Deutschkursen und der Supportstelle Englisch. Das SPZ ist stetig gewachsen und hat seine Angebote ausgebaut. Aktuell kümmern sich 35 Mitarbeiter und 70 Lehrbeauftragte um knapp 7.000 Teilnehmern in 400 Sprachkursen pro Jahr.

Was sind die Ziele der Fremdsprachenausbildung?

Wir fördern die Mobilität im Studium und in der Forschung durch fachsprachliche Angebote. Dadurch stärkt das SPZ die Mehrsprachigkeit und interkulturellen Handlungskompetenzen. Darüber hinaus bereiten wir die Studierende auf einen Beruf in einem internationalen Umfeld vor. Ein weiteres Ziel ist die Weiterentwicklung und Umsetzung von Qualitätsstandards, zum Beispiel die Implementierung von innovativen Lehr- und Lernformen sowie Qualifizierungsmaßnahmen für Lehrkräfte.

Gibt es herausragende Ereignisse am SPZ?

Ein Höhepunkt ist immer, wenn man als Gastgeber während einer Tagung oder eines Workshops Kollegen in Münster zum fachlichen Austausch empfangen darf. Auch die jährlichen Zertifikatsfeiern mit den Juristen für die Absolventen der fachspezifischen Fremdsprachenausbildung sind mit den Studierenden ein besonderes Erlebnis.

Aber auch das SPZ "leidet" unter der Corona-Pandemie?

Wir arbeiten schon länger mit digitalen Lehr- und Lernformaten – daher waren wir von Beginn an gut aufgestellt. Trotzdem mussten wir viel umorganisieren. Aber es haben sich auch neue Möglichkeiten ergeben. So haben wir beispielsweise wir mit französischen Studierenden aus Chambéry ein Seminar durchgeführt. Auch unser Tandemprogramm – zwei Personen mit unterschiedlichen Muttersprachen treffen sich, um die Sprache des anderen zu lernen – klappt gut während der Corona-Pandemie, allerdings nur digital. Dennoch ist das Vis-à-vis für das Lernen einer Sprache essenziell. Mimik und Gestik gehen bei digitalen Gesprächen oft verloren.

WWU Münster (upm/kk). Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. Nr. 2, 14. April 2021.

Foto: 1STunning Art, Adobe Stock. Sprache als Schlüssel zur Welt: Das Sprachenzentrum stärkt die Kompetenzen für internationale Kommunikation.