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Ausländische Zuschauer bei Olympia in Tokio ausgeschlossen

"Auf der Grundlage der aktuellen Pandemie-Situation ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Einreise nach Japan in diesem Sommer für Menschen aus dem Ausland garantiert ist."

Das größte Sportereignis der Welt wird in diesem Jahr ohne ausländische Zuschauer stattfinden: Wegen der andauernden Corona-Pandemie sei eine Einreise nach Japan während der Olympischen und Paralympischen Spiele im Sommer nicht möglich, teilten die Organisatoren der Spiele am Samstag nach Beratungen mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC), dem Paralympischen Komitee (IPC) und japanischen Regierungsvertretern mit.


Die Infektionslage in Japan und anderswo in der Welt sei weiterhin "sehr herausfordernd", hieß es in der Erklärung. "Auf der Grundlage der aktuellen Pandemie-Situation ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Einreise nach Japan in diesem Sommer für Menschen aus dem Ausland garantiert ist." Deshalb seien die japanischen Verantwortlichen für die Spiele zu dem Schluss gekommen, dass Fans aus dem Ausland "während der Olympischen und Paralympischen Spiele nicht nach Japan einreisen können". 

Mit der historisch beispiellosen Entscheidung wolle man im Ausland lebenden Ticket-Inhabern "Klarheit" verschaffen und die Möglichkeit geben, ihre Reisepläne "anzupassen", erklärten die Organisatoren. Das IOC und IPC "respektieren und akzeptieren diese Entscheidung vollständig". Genauere Angaben zur Rückerstattung bereits gekaufter Tickets sollen den Angaben zufolge zeitnah veröffentlicht werden. Auch eine Entscheidung darüber, wie viele einheimische Fans während der Spiele in die Stadien gelassen werden, steht noch aus. 

Die Entscheidung für den Ausschluss ausländischer Zuschauer sei nicht leicht gefallen, betonte Chef-Organisatorin Seiko Hashimoto. "Ich war selbst eine Athletin. Ich hatte das Vergnügen, mehrmals an Olympischen Spielen teilzunehmen." Dass in diesem Jahr keine Gäste aus dem Ausland zugelassen werden könnten, sei enttäuschend. Die Maßnahme sei aber "unvermeidbar", um eine "sichere Umgebung für alle Teilnehmer" zu schaffen. 

Die Olympischen Spiele 2020 waren wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben worden. Sie sollen nun vom 23. Juli bis 8. August in Tokio stattfinden, einen Monat vor den Paralympischen Spielen. Die Entscheidung, die Spiele trotz der andauernden Corona-Pandemie abzuhalten, sorgt in der japanischen Öffentlichkeit zunehmend für Unmut. In Umfragen sprach sich zuletzt eine Mehrheit dafür aus, die Spiele abzusagen oder erneut zu verlegen. Beide Optionen schlossen sowohl die japanischen Organisatoren als auch das IOC aus.

Bei der Bekanntgabe der Verschiebung der Spiele im vergangenen Jahr hatten die Organisatoren noch erklärt, das Sportereignis werde 2021 als "Beweis für den menschlichen Triumph über das Virus" abgehalten werden. Stattdessen wird das weltgrößte Sportereignis der Welt nun größtenteils als Fernseh-Event ausgetragen.  

Das US-Athleten-Team reagierte enttäuscht auf die Verkündung des Einreiseverbots. Das Team habe gehofft, "dass diese Botschaft niemals kommen würde", hieß es in einer Erklärung. Es wolle weiterhin für Möglichkeiten eintreten, mit denen "amerikanische Fans die Spiele persönlich erleben können".

"Nie zuvor ist es passiert, dass es ausländischen Zuschauern verboten wurde, während der Spiele in das Gastgeberland einzureisen", sagte der auf Olympia spezialisierte Professor Jean-Loup Chappelet von der Universität Lausanne. Selbst 1920, als die Spanische Grippe wütete, seien ausländische Gäste bei den Olympischen Spielen in Antwerpen zugelassen gewesen. "Selbst 1896 organisierte die Reiseagentur Cook 'Pakete' für jene, die an den ersten modernen Spielen in Athen teilnehmen wollten."

Die Verschiebung der Spiele um ein Jahr sowie die umfassenden Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen haben die bereits gigantischen Olympia-Kosten explodieren lassen. Mit einem nunmehr veranschlagten Budget von 1,64 Billionen Yen (12,55 Milliarden Euro) könnten die diesjährigen Olympischen Sommerspiele zu den teuersten der Geschichte werden. 

isd/jes


Sara HUSSEIN und Andrew MCKIRDY / © Agence France-Presse