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Erster eScience-Tag an der WWU

Neue Möglichkeiten für die Forschung - ULB und ZIV laden zu Veranstaltung am 2. Dezember ein

Am 2. Dezember findet der erste eScience-Tag an der Universität Münster statt. © ULB

Unter dem Motto „eScience is your Science“ findet am 2. Dezember der erste eScience-Tag an der Universität Münster statt. Im Vom-Stein-Haus stellen Experten von 12 bis 18 Uhr Methoden und Infrastrukturen vor und zeigen anhand aktueller Projekte, was eScience im Bereich Forschung bereits leistet. In Zusammenarbeit mit Jörg Lorenz, stellvertretender Direktor der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB), haben wir die wichtigsten Aspekte rund um das Thema in Fragen und Antworten zusammengefasst.

Was versteht man unter dem Begriff eScience?

eScience verändert mittels der Digitalisierung nicht allein die Werkzeuge in der Forschung, sie verändert zugleich die Wissenschaft selbst. Stand früher das „e“ für eine elektronische Revolution, so steht das „e“ in eScience für eine „erweiterte“ (enhanced) Wissenschaft. Vor allem die schnelle und gemeinsame Verarbeitung großer Datenmengen sowie die wachsenden Möglichkeiten ihrer Visualisierung legen neue Forschungsfragen nahe. „Intelligente Infrastruktur bietet die Basis für eScience. Aber erst die darauf aufbauenden neuen Methoden machen aus eScience eine lebendige, zukunftsorientierte Forschung“, erklärt Jörg Lorenz.

In welchen Bereichen kommt eScience zum Einsatz?

Überall dort, wo Forschungsdaten erhoben und verarbeitet werden. Neben den klassischen datenbasierten Disziplinen der Natur- und Lebenswissenschaften bieten sich neue Perspektiven für die Geistes- und Sozialwissenschaften. Die digitalen Geisteswissenschaften („Digital Humanities“/DH) sind daher integraler Bestandteil von eScience.

Welche Infrastruktur steht an der WWU zur Verfügung?

Das Spektrum der „eScience WWU“-Struktur, die durch Kooperation von ULB und Zentrum für Informationsverarbeitung (ZIV) entsteht, reicht weit: Datenwissenschaftler bieten ihre Kenntnisse an, um aus Daten Wissen zu generieren. Techniker betreiben Hochleistungsrechner und machen entsprechende Kapazitäten uniweit verfügbar. Spezialisten richten Portale zur sicheren Speicherung und Verwaltung großer Mengen von Forschungsdaten ein. Nicht zuletzt arbeiten Entwickler an standardisierten Softwarelösungen, gegebenenfalls mit individuellen oder gezielten Anpassungen für die DH.

Wo steht eScience vor strukturellen Herausforderungen?

Nicht selten werden große Veränderungen mit kleinteiligen und zeitlich begrenzten Projektfinanzierungen gefördert. Wertvolle Entwicklungen finden so oft ein frühes Ende; Technik und Software veralten, kompetente Ansprechpartner gehen verloren. „Die WWU bevorzugt erfreulicherweise einen anderen Weg“, sagt Jörg Lorenz. „Dank oftmals langfristiger Finanzierung entwickeln sich nachhaltige Strukturen innerhalb der Universität. Kontinuität und eine ständige Weiterentwicklung der eScience-Infrastruktur werden so möglich.“ Herausfordernd sei dies in erster Linie für das ZIV und die ULB.

Gibt es Kooperationen mit anderen Forschungseinrichtungen oder Universitäten?

eScience lebt per se von der Zusammenarbeit mit anderen Forschern und deren Einrichtungen. Das gilt für die Wissenschaft ebenso wie für den Aufbau von Infrastruktur. Beteiligt sind dabei Universitäten in der Region wie Bielefeld oder Duisburg-Essen, aber ebenso das CERN in Genf. Nicht immer muss das Rad neu erfunden werden. In der Regel haben andere bereits Vorarbeit geleistet. Andererseits profitieren andere auch von der Arbeit in Münster. Die eScience-Struktur an der WWU fühlt sich laut Jörg Lorenz dem Gedanken der „Openness“ verpflichtet: „Neben ‚Open Access‘ und ‚Open Data‘ heißt das für uns auch eine Kultur der ‚Open Innovation‘.“

Welche Möglichkeiten bietet eScience den Forschern?

Das Motto des ersten eScience-Tages an der WWU heißt „eScience ist your Science“. Über alle Wissenschaftskulturen hinweg sollen Forscher das tun, was sie am besten können. „Wir helfen ihnen, ihre eScience-basierten Ideen umzusetzen“, sagt Jörg Lorenz. Bei Forschungsdaten behalten die Wissenschaftler die Kontrolle, so dass Datenschutz und -sicherheit gewährleistet sind. Wichtig ist aber, dass Interessierte früh – also deutlich vor etwaigen Antragstellungen – Kontakt aufnehmen.

Gibt es Forschungsprojekte an der WWU, in denen eScience-Methoden vorbildlich eingesetzt werden?

Ein gutes Beispiel für eine zukunftsweisende Kooperation über Disziplinen hinweg ist ein archäologisches Projekt der Ägyptologin Prof. Dr. Angelika Lohwasser. Mit ihrem Team erforschte sie jahrtausendealte Hinterlassenschaften von Menschen im Sudan. Mit digitalisierten Luftaufnahmen spürte das Team Wege und Gemäuer auf, Fundstellen und Fundstücke wurden in einem Geoinformationssystem markiert. Gemeinsam mit dem Institut für Geoinformatik entwickelten die Wissenschaftler eine Plattform, in der die Daten dauerhaft gespeichert und anderen Forschern zugänglich gemacht werden.

 

Forschende, die bereits eScience-Methoden oder entsprechende Infrastruktur nutzen, können sich beim eScience-Tag an der Postersession und/oder am Posterslam beteiligen. Um Ankündigungen der Teilnahme wird baldmöglichst gebeten per E-Mail an escience@wwu.de. Einsendeschluss der Poster (PDF, DIN A0 Hochformat) ist am 25. November 2019.

   

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben, Nr. 7, November 2019.