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Löw hört nach Fußballeuropameisterschaft als Bundestrainer auf (mit Kommentar)

Der langjährige Fußballbundestrainer Joachim Löw beendet nach der Europameisterschaft in diesem Sommer seine Tätigkeit für den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Löw habe darum gebeten, seinen ursprünglich bis zur Weltmeisterschaft 2022 laufenden Vertrag unmittelbar mit Abschluss des Turniers zu beenden, teilte der DFB am Dienstag in Frankfurt am Main mit. Dem sei zugestimmt worden.

Löws größter Erfolg in seiner bisher knapp 15 Jahre dauernden Tätigkeit als Cheftrainer war der Gewinn des Weltmeistertitels im Jahr 2014. Nach dem Vorrundenaus bei der WM 2018 geriet der Trainer allerdings immer wieder in die Kritik. Löw erklärte zu seinem Rückzug, er gehe "diesen Schritt ganz bewusst, voller Stolz und mit riesiger Dankbarkeit, gleichzeitig aber weiterhin mit einer ungebrochen großen Motivation, was das bevorstehende EM-Turnier angeht".

DFB-Präsident Fritz Keller erklärte, er habe "großen Respekt" vor Löws Entscheidung. "Der DFB weiß, was er an Jogi hat, er ist einer der größten Trainer im Weltfußball - Jogi Löw hat den deutschen Fußball wie kaum ein anderer über Jahre hinweg geprägt und international zu höchstem Ansehen verholfen."

Dies sei dem 61-Jährigen nicht nur aufgrund seiner sportlichen Errungenschaften, sondern auch wegen seiner Empathie und Menschlichkeit gelungen. "Dass er uns frühzeitig über seine Entscheidung informiert hat, ist hoch anständig - er lässt uns als DFB somit die nötige Zeit, mit Ruhe und Augenmaß seinen Nachfolger zu benennen."

Der Direktor Nationalmannschaften und DFB-Akademie, Oliver Bierhoff, erklärte, er habe fast 17 Jahre lang eng mit Löw zusammengearbeitet. "Wir durften gemeinsam so viel erleben und auch zusammen durchstehen." Unter Löw habe die Nationalmannschaft wieder für Spielfreude und attraktiven Offensivfußball gestanden, "diese Mannschaft und ihre Spieler haben sich unglaublich mit ihm entwickelt".

Löw wurde 2004 zunächst Kotrainer der Nationalmannschaft an der Seite von Jürgen Klinsmann. Nach dessen Rückzug nach dem dritten Platz bei der Weltmeisterschaft in Deutschland 2006 übernahm Löw das Amt des Cheftrainers. 

Unter Löw zog die Nationalmannschaft bei den von ihm verantworteten Europameisterschaften 2008, 2012 und 2016 jeweils mindestens ins Halbfinale ein, auch bei der WM 2010 kam Deutschland ins Halbfinale, 2014 folgte dann in Brasilien der WM-Sieg und damit der größte Erfolg in Löws Laufbahn.

Angesichts des enttäuschenden Abschneidens bei der WM 2018 und anschließenden schwachen Resultaten auch in der vom europäischen Fußballverband UEFA ausgerichteten neuen Nations League flammte immer wieder eine Debatte um einen möglichen Löw-Rückzug und dessen Nachfolge auf.

Zuletzt brachte der ehemalige Nationalspieler und Kolumnist Mehmet Scholl Rekordnationalspieler Lothar Matthäus als Trainer ins Gespräch. Auch über Jürgen Klopp, deutscher Trainer des englischen Meisters FC Liverpool, wurde in der Vergangenheit immer wieder als künftiger Bundestrainer spekuliert.

ran/cfm

© Agence France-Presse


Kommentar (stadt4.0): Was für eine Nachricht - für einige eine längst Überfällige, für andere eine Traurige.

Nach dem frühen Gruppen-Aus bei der WM 2018 und den anschließend dürftigen Auftritten folgte oftmals ein gewisses Mißtrauen. Ob die Zeit nicht reif wäre für eine neue Ära, neue Gesichter. Doch das Vertrauen zu Löw war vom DFB jederzeit gegeben.

Leicht sauer und enttäuscht habe auch ich den Satz: "Es wird Zeit für einen neuen Trainer!" über meine Lippen kommen lassen, doch nach den ersten Minuten der Wut folgte wieder Vertrauen. "Er weiß schon, was er macht" -  dachte ich mir immerzu.

Ich meine, er hat es konstant geschafft, in jeglichen Turnieren ins Halbfinale zu kommen. Und dann der Sieg gegen Argentinien. Er machte uns - mit einem wundervollen Team an seiner Seite - zum Weltmeister. Diese Gänsehaut ließ mich als treuer Fan lange nicht los. Genauso wie die Treue zu dem Mann, der dies alles möglich machte.

Natürlich wusste auch Löw nach dem schnellen Gruppen-Aus bei der WM-2018, dass Erneuerung notwendig ist. Diese sah er aber eher nicht bei sich selbst, sondern bei den Spielern. Mit Ehrgeiz suchte er junge, talentierte Spieler, die an die Stelle der Weltmeister traten, mit der Hoffnung, dass sie die EM 2021 mit neuem, frischen Wind aufwirbeln.

Löw als Trainer ist nicht frisch und neu, aber er hat nach all den Jahren den Willen zum Sieg. Als nun die Nachricht kam, dass Löw zurücktritt war das erstmal ein Schock. Dann wurde mir klar, dass dieser Schritt unabdinglich ist. Die Beziehung zwischen ihm und dem DFB war von Fairness und Vertrauen übergoldet, so dass auch Löw bei seinem Abgang genug Zeit gibt, um einen neuen Trainer zu finden - wirklich fair!

Was wäre das für ein Abgang, wenn er der Welt zeigt, dass er es immer noch drauf hat. Die EM gewinnt und sich dann nach einem gewissen zweiten Höhepunkt zur Ruhe setzt. Ich zumindest wünsche ihm das Beste, mit dem Blick auf die tollen Momente, die unter anderem er uns beschert hat.