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Erneut Demonstranten in Myanmar durch Polizeischüsse lebensgefährlich verletzt

Die Polizei habe mit scharfer Munition geschossen, verlautete aus Krankenhauskreisen.

Die Polizei in Myanmar hat am Dienstag bei erneuten Protesten gegen den Militärputsch drei Demonstranten durch Schüsse lebensgefährlich verletzt.  Aus San Chaung wurde ein harter Polizeieinsatz gemeldet. Mitglieder der Asean-Staatengruppe übten ungewöhnlich scharfe Kritik an der Junta, die am 1. Februar in Myanmar die Macht übernommen hatte.

"Wir haben nicht genug Ärzte hier", sagte ein Arzt aus Kale im Nordwesten des Landes am Telefon. Ein Rettungshelfer ergänzte, rund 20 Menschen seien durch scharfe Munition sowie durch Gummigeschosse verletzt worden, als Sicherheitskräfte in Kale gegen Demonstranten vorgegangen seien. 

Seit der Machtübernahme der Militärs in dem südostasiatischen Land Anfang Februar sind hunderttausende Menschen auf die Straße gegangen. Sie fordern die Rückkehr zur Demokratie und die Freilassung der entmachteten De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi.

Die Mittel, die die Sicherheitskräfte gegen die Demonstranten einsetzten, wurden mit der Zeit immer gefährlicher - auf Tränengas und Wasserwerfer folgten Gummigeschosse und inzwischen auch scharfe Munition. Am Sonntag wurden nach Angaben der UNO 18 Demonstranten getötet, nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP waren es elf.

Bei der Trauerfeier für eines der Opfer der Gewalt in Rangun sangen die Teilnehmer einen revolutionären Song mit dem Refrain "Keine Gnade - Keine Tyrannen, Leichen liegen hier und da". Dazu erhoben sie ihre Hände mit dem Drei-Finger-Symbol.

Nach Angaben einer Hilfsorganisation für politische Häftlinge wurden seit dem Putsch mehr als 1200 Menschen festgenommen, angeklagt und verurteilt. Rund 900 von ihnen seien noch in Haft. Vermutlich liegt die Zahl aber wesentlich höher. Am Sonntag gaben die staatlichen Medien die Zahl der Festgenommen für diesen Tag mit mehr als 1300 an.

In der Stadt Myeik im Süden des Landes wurde über Nacht nach Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen ein Journalist festgenommen. Nach Erhebungen der Organisationen befinden sich nun zehn Journalisten in Haft, seit dem Putsch wurden 26 festgenommen.

Die zehn Außenminister der Asean-Staatengruppe hielten am Dienstag ein virtuelles Treffen ab, an dem auch ein Vertreter Myanmars teilnahm. Einige Teilnehmer brachen mit den Gepflogenheiten und gaben zu den Entwicklungen in Myanmar ungewöhnlich scharfe Kommentare ab.

Indonesiens Außenministerin Retno Marsudi sagte nach der Konferenz, der "gute Wille" der Asean-Staaten sei wertlos, wenn Myanmar "seine Tür nicht öffnet". Sie forderte die Freilassung der politischen Häftlinge. Singapurs Premierminister Lee Hsien Loong sagte der BBC, der Einsatz von Gewalt gegen Zivilisten und unbewaffnete Demonstranten sei "einfach nicht hinnehmbar". 

ao/bfi


© Agence France-Presse