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Geh mir aus der Sonne

Keiner nicht einmal der, der von Grammatik richtig Ahnung hat, setzt sich beim Schreiben aktiv hin und überlegt, was er da genau macht. Warum also dieses Konstrukt aus Regeln und Fachbegriffen, auf das man beim „work in progress“ doch so gut verzichten kann?

Es geht wohl mehr darum, dem auf die Schliche zu kommen, dass man als Big Bang Invention vor dem mechanischen Buchdruck beschreiben kann. Ohne Sprache kein unmissverständlicher Ausdruck. Ohne Sprache, so könnte man fast sagen, würde jeder Versuch sich auszudrücken oder verständlich zu machen, in einer vulgären Geste enden oder zumindest nicht selbst missverständlich sein. Überlegen sie mal, wie fragt der Bauer seine Frau, ob sie schon melken war?


Sprache ist also unheimlich effektiv. Schade nur, dass man sie lernen muss. Zuerst was man mit dem Mund überhaupt alles für verschiedene Alte „Sprechen kann“, parallel, was andere alles artikulieren können, zu dechiffrieren, also zu übersetzen, damit man weiß, was gemeint war.


Und dann, muss man aus den Milliarden von Puzzelteilen aus Phonemen die so den ganzen Tag durch  die um einen herum schwirren irgendwann in der Lage sein „Ich hab Hunger“ zu selektieren. Wer wohl härter für einen nackten Busen arbeiten muss, Kind oder Mann?


Schaut man sich an, was Sprache können muss, erkennt man also schnell, dass sie sehr viele Aufgaben gleichzeitig erledigt. Zum einen macht sie klar( immer noch nicht selten nur mehr oder weniger), welche Position der Sprecher zu dem hat, was ihm gerade, wie auch immer widerfährt. Hä? Aua! Hunger!.....


Das ist schon unglaublich viel, wenn man sich alleine kontemplativ auf die Reise macht, sich also der Muße hingibt, darüber zu sinnieren, was da alles wohl  passiert sein muss.


Und jetzt denken sie mal an Komplexität von: Wenn der Schlüssel nicht bei Dir ist, dann hab ich für den Rest des Monats nichts mehr zu beißen! Wow.


Da gehört viel Gehirnschmalz (u.a. im Brocazentrum und Wernicke Areal) rein, um das zu sagen und zu verstehen. Überlegen sie mal, wie viel Kontext an dieser Stelle nötig ist, was gesagt wird, und was die jeweiligen Worte alles symbolisieren müssen, also was muss der Hörer aus diesen paar Wörtern erkennen können und wie genau muss er den Sprecher kennen, sodass er die Nachricht richtig versteht? Da ist dann die vermeintlich clevere Antwort: Da hab ich noch Kartoffeln, aber nicht gleich alle auf einmal, wir haben erst den 12. beinahe ein Klacks, denn wenn man sich vorher verstanden hat, spielten, Problemsituation, Erfahrungen der Vergangenheit und das dazu passende Vokabular im Gehirn miteinander Schach auf unterschiedlichen Ebenen, aber wenn es funktioniert, weiß das Hirn, welche Worte nur passend sein können. Die Auswahl wurde schon so sehr spezialisiert, dass „ ein Toast mit Käse“ nicht nur absurd, sondern beinahe unmöglich wäre.


Man könnte also auf die Idee kommen, dass die eigentlichen Phoneme allein nicht reichen, um sich auszudrücken. Ginge das, würden wir heute noch: „papa gaga jaga“, statt „Papa ist jagen sagen“. Von „ er ist nur eben Zigaretten holen, wollen wir als prähistorischen Asteriks (künstlich rekonstruierte Lautdarstellungsvermutung) an dieser Stelle einmal absehen.


Was die organisierte Phonologie kann, ist beinahe der Turbo dessen, was wir als Naturanlage haben. Wir haben den Motor, aber die Phonologie zeigt uns, wie wir durch erhöhen des Sauerstoffanteils die Effizienz der Worte beim Verbrennen maximal erhöhen können.


Ohne Grammatik, keine praktischen Worte wie „aus“, wie in „ich bin aus der Puste.“ Oder „Geh mir aus der Sonne“ Diogenes von Sinope zu Alexander dem Großen. Aber auch „und“, „viel“ sowie „dennoch“. Aber auch fantastische Formulierungen, wie „Ich liebe Dich“. Das sind vier Silben, die eine Welt bedeuten können. Damit ist alles gesagt. Nicht nur, weil alles emotional enthalten ist, sondern auch, weil verdammt viel logische Grammatik in der Anordnung der Darstellung steckt.

 

Aber dazu in den kommenden Tagen mehr.

 

Ihr,

 

adolf.muenstermann@gmail.com