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Du mich auch

Es gibt wohl keine menschliche „Erfindung, die unser Leben nachhaltiger veränderte als Sprache. Ein Grund dem Gesprochenen mal auf die Finger zu schauen. Was sagt man denn so, wann zu wem. Und was nicht.

Alles was Sie grad, neben Werbung die aber wohl ebenfalls nicht wortfrei auskommt, sehen, sind Worte. Lange kurze dumme, manchmal kluge, hin und wieder sogar bis zur Groteske falsch geschriebene Worte. Ich kann Sie mit Worten inspirieren, wenn Sie den Inhalt hoffnungsvoller Philosophie(n) transportieren oder zur Weißglut bringen, wenn meine mediale Repräsentation einem fremdartigen Sprachhabitat entliehen ist.

Das zeigt, dass dem „Wort“ viel Sprengkraft innewohnt. Denn es ist zum einen „absolute“ Repräsentation als Kommunikationsvehikel von Sachverhalten und andererseits Träger unendlich vieler und individueller Ereignisse, die der Leser dabei empfinden muss.

Liebesbriefe und Todesnachrichten sind dabei nur synonym für all jene kleinen Nachrichten, die einem über Worte das Herz brechen oder entflammen lassen können.

„Ach, Blumen muss man gießen?“

„Entschuldigung,….“

„Hier Schatz, Du hast Dein Pausenbrot zu Haus vergessen.“

Oder einfach nur:

„Du mich auch“.

Betrachtet man „Du mich auch“, einmal genauer sieht man das Wort „Du“ (Personalpronomen, Daseinsberechtigung in diesem Fall: Eine wörtlich, also „so exakt wie möglich“ im kultiviertesten Instrument der Kommunikation „Sprache“ dargestellt in einer ebenfalls  kultivierten aber mit Nichten gleichberechtigte juridischen Relevanz wie die vorige, dargestellte Beziehung, in diesem Fall – „freundschaft-lich“,) zweier Menschen.  

Auch so komplizierte Sätze kann nur Sprache aus Worten und Buchstaben[…]. Das würde in einem normalen Gespräch auch gar nicht gelingen können, denn derlei Satzgewaltigkeiten sind wohl überlegt und natürlich in einem sehr persönlichen Sinne chronologisch wie sprachsymbolisch ein so konzentrierter Akt, dass ich unmöglich dabei Rauchen könnte. Ich wäre völlig überfordert, wenn mir eine der unendliche vielen Friktionen des Lebens den Hauch der Aufmerksam rauben würde, geschweige denn, wenn das vorangegangene Sprachungetüm eine Antwort auf eine potentiell gestellte Frage wäre, zu der auch wache Augen gehören, die meinen Blick mit der Hoffnung auf eine „sprachliche“ Antwort gieren. Eine sexuelle hätte sie bestimmt „cleverer“ verpackt.   

Zurück zum Thema:

Mit einem etwas genaueren oder besser objektiveren Blick auf Sprache entdeckt man, dass sie in zweierlei „Arten“ auftritt. Es gibt Worte für die Darstellung von Sachverhalten und Beschreibungen von Momenten, Sie können an dieser Stelle auch Tatsachen sagen wie „blau, weiß, grün, Handy, Teller“ und, es muss sein: „Geschlechtsverkehr“ nehmen.

Und es gibt Worte, wie das, was just diesen Satz begann: Und. Von „und“ kann man sich nichts kaufen. Erst wenn: „sonst gibt´s was auf die Fresse“ folgt.

Die Aufgabe von Worten wie „und“, „aber“, „auch“ und andere helfen also dem Sprecher, seine Gedanken sprachlich so zu sortieren, dass sein oder ihr Gegenüber das Gesagt- oder Geschriebene es versteht. Und zwar so, wie man es dargestellt hat.

Ohne diese syntaktischen (Satzbau und son Gedönst) Mittel, könnten wir also gar nicht so gut kommunizieren wie mit. „Wie“ schon wieder so ein Wort, das erst im Kontext eines Satzes Sinn ergibt, wenn Mann das an dieser Stelle so sagen darf.

Der ganze Grammatik Sch***, also auch jener, warum „Grammatik“ an dieser Stelle groß geschrieben wird, obwohl es doch attributiv, als quasi „Nähere Beschreibung“ des folgenden Substantivs „Sch***“ agiert. Apropos, ist „Sch***“ ein Wort? Und wenn ja, ist es ein Wort, das exakt das gleiche aussagt wie jenes mit „ei“ und „ß“? Oder handelt es sich dabei schon um ein abstrakteres Symbol, das nicht von der deutschen Grammatik gefasst werden kann und somit eigentlich nicht in diesem Text verwendet werden dürfte. Und doch hab ich es getan.

Wenn wir auf das eingangs erwähnten „Du mich auch“ zurückkommen, stellt man(n) fest, dass auch das „mich“, wie das „Du“ als Personalpronomen fungieren, sehr persönliche im Sinne der Beziehung sozial als Teil der Umwelt und in der direkten Aktion. „Du“ und „ich“, in diesem Fall im Dativ „mich“, benutzt man Possessivpronomen, dann wird es meist ernst. Dann wird es persönlich, da „hast du mich beleidigt, berührt, angefahren, betrachtet“. Und zwar „Du“ und kein anderer. Und dieser kleine Zusatz „auch“ diese kleine eingangs erwähnte sinnfreie Wort, dass erst, als Vehikel der Grammatik Daseinsberechtigung erhält, gibt vorangegangenem Satz die Würze. Auf diesem Wort konzentriert sich all die Sprengkraft zwischen „Du“ und „mich“.  Ob Sie am Ende noch ein „A********“ so oder anders anfügen, ist überflüssig. Der andere weiß, was gemeint ist, ganz ohne Sternchen, dank der Grammatik.

Als Germanist schreib ich an dieser Stelle auch gerne „.“  

Und jetzt sag noch mal einer „lame“.

 

Bis bald,

 

adolf.muenstermann@gmail.com

Bild: Pixabay