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NABU fordert Klimaschutz auf See

Der NABU fordert von maritimer Wirtschaft einen effektiven Klimaschutz. Schweröl und Uralt-Technik seien keine Antwort auf die Klimakrise, so NABU-Geschäftsführer Miller.

Anlässlich der Weltleitmesse der Schiffstechnologie (SMM) fordert der NABU von der Branche ein klares Bekenntnis zu effektivem Klimaschutz auf See. Die Umweltschützer kritisieren, dass der Sektor bisher weitestgehend von gesetzlichen Vorgaben zur Treibhausgasminderung verschont geblieben ist und auch von sich aus keinerlei erkennbare Anstrengungen zur CO2-Reduktion unternimmt. Es sei höchste Zeit, der Schifffahrt einen verlässlichen aber auch ambitionierten Rahmen zu geben, der den Klimazielen von Paris nicht entgegensteht.

Leif Miller, NABU-Bundesgeschäftsführer: "Schweröl und Uralt-Technik sind keine Antwort auf die Klimakrise. Nach wie vor fehlt es der Schifffahrt an einem überzeugenden Fahrplan, wie sie im Jahr 2050 emissionsfrei unterwegs sein kann. Branchentreffen wie die SMM sind ein Spiegelbild dieses Versagens. Wir müssen den Druck offenbar deutlich erhöhen, um den Sektor endlich auf Klimaschutzkurs zu bringen. Daher ist es richtig, dass der Gesetzgeber nun auf europäischer Ebene Effizienzsteigerungen, die Abschaffung der Steuerbefreiung mariner Kraftstoffe sowie eine Einbeziehung der Schifffahrt in den Emissionshandel diskutiert. Viel zu lange hat man die Branche gewähren lassen. Nun steuern wir auf ein riesiges Abgasproblem zu - auch, weil Zehntausende Bestandsschiffe noch in Jahrzehnten am Markt sein werden."

Sönke Diesener, NABU-Experte für Schifffahrt und Klimaschutz: "Technologische Lösungen für deutliche Emissionsminderungen stehen in den Startlöchern. Aber ohne eine Veränderung der Rahmenbedingungen werden sich die emissionsfreien Alternativen nicht durchsetzen können. Billiges Öl, niedrige gesetzliche Standards und mangelnde Kontrolle untergraben die Bemühungen in Sachen Klima- und Umweltschutz. Die Branche scheint noch nicht verinnerlicht zu haben, dass sie nur dann eine Zukunft hat, wenn es ihr gelingt, sich in Teilen neu zu erfinden und dabei den Aspekt der emissionsfreien Antriebe ins Zentrum ihrer Bemühungen zu stellen. Im Kern ist das auch eine wichtige industriepolitische Frage für den europäischen Standort. Schmuddel-Image und Zukunftsindustrie passen nicht zusammen. Die naheliegende Antwort lautet: grüne Schifffahrt made in Europe."

Hintergrund:

NABU-Schifffahrtsexperte Sönke Diesener wird am Mittwoch auf der SSM unter anderem mit Industrievertretern von MSC und dem VDMA diskutieren, wie Klima- und Umweltschutz für die Schifffahrt vorangetrieben werden können. Kurzfristige Lösungen werden angesichts der Klimakrise dringend gebraucht, denn auf die Schifffahrt entfallen aktuell bereits etwa drei Prozent der globalen CO2 Emissionen, Tendenz stark steigend.

Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation der Vereinten Nationen (IMO) hat sich bislang noch nicht ausreichend zu den Pariser Klimazielen bekannt, sie will bis 2050 die Treibhausgasemissionen gegenüber 2008 gerade einmal um 50 Prozent senken. In drei Etappen sollen kurzfristige, mittelfristige und langfristige Maßnahmen zur Erreichung dieses Ziels beschlossen werden. Im Juni 2021 soll der Effizienzstandard EEXI etwas beschlossen werden. Die Maßnahmen reduzieren den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 voraussichtlich aber nur um 0,8 - 1,6 Prozent - während für denselben Zeitraum ein Anstieg der Gesamtemissionen von 15 Prozent prognostiziert ist.

Aufgrund des unbefriedigenden Prozesses auf IMO-Ebene hat sich die Europäische Union im letzten Jahr zu einem entschiedeneren Vorgehen bekannt und unter anderem verschärfte Effizienzstandards, eine Einbeziehung in den europäischen Emissionshandel, die Überprüfung der Energiesteuersätze für marine Kraftstoffe sowie eine Landstrompflicht angekündigt.

Naturschutzbund Deutschland (NABU)

Foto: Symbolbild. Thomas_G / pixabay