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Twitter und Titten

"Point and Shoot", eines der schlechtesten Werke der derzeitigen Ausstellung im LWL Museum ist eine banale Provokation, die ohne Esprit nur in das Horn der Massen bläst. Es tut mir leid, liebe Autorin, die sich mit diesem Thema beschäftigt hat.

Wer die heiligen Hallen vor einigen Monaten besuchen konnte weiß, dass moderne Kunst oftmals nichts mehr mit der subtilen Kritik der alten Meister gemein hat. Da wird mit Blut und Vergewaltigung agiert, die sich nur noch in Provokation verlieren.

 Klar schaue ich hin, wenn  das Bild Gewalt darstellt. Das liegt allein daran, dass es mich irritiert. Aber selbst diese Qualität verfällt, denn es bleibt auf dieser banalen Ebene. Willste auffallen, mach's blutig. Lame. 

Der betlehemenische Kindermord von Rubens war da auf den ersten Blick ähnlich, aber auf den zweiten nicht. Der Teppich aus Kinderleichen wird erst bei genauerer Betrachtung sichtbar. Die Farbgebung des Grüns in den Gesichtern, die das ausgehauchte Leben symbolisieren, das ist Kunst. Tweets zu instrumentalisieren ist da nur Redublikation. Die Kunst, so eine Scheiße zu veröffentlichen, hat Trump schon selbst vollbracht. 

Ich will Kunst, die unter die Haut geht und nicht eine, die immer und immer wieder zeigt, dass sie sich nicht weiter entwickeln kann. Neo Rauch machte es da anders. Er legte Besen statt Gewehre in die Hände von Heckenschützen und stellte damit die Absurdität der Normalität von Waffenbesitz da. Das ist radikal, das ist neu. Mann mit Knarre oder toter Leib, vergewaltigte Frau oder brummige Hackfresse sind nichts außer kapitalistischer Ausbeutung von unsäglichen Opfern. Voyeurismus, wenn Sie mich fragen. 

Dennoch bin ich froh, dass Kunst weiterhin Teil unserer Kultur bleibt und darüber berichtet wird, aber bitte, hört endlich auf mit dieser generischen Kackscheiße. Keiner kann das mehr sehen, keiner will das mehr sehen, und alle wundern sich nur noch darüber, dass sowas für so viel Geld verkauft wird. 

Geht man heute durch die Meisterklasse-Ausstelllungen des Leonardo-Campus sieht man immer noch, wie damals, Penisse mit Edding auf gigantischer Leinwand. Leute, diesen Humor hatte ich mit 12, aber nicht nach vierjähriger Beschäftigung mit Ausdruck und Stilmittel. Wenn das alles ist, was man auf einer Kunstakademie lernt, sind pubertierende Jungs die größten Genies. 

Warum traut sich Keiner mehr, mit Leidenschaft zu provozieren? Mit Gefühlen der Liebe auf sich aufmerksam zu machen? Ist das so langweilig? Warum gibt es Kunst? Um Omas zu erschrecken oder um Gedanken anzustoßen? 

Gewiss, Kunst ist eine Reminiszenz an die Zeit, und in hundert oder mehr Jahren wird man über heute denken: war da auch noch was anderes außer Twitter und Titten? 


Bis morgen,

 

Text: adolf.muenstermann@gmail.com