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Heute wird´s sexistisch

Ja, meine sehr verehrten Damen und Herren, heute möchte ich ohne Umwege über Sex mit Ihnen sprechen. Es geht um das Kopulieren, aber vor allem um die Sinnlichkeit. Wer kommt zum Stich und vor allem warum?

Seit jeher gibt und gab es Sexsymbole. Schaut man sich jedoch in den Geschichtsbüchern die Herzensbrecher ihrer jeweiligen Generation an, stellt man schnell fest, dass die wenigsten von diesen animalischen Gestalten, die einen mit ihren Reizen alle Zweifel vergessen ließen und lassen besonders schön waren, sondern interessant, um nicht zu sagen anders.

Egal ob Prince, diesen metrosexuellen Vorreiter und Zwerg mit toupierten Haaren, Charles Gainsbourgh, den französischen Schnulzensänger mit Segelohren oder Casanova, der viel zu groß und viel zu arm war, um bei seiner eigentlichen Zielgruppe zu glänzen.

Was sie ausmachte war ihr Charme, Extravaganz und besonders Esprit. Die großen Verführer hatten selten wie Brat Pitt ein „synchrones Gesicht“ oder einen Waschbrettbauch, sondern Ausstrahlung. Das Credo der meisten war Unwiderstehlichkeit, die auf Individualität beruht.

Ein muskulöser Körper ist sicher durchaus attraktiv, aber auch unfassbar anstrengend; nur besonders, ist das eher nicht. Sogar ich könnte, wenn es mir das wert wäre, täglich in ein Fitnessstudio rennen und meine Bauchmuskeln trainieren, aber klein blieb ich dann immer noch.

Das Besondere liegt eher in der Einmaligkeit, also in dem, was kein anderer zu bieten hat. Liebesbriefe, die ungewollt das Höschen feucht werden lassen, weil sie aus der Seele sprechen. Blumen, die nicht gekauft oder gepflückt wurden, sondern aus Kassenzetteln (Lupin), Visitienkarten oder aus Pommes gestaltet werden, oder Hosen, die in der U-Bahn spontan für die Telefonnummer der angebeteten eingetauscht würden, sind jene Momente, die man, bzw. in diesem Fall Frau nicht vergessen kann; wobei hier die Betonung auf kann liegt, denn so manchem Verführer eilt sein Ruf voraus, und die schöne Unbekannte würde wahrscheinlich zu gerne widerstehen, allein sie kann es nicht, weil noch keiner vorher ihr dergestalt das Gefühl der Einmaligkeit verliehen hat.

Da ich keine Frau bin, kann ich das natürlich nur subjektiv beurteilen, aber ich denke, dass es umgekehrt ähnlich ist. Die wundervollen Frauen in meinem Leben waren alle unglaublich und auf ihre Weise unerersetzbar (nicht –lich, denn die Endung –bar steht für „erträglich“), aber mit meinen blauen Augen allein hätte ich sie nie bekommen. Ob Sie es glauben oder nicht, Schwule sprechen mich regelmäßig(er) darauf an (Ich wünschte, dass es anders wäre). Die Damen meines Lebens hatten meist andere Fetische, natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel.

Der einen opferte ich meine Karriere in den USA, einer anderen organisierte ich ein erstes Date auf einer Alpacca (Geburts-)Farm (da dies ihre Lieblingstiere waren) und der noch immer unendlich Fehlenden gefiel, dass ich für uns eine komplette Nacht im Paris-Moskau organisierte. Das schafft man nicht mit Geld, sondern mit Charme.

Eigentlich warten alle auf denjenigen, der ihnen zeigt, wie besonders sie sind und nicht auf einen, dem sie zum Glänzen verhelfen. Frau will, dass Mann sich Mühe gibt, dass Mann nachdenkt und zeigt, dass man verstanden hat, was sie glücklich macht.

Und die längsten Beine haben meist die niedrigste offizielle Bewerberzahl. Sie leiden unter der Angst der Männer, die denken, nicht ausreichen zu können. Marinas Beine waren einen Meter zehn, meine erreich(t)en kaum 80 Zentimeter.

Aber all das hat auch einen sehr negativen Beigeschmack. Die Besonderen heiratet keiner. Als Casanova oder Gainsbourg stirbt man allein, denn auch in den Köpfen der Schönsten nagt die Versorgungsangst und Kontinuität. Natürlich ist guter Sex toll und Rendezvous am Baggersee mit Lachs und Champagner etwas ganz Besonderes, etwas, das sie nie vergessen, aber was sie auch nicht vergessen, ist die Furcht vor der Routine.

Was ist in einigen Jahren? Was ist, wenn plötzlich eine andere kommt, was ist, wenn der Mann der Träume zwar eine Granate im Bett aber eine Niete im Leben ist? Beides geht meist nicht und deshalb sollte man sich gut überlegen, ob man Beyonces ins Bett oder lieber eine süße, liebvolle unwiderstehliche, vermeintliche Mauerblume auf den ersten Blick, langfristig an sich binden möchte.

Ich würde mich heute anders entscheiden. Und Jack Sparrow, alias Johnny Depp, würde mir gewiss beipflichten. Denn am Ende geht es um seelische Nähe und nicht ein kurzes orgiastisches Moment, auch wenn  das, zugegeben, manchmal über schwere Zeiten ganz gut hinweghilft.

Ach ja, sowohl besondere Frauen wie auch Männer, können über eine Speckfalte hinwegsehen oder sie gar lieben lernen, aber ein Vakuum im Kopf, ist und bleibt ein Vakuum im Sein.  

In diesem Sinne: Schönes Wochenende (Und für alle die sagen „Ich darf ja nicht raus“, Charme funktioniert auch digital)  


Bis morgen,

 

Bild: Pixabay

 

Text: adolf.muenstermann@gmail.com