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Vertrauen

Hab ich nicht davon berichtet, dass man Merkel und ihre Seilschaften nicht unterschätzen sollte?! Jetzt hat sie es wieder getan und der Republik damit Aussicht auf mehr Versöhnung geschenkt. Das wird die AfD nicht unbedingt schwächen, aber möglicherweise entzaubern.

Armin Laschet, der Mann, der NRW regiert und dessen Namen auch „word“ wohl bald kennen wird, ist neuer CDU Vorsitzender. Gut, im Münsterland werden viele wohl lieber von seinem Vize, Jens Spahn sprechen. Dessen Geniestreich, dass darf man an dieser Stelle wohl postulieren, mit Laschet gemeinsam anzutreten, in Berlin, an einem diesigen Samstagmorgen, saftige Früchte trägt.

Der mit einem „Society-Experten“ von der BUNTEn verheiratete Spahn,  soll aber wohl erst zukünftig mehr in den parteilichen und medialen Mittelpunkt gelangen. Die Gunst der Stunde gehört dem sympathischen Teddy aus Aachen, der vom Habitus mehr nach Würselen als nach Düsseldorf oder Berlin zu passen scheint.

Der Landesvater von NRW hat, im Gegensatz zu seinen Kontrahenten, wiederholt gezeigt, dass er Wahlen gewinnen kann. Dass die versöhnliche Mitte selbst der „Kampfplatz“ moderner Politik-Strategien zu sein scheint.

Insgeheim freuen sich bis auf FDP und AfD wohl alle Parteien, dass es Bruder Armin und nicht ein selbstverliebter Blackrock-Funktionär, dem ich vieles zutraue, aber Versöhnen ist wohl keine Kernkompetenz, geschafft hat.

„Ich wünsche der CDU[…] Deutschland alles Gute“, waren seine letzten Worte und der Kollege von die „WELT“ fügte süffisant hinzu „und tschüss“.  Hoffen wir, dass er Recht behält.

Was kommt aber nun auf den Aachener zu?

Landtagswahlen, Bundestagswahlen, das neue transatlantische Verhältnis zu China, den USA, natürlich Europa und nicht zu vergessen, Digitalisierung und Gleichstellung.

Die ein oder andere Dame (der CDU) kann man vielleicht mit säuselnden Worten ruhig stellen, zumindest für eine gewisse Zeit, aber um einem Boris Johnson Angst zu machen, braucht man schon mehr, als ein Veltins und um an den rechten Rand gerückte Radikale aus Ungarn oder Polen „zu fischen“ reicht kein „(Auch) wir schaffen das“.

Gerhardt Schröder hat das Basta installiert. Basta bedeutet: Schluss, Ende, keine Diskussion mehr. Silence, ist das französische Wort mit gleicher Wirkung. Von derlei Synonymen wünsche ich Armin Laschet für die Zukunft viele.

Jetzt muss er zeigen, dass die zurückhaltende Kritik an Merkel eine Strategie und kein Charakterzug war bzw. ist. Jetzt wird sich  zeigen, ob unter den schwabbeligen Oberarmen auch Muckis und vor allem Ellbogen stecken, und jetzt ist die Stunde die argumentative Struktur gegen einen weiteren schwarzen Klotz zu entwickeln. Markus Söder.

Die Aufgabe wird zukünftig also, der CSU ans Bein zu pinkeln und all ihre Wähler im christlichen Geist zu versöhnen. Ich könnte das nicht.

Eine Hoffnung wird bestimmt sein, dass der Riese aus München durch das Feuerwerk der Zustimmung ins Straucheln gerät und Fehler macht. Aber, wie ich gestern schon anführte: Söder ist kein Seehofer. Bisher hat er jedwede offizielle Liebäugelei mit dem Kanzleramt tunlichst vermieden. Er will gebeten werden. Das könnte Laschet im „worst case“ glaubhaft machen, aber jetzt ist die CDU auch endlich wieder inhaltlich eine Opposition zur CSU. Wollen wir den Kruzifix-Aktionismus oder lieber ein rheinländisches-Kneipenambiente. Erst handeln und dann denken oder Vordenken mit Augenmaß. Laschet macht Prozesse gewiss nicht schneller, aber vielleicht nachhaltiger.

2021 beginnt gar nicht soooo schlecht. Amtsenthebungsverfahren gegen Trump, Laschet wird CDU Vorsitzender, Biden ist ab Mittwoch amerikanischer Präsident und die Corona-Infektionszahlen gehen weiter zurück.

Da kann man sich schon mal ein Eierlikörchen gönnen. Aber Vorsicht: Ein Selbstläufer werden die kommenden Monate nicht.  Jedoch mit Mutti im Schattenkabinett der Unionsfraktion und der EU, darf man gespannt sein, was man von Armin Laschet in Zukunft alles erwarten kann. Jedenfalls sollten wir ihm einen kleinen Vertrauensvorschuss gönnen, denn, wie er in seiner Bewerbungsrede richtig pointierte, geht es am Ende um nichts anderes: Vertrauen.  


Text: adolf.muenstermann@gmail.com

Bild: Foto: Land NRW / Ralph Sondermann