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Dumm geboren und nichts dazu gelernt

Weihnachten und Silvester sind Feiertage, die dazu einladen, sich mit der Heilsgeschichte etwas genauer auseinander zu setzen. Und am 15. Januar sollte man spätestens zu einem Schluss gekommen sein. Hier ist mein Conclusio:

In der Bibel wird immer wieder auf das Reich Gottes hingewiesen, ja selbst Jesus spricht von ihm in einem Kommen, das noch zu seinen Lebzeiten stattfindet. Schaut man sich die verschiedenen Texte genauer an, bergen sie so viel Raum zur Interpretation, dass die bereits offen gelegten Friktionen auch anderes Unmögliches zulassen könnten.

Wenn also Jakobus der wahrhaftige, körperliche Bruder von Jesus war (und ich meine hier nicht den eher stillen Apostel) und alle Jünger immer vom nahenden Himmelreich, das bereits zu Realzeiten eintreten soll, sprechen, es aber nicht eintritt, wird allerdings ein Faktum negiert: Kann es nicht sein, dass das Reich Israel deshalb nicht gekommen ist, weil auch die Unterdrückten mit den gleichen oder zumindest ähnlichen Mitteln wie die Römer regieren würden.

An dieser Stelle soll aber keine großartige Kritik an jüdisch Gläubigen oder Israel an und für sich geäußert werden. Es geht mehr darum, dass, wenn von Herrschern, von einem Volk, das über Anderen steht und anderem berichtet wird, könnte es doch sein, dass, sofern es wirklich einen Gott gibt, das Himmelreich vielleicht deshalb nicht eingetreten ist, weil das Volk Israel zwar gebeutelt, aber nicht das ist, was Gott und damit Jesus sich davon versprochen haben.


Wenn Gott barmherzig ist, und wenn für ihn alle Menschen gleich sind, könnte es doch sein, dass er Jesus mit der Kreuzigung aus einer Verantwortung befreit hat, dessen Eintreten es niemals geben würde. Warum sollte Gott die Römer auslöschen, wenn es unter den Israeliten ähnlich bliebe? Wieder einmal hätte Foucault Recht, man würde den König stürzen, ohne den Kopf abzuschlagen. Für die meisten bliebe alles beim Alten, oder besser gesagt, aus den Römern würden vom Status im Idealfall Israeliten und aus den Letzteren die Nachfolger von Romulus und Remus.


Und vielleicht ist das Reich Gottes bis heute nicht eingetreten, weil bisher kein Mensch verstanden hat, ja verinnerlicht, was es mit Gottes Botschaft überhaupt auf sich hat. Einem barmherzigen Gott kann es nicht um Strafe gehen, ein allwissender Gott würde nicht das eine Volk über das andere stellen, ja er würde nicht einmal einem Mann eine primus inter pares Position verschaffen, da allein dies schon seinem Heilsversprechen widersprechen würde.


Wie könnte Einer über allen verkünden, dass alle gleich sind, bis auf ihn?


Sollte es einen Gott geben, wie auch immer er gestaltet sein mag, kann die Bibel an sich beinahe nur ein schlechter Witz sein, der mit ewigem Leben und dem ganzen Brimborium Drumherum nur banal zu verdeutlichen mag, wie groß und unverständlich das ist, was man uns zugetraut hat, zu dem wir aber nicht in der Lage waren und sind, es zu verstehen.


Die Bibel würde so zu einem Bilderbuch für die infantilen Menschen. Wer immer noch nicht versteht, was göttlich heißt, hier ein Beispiel: Frauen können ohne Geschlechtsakt gebären, Wasser kann Wein sein oder werden und ein Fisch sind tausende; comprende?


Da geht es nicht um 1:1 Übertragung, sondern die Bilder der heiligen Schrift werden zu Symbolen wie das Rot der Ampel, bis hier und nicht weiter. Und so lange wir weiterhin den Glauben instrumentalisieren, ihn also als Werkzeug für die persönliche Besonderheit im Sinne eines "besser als andere2 benutzen, haben wir nichts verstanden und das Königreich wird nicht kommen.


Jesus kam, wenn er denn der Sohn Gottes war, auf die Erde, weil sich Gott davon versprochen haben könnte, das Wesen mit Verstand, verstehen, dass sie sich ändern müssen, um aus der jetzigen realen Welt das Himmelreich zu gestalten, in der alle Bürger Könige sind und keiner Untertan, aber das scheint bis heute keiner verstanden zu haben.


In Anbetracht der Brisanz des Themas möchte ich aber noch einmal sagen, dass ich nicht davon spreche, dass das Volk Israel dümmer ist als andere, es ist ähnlich geblendet vom eigenen Idealisierungsprozess. Wie kann etwas als schlechter gewertet werden, ohne dass etwas anderes besser ist? Das Problem ist, dass das Bessere oder wie auch immer man es nennen möchte nicht besser, sondern völlig unbekannt ist. Man sprach von ihm, wie heute von den Dimensionen, die einem nur theoretisch zugänglich sind. Es muss sie geben, aber mit unseren Mitteln sind sie bisher nur unbefriedigend evident nachweisbar. Die Theorie deutet darauf hin, dass es etwas gibt, das bisher nicht erforscht wurde oder konnte. Keiner spricht davon, dass es sich um etwas handelt, das wir verstehen können, denn dann müsste es ja bereits entstanden gewesen sein.


Wenn wir also von einem Reich Gottes sprechen, das wir erkennen könnten, müssten wir es bereits versaut haben, denn als es sich erstmals darstellte, haben wir alle Analysen angestellt, es zu beschreiben, aber keine Bemühungen angestrengt, es zu verstehen.


Das einzige, auf das man hoffen kann, ist, dass wir aufhören zu suchen und beginnen uns zu ändern. Grundsätzliches in Frage zu stellen, und damit meine ich nicht, einen Topf für eine Flasche zu halten, sondern unsere Denkmaxime und Strukturen zu hinterfragen. Haben wir das richtige Verständnis von Gut und Böse? Wonach werten wir? Was leitet uns, und kann man daran etwas ändern?


Wenn wir das als Konsequenz der Kreuzigung Jesu nähmen, also: wir haben es wohl nicht verstanden, lasst uns neue Fragen stellen, kritischere, an uns selbst. Wenn wir das verstehen würden, wäre das Reich Gottes wirklich nah und möglich. Aber nicht nur transzendetal oder im Jenseits, sondern hier und jetzt, weil wir zum Inventar dieses Reiches würden, das bestimmt nicht mehr Reich hieß, weil wir begriffen hätten, dass alles gut ist, wenn es nichts Besonderes in dem Maße mehr gäbe, dass es besser und schlechter sondern „nur noch“ individuell“ Wunder gäbe; uns und die Welt, in der wir leben.

 

Einen guten Start in die Woche,

 

Text: adolf.muenstermann@gmail.com

Bild: Pixabay