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Roboter im OP-Saal

Im Universitätsklinikum Münster haben Chirurgen mit einem neuen High-Tech-Roboter die erste Operation durchgeführt. Der Klinikdirektor plant, das Spektrum der robotischen Operationen in seiner Klinik noch deutlich zu erweitern.

Münster - Seit Mitte 2018 operieren die eigens dafür ausgebildeten Chirurginnen und Chirurgen der Klinik für Allgemein, Viszeral- und Transplantationschirurgie am UKM (Universitätsklinikum Münster) präzisionsgenau mit dem Roboter-assistierten Operationssystem da Vinci®. Jetzt werden die sogenannten „Schlüsselloch-Operationen“ noch genauer: Mit dem neuen „da Vinci Xi®“ steht den Chirurgen ab sofort das modernste Operationssystem zur Verfügung.

Univ.-Prof. Andreas Pascher und das Operations-Team aus weiteren vier seit vielen Jahren in der Robotik-erfahrenen Chirurginnen und Chirurgen seiner Klinik haben wochenlang mit dem neuen „da Vinci Xi®“ trainiert. Die Erwartungen des Direktors der Klinik für Allgemein, Viszeral- und Transplantationschirurgie am UKM waren entsprechend hoch, als sein Team jetzt zum ersten Mal mit dem neuen System operierte.

„Mit der Beseitigung einer Zwerchfell-Hernie haben wir eine Standard-OP gewählt. Das war für uns sozusagen die Feuertaufe, bevor es in dieser Woche nun mit den für uns in der Krebsmedizin typischen komplexen Eingriffen weitergeht“, sagt Pascher mit einem Augenzwinkern.

Der erste Patient, der mit dem neuen OP-Roboter operiert wurde heißt Tim Busklas und ist 36 Jahre alt. Ein Jahr lang konnte der Berufskraftfahrer sich praktisch nicht mehr aus dem Haus bewegen, weil ihn wegen seiner Zwerchfellhernie ständige Übelkeit mit unkontrollierbarem Erbrechen plagte.

„Ich selbst habe meinem Hausarzt dann vorgeschlagen, mich möglichst schnell zu operieren“, so Busklas. So kam er schließlich ans UKM, wo die Entscheidung zu minimalinvasiven Eingriff per Roboter gefällt wurde. „Heute ist der zweite postoperative Tag und wir können den Patienten schon nach Hause entlassen. Der neue „da Vinci Xi®“ als OP-Roboter der jetzt vierten Generation erlaubt uns eine noch bessere Sicht auf das Operationsfeld. Dementsprechend können wir noch präziser arbeiten und das praktisch ohne Blutverlust“, sagt der leitende Oberarzt Dr. Jens Peter Hölzen. „Wir sind mit dem Roboter maximal beweglich in allen Quadranten des Bauchraums. Weil die Operationswunden sehr klein sind und an der Bauchdecke kaum manipuliert wird, verläuft die Heilung schnell und der Patient hat weniger Schmerzen.“, ergänzt der Chirurg.

Klinikdirektor Pascher plant durch das neue Operationssystem künftig das Spektrum der robotischen Operationen in seiner Klinik noch deutlich zu erweitern. „Wir werden die Möglichkeit haben, uns in der Krebstherapie noch breiter aufstellen und auch in der Transplantationschirurgie lassen sich Organe mit dem Roboter transplantieren. Da gibt es weltweit nur wenige Zentren, die das bisher tun. Wir wollen am UKM künftig helfen, die Roboter-assistierte Chirurgie hierzulande dahingehend konsequent weiterzuentwickeln“, so Pascher.

Und weiter: „Eingriffe wie zum Beispiel an der Bauchspeicheldrüse werden hierzulande zumeist offen und in wenigen Zentren minimalinvasiv durchgeführt. Wir bieten diese komplizierte Operation schon seit längerem robotisch an, können dank des neuen Gerätes aber noch präziser arbeiten. Das ist ein erheblicher Schritt vorwärts.“

Mehr als zehn verschiedene Operationen – von der Speiseröhre über den Magen, Leber, Bauchspeicheldrüse und (Neben-)Nieren bis hin zum Enddarm werden schon jetzt am Robotischen Zentrum der UKM-Chirurgie durchgeführt.

Jens Peter Hölzen alleine hat als einer der wenigen Chirurgen deutschlandweit bereits mehr als 500 roboter-assistierte OPs durchgeführt, 100 davon beim Speiseröhrenkrebs. Darauf hat sich die Klinik mit dem Robotik-Zentrum neben Eingriffen bei Leber-und Bauchspeicheldrüsentumoren spezialisiert. „Wir gehören mit 200 bis 250 robotischen Eingriffen pro Jahr zu den Top 3 Krebsbehandlungs-Zentren in diesem Bereich bundesweit“, freut sich Pascher.

Quelle: ukm/aw

Foto: UKM. Oberarzt Dr. Jens Peter Hölzen (l.) und Klinikdirektor Prof. Andreas Pascher (r.) konnten Tim Busklas schon am zweiten Tag nach dem Eingriff entlassen.