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Zwischen Krippe und Covid

Es gibt Tage, da will man einfach nicht sprechen. Nicht weil es nichts zu sagen gäbe, sondern weil gewisse Stunden nicht mit Mantra artig wiederholten Apellen verseucht werden sollten.




Heute ist so ein Tag. Die  „holy night“ steht bevor und alle über 14 umfängt meist nur eine Angst: Bitte kein Stress. Von aufregenden Momenten hatte 2020 mehr als viele Jahre davor. 2020 hat die Welt verändert, auch wenn einem das als Teil inmitten oft nicht so bewusst wird.  Während sich 2019 die Angst vor dem Stress meist noch mit Wut gepaart hat, lässt sie sich heute auf eine Liaison mit der Lethargie ein. Alle sind erschöpft.  Von den sich immer und immer wiederholenden Alarmzahlen der Pandemie weltweit. Von der Isolation in Heim, Zuhause oder an einem anderen Ort, der noch so schön sein kann, einem aber nach Wochen der Einsamkeit auch keine Befriedigung mehr schenkt.


2020 sind die meisten einfach nur noch müde. Müde wie es Maria und Josef gewesen sein müssen, als sie endlich einen Unterschlupf fanden.  Es war ihnen wurscht, wie oder wo sie strandeten, wichtig war nur, dass es nicht mehr weiter gehen musste um weiter zu gehen.


Die Pandemie vor etwa 2020 Jahren war defiziler. Wie heute war es das Stigma der Armut, das Maria und Josef singularisiert hat.  Möglicherweise konnten relevante Gesellschaftsvertreter Gesandte schicken, um sich registrieren zu lassen, Maria und Josef blieb nichts anderes als ein alter Esel.


Möglicherweise mussten sie sich auch heute oder vor kurzem registrieren lassen, als Infizierte(r), oder Ortsfremder, Fahranfänger oder beim Bewährungshelfer. Und wohl selten war eine so signifikante Handlung so routiniert ausgeführt worden. Verbraucht ist die Kraft, mit der man sich vormals über bürokratischen Irrsinn aufregte. Heute Abend will man nur noch die Füße hochlegen, Glotze an und bloß nicht gestört werden. Bitte 2020, geh einfach vorbei. Egal was das kommende Jahr bringt, Söder, Röttgen, Merz oder den unsrigen, den Laschet,  Hauptsache ein Impuls der nicht defensiv ist.

 

Man sehnt sich nach Neuanfang, auch wenn er im Chaos liegt. Die Zeitlupe des Jetzt macht den digital Nativ von heute zur Fliege der Realität mit dem Bewusstsein eines Menschen. Man spürt es förmlich in jedem Augenblick, wie alles um einen herum in „Stop Motion“  vergeht. Man kann der Nase beim Laufen und dem Betrunkenen beim Hinfallen zusehen.


Aber bald haben wir es geschafft. Oder wie Albert Camus in die Pest es formuliert, Die Pest [Pandemie] ist nicht mehr präsent, aber sie lauert in Kleidung, Teppichböden und Rattenlöchern auf die nächste Gelegenheit, während der kleine Ort ausgelassen feierte. Gehen wir davon aus, dass Covid 19 keine Eintagsfliege ist, kalkulieren wir mit dem „worst case“, dass biologische Gefahren viel dramatischer sind, als militärische, kultivieren wir, dass Vorsicht Respekt bedeutet, Respekt vor dem anderen und vor dem Leben an sich. Zeigen wir mit deutlichem Habitus, Freundlichkeit, die ausdrückt, dass wir alle in einem Boot sitzen und nicht im oder außerhalb von Systemen.


Ich hoffe, dass wir alle die notwendige Ruhe und Gelassenheit finden, die jetzt von uns verlangt wird. Die Freude nicht verlieren, auch wenn es draußen (im Gefühl der sozialen Gesellschaft) kalt ist. Suchen wir den Kometen und folgen ihm, getragen von der Hoffnung auf ein besseres Morgen und halten das jetzt aus, weil es manchmal einfach reichen muss, dass wir noch sind. Wenn alles so schlimm wäre, wie viele behaupten, könnten die meisten dies nicht mehr darstellen, weil es sie nicht mehr gäbe. Schützen wir unser wohl, die Freiheit und die Demokratie, indem wir ertragen was sich nicht ändern lässt und uns klug an Herausforderungen wagen, die nur auf unseren Impuls gewartet haben. Spielen sie mit ihren Kindern, schreiben sie endlich ihr Buch, gestehen sie der oder dem heimlichen Geliebten Ihre Zuneigung. Zeigen sie der Welt wie froh sie sind, dass es sie gibt, dann kann es nur viel schöner werden.

 

Bis morgen,

 

Text: adolf.muenstermann@gmail.com

Bild: Pixabay