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Millionen-Förderung für Altorientalistin

Der Europäische Forschungsrat zeichnet Kristin Kleber mit "Consolidator Grant" aus. Die WWU-Wissenschaftlerin forscht über Regierungsformen im antiken Babylon.

Münster - Ein „Consolidator Grant“ des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) geht an Prof. Dr. Kristin Kleber. Die Wissenschaftlerin forscht und lehrt am Institut für Altorientalistik und Vorderasiatische Archäologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). Für das Projekt mit dem Titel „Governance in Babylon: Negotiating the Rule of Three Empires“ (GoviB) erhält sie für die kommenden fünf Jahre rund zwei Millionen Euro. „Das ist eine großartige Nachricht für Kristin Kleber persönlich und für die Universität insgesamt. Es freut mich vor allem, dass der European Research Council damit ihre hervorragende Arbeit in einem vergleichsweise kleinen geisteswissenschaftlichen Fach an der WWU würdigt“, betont Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels.

Zum Projekt

Beim Projekt GoviB handelt es sich um eine historische Studie des Regierens („governance“) in der antiken Hauptstadt Babylon. Vom späten 8. bis zum 4. Jahrhundert vor Christus erlebte Babylonien zwei Regimewechsel und drei Imperien – das neuassyrische, neubabylonische und persische Reich. Diese Zeit ist insofern besonders interessant, da verschiedene Ansätze von „governance“ miteinander verglichen werden können. Das Projekt untersucht, wie Herrschaft verhandelt und realisiert wurde, insbesondere im Spannungsfeld zwischen den lokalen Eliten der Hauptstadt und der Königsherrschaft. Dafür stehen mit den Privatarchiven der lokalen Eliten in Babylon neu zu erschließende Quellen zur Verfügung – sie wurden auf Tontafeln in Keilschrift geschrieben. Kristin Kleber wird eine Erstedition dieser Texte anfertigen und sie auswerten. Die Texte befinden sich heute im Vorderasiatischen Museum in Berlin, mit deren Verantwortlichen Kristin Kleber eng zusammenarbeiten wird.

Zur Person

Kristin Kleber studierte Altorientalistik, Vorderasiatische Archäologie und Semitistik an der FU Berlin und an der US-amerikanischen Johns Hopkins University. 2008 promovierte sie an der WWU mit einer Arbeit zum spätbabylonischen Uruk. Die Stadt ist einer der bedeutendsten Fundorte im Zweistromland und namensgebend für die Uruk-Zeit (ca. 3500–2800 v. Chr.). Anschließend war sie zwei Jahre als Postdoc beim Exzellenzcluster „Topoi“ in Berlin angestellt, bevor sie im Wintersemester 2010 eine Assistenzprofessur an der Vrije Universiteit Amsterdam antrat. Nach der Einwerbung eines Vidi-Grants der niederländischen Forschungsgemeinschaft wurde sie 2015 zum Associate Professor und 2018 zur ordentlichen Professorin befördert. Im September 2020 wechselte sie an das Institut für Altorientalistik und Vorderasiatische Archäologie der WWU.

Die ERC-Förderlinie „Consolidator Grants“ richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in dem Zeitraum zwischen sieben und zwölf Jahren nach der Promotion. Sie unterstützt den Aufbau oder die Verstetigung einer unabhängigen Forschungsgruppe. Weitere ERC-Förderlinien sind „Starting Grants“ und „Advanced Grants“. An der WWU forschen zahlreiche Wissenschaftler, die im Laufe ihrer Karriere mit einem Grant des Europäischen Forschungsrats ausgezeichnet wurden.

Quelle: WWU Münster upm/kk