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Es geht ums Geld...

Polens Botschafter fordert Diskussion über Reparationszahlungen

Zum 50. Jahrestag des Kniefalls von Willy Brandt in Warschau hat Polens Botschafter Andrzej Przylebski darauf gedrängt, über deutsche Reparationszahlungen für Kriegsschäden zu diskutieren. "Die Diskussion über mögliche Reparationen hat eigentlich noch nicht begonnen. Es ist leider ein Problem in unseren Beziehungen", sagte Przylebski dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Derweil beteichnete Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) Brandts Geste in der "Rheinischen Post" (Montagsausgabe) als berührend, mutig und bewundernswert.

Przylebski betonte, die polnische Regierung warte auf Vorschläge aus Berlin, den Konflikt um deutsche Reparationszahlungen zu lösen. Gesten wie der Kniefall Brandts seien "natürlich schön und wichtig", sagte der Botschafter dem RND. "Aber wenn ihnen keine harte organische Arbeit auf allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen folgt, verblasst ihr Sinn ein wenig."

Vizekanzler Scholz beschrieb die Geste in einem Doppelinterview mit Brandts ältesten Sohn Peter als "zutiefst menschlich". Die Leistung Brandts könne "gar nicht hoch genug eingeschätzt werden", sagte er der "Rheinischen Post". Er bewundere den Mut Willy Brandts. Gleichzeitig forderte Scholz eine neue, europäische Ostpolitik. In einer Welt mit vielen Machtzentren müsse Deutschland zusammen mit der EU darauf drängen, dass "Recht und nicht die Macht das Miteinander bestimmt".

Peter Brandt betonte, der Kniefall sei "nicht als Unterwerfung gemeint" gewesen, sondern als Demutsgeste. Darüber sei er "auch heute noch sehr berührt".

Brandt hatte am 7. Dezember 1970 als erster westdeutscher Regierungschef nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die polnische Hauptstadt besucht. Am Denkmal der Helden des Warschauer Ghettos legte Brandt einen Kranz ab - und kniete dann plötzlich nieder. Schweigend verharrte Brandt eine halbe Minute lang vor dem Ehrenmal. Das Bild des Kniefalls von Warschau wurde zum Symbol für die deutsch-polnische Aussöhnung. 

sip/jes

© Agence France-Presse