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Der Nikolaus hat viele Namen

Ob die Kinder heutzutage wohl noch den Nikolaus kennen? Ob sie noch einen Stiefel oder Schuh vor die Tür stellen?

Eine Erinnerung aus Kindheitstagen: Wie oft hörten meine Geschwister und ich: seid lieb, denn bald kommt der Nikolaus. Wenn ihr lieb seid, dann bringt er euch Äpfel, Nüsse, Mandarinen und Süßes. Er packt die Sachen in euren Stiefel. Den müsst ihr am Abend vor dem 6. Dezember vor die Tür stellen. Dann geht ihr schlafen. Der Nikolaus kommt dann des Nachts und füllt den Stiefel.

Und so geschah es und wir glaubten es. Den nächsten Morgen konnten wir kaum erwarten. Ob der Nikolaus auch bei uns eingekehrt war, und was war im Stiefel? Hatte er hoffentlich vergessen, dass wir ungezogen gewesen sind? Oder hatte er ein gutes Gedächtnis, und es war nur ein schrumpeliger Apfel und eine Rute im Stiefel…

Und richtig, einmal war tatsächlich nur eine Rute im Stiefel. Die Augen füllten sich mit Tränen und unsere Eltern kostete es, so weiß ich heute, große Überwindung, uns Kinder so zu enttäuschen.

In besseren Kreisen mietete man einen Studenten, der als Nikolaus verkleidet ins Haus kam. Mehrere Familien kamen mit ihren Kindern zu uns. Es gab Plätzchen und Saft für uns Kinder und Glühwein für die Erwachsenen. Verspätungen des gemieteten Nikolauses konnten dabei fatale Folgen haben. Die Stimmung der Erwachsenen stieg mit zunehmendem Glühweinkonsum.

Und dann war es so weit. Eine Glocke ertönte und ein Mann mit weißem Rauschebart und rotem langen Mantel betrat das Haus. Er sagte solche Sachen wie: ho ho ho liebe Kinder, ich bin der Nikolaus und gehe von Haus zu Haus um liebe Kinder zu besuchen, oder: sind‘s brave Kind oder böse Kind‘, die heute hier versammelt sind. Und um uns ordentlich Respekt einzuflößen, betrat ein langer Kerl mit geschwärztem Gesicht und einer Rute (großer Zweig) hinter dem Nikolaus unser Heim. Das war der Knecht Ruprecht.

Der Nikolaus bekam einen Platz in der Mitte des Raumes und stellte einen Jutesack ab. Dann rief er ein Kind nach dem anderen beim Namen. Er lobte und erwähnte gute Eigenschaften und auch Schwächen des jeweiligen Kindes. All das las er aus einem großen Buch vor, in das er, die ihm von den Eltern zugesteckten, Zettel eingeklebt hatte.

Später, wir waren etwas älter, kamen meine Eltern auf die Idee, unser Vater, der einen Kundentermin hatte und leider bei dem Besuch des Nikolaus nicht dabei sein konnte, solle den Nikolaus spielen.

Alles lief wie gewohnt ab, nur die Stimme klang so seltsam bekannt. Und warum kam der Nikolaus auf die Idee, unsere Mutter zu sich zu rufen und sie zu fragen: na, Maria, und, bist Du auch immer lieb zu Deinem Mann gewesen? Und warst Du auch immer lieb zu Deinen Kindern?

Wir Kinder beeilten uns, dem Nikolaus zu versichern, dass unsere Mama immer sehr lieb zu uns gewesen war- ich könnte noch viele Geschichten erzählen aus unseren Kindertagen.

Den Kindern von heute wünsche ich ähnlich schöne Erinnerungen, mit Nikolaus oder anderen traditionellen Erlebnissen. Aus Erfahrungen kann ich versichern: diese Ereignisse vergisst man nie und zehrt in jedem Alter davon.

Allen Lesern von stadt4.0 wünsche ich einen gefüllten Stiefel, egal womit gefüllt, Hauptsache, es ist Liebe mit drin.