Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen

Missbrauchte Kotbeutel

Das Denken des Gedankenlosen ist kein gedankenloses Denken sondern die Kunst mit Kettensägen zu jonglieren. Schön daran ist aber nicht, wenn es funktioniert, sondern wenn es daneben geht und vor allem wie.

Diese Tropfen von oben, die einem unentwegt durch die kleinsten Ritzen vom Schopf bis in, na sie wissen schon wo laufen und den Körper dann von innen erst unangenehm frösteln und dann irgendwie wohlig machen. Ein bisschen wie früher, wenn man sich als Kind versehentlich in die Hose machte. Zuerst verschüchterten einen die Umstände, in denen das „Missgeschick“ geschah, aber dann, mit einem Mal, entfaltet die Kraft des warmen Pipi ihre Wirkung und höhlt den Schritt in wohlige Wärme. Bis es erkaltet, dann wird es wieder unangenehm, aber diesmal nicht, weil es peinlich ist, sondern einfach kalt, als greift einem die leicht feuchte Hand im desinfizierten Handschuh wie bei der Musterung in den Schritt: Und jetzt bitte nach vorne beugen. Danke, Dein Sexproblem kann ich leider nicht kompensieren. Was ihn jedoch nicht daran hindert, den vormals von Charakterstärke gestreckten Rückruf in die Horizontale zu versetzen. Gerade so, als hätte man die Chance, einem Mädchen aus den 60ern unter den Minirock zu linsen. Nur leider befindet sich in der Regel kein hübsches Mädchen in an und mutiger Kleidung vor einem, sondern eine verkniffene Alte, die mit Gucci und Kajal die Damenbinde unter ihrem Heiligsten versucht zu verbergen.

In der Werbung schreibt man dann gerne „was auch passiert, ihr Lächeln kann ihnen keiner nehmen“. Klassenclowns aus der Agentur schreien dann gerne: Mir würde schon was einfallen, aber derlei komische Intermezzi sind selbst in den witzigsten Humorbutzen der Welt meist verpönt, denn sie entblößen, dass es eigentlich doch ein Problem gibt und es nur sehr wenige wie diesen Spinner gibt, die eine Ming-Vase umschmeißen und sagen Ich war`s, um erst gar nicht den Prozess der interaktiven  Suche zur Bloßstellung des Kretin einzuleiten. Während der Zerstreute also denkt, dass er die Situation gerettet hat, vergisst er jedoch, dass eigentlich immer ein Missgeschick passiert, oder besser gesagt meist nicht eines, sondern viele parallel, sodass die selbstbewusste Geste auch als Rechtfertigung für unplanmäßige Fauxpas herhalten muss; ein Kuchenkrümel im Dekolleté, ein Zipfel Bärenshorts im offenen Kuhstall oder ein Furz in der Kirche.

Amen.

Gehet hin in Frieden. Aber wer geht schon in Frieden, wenn er eine Stunde lang monoton aus der Bibel vorgelesen bekam. So manche Osternacht wird zur regelmäßig wiederkehrenden Körperpflegeeinheit des Maurers  oder Pennälers zwischen  den Feiertagen; da werden Nasenhaare gezupft, Pickel ausgequetscht und Popel vernascht, während Oma heimlich hinter dem Gebetbuch einschläft. Aber gleich gibt es Weihrauch, nein, nicht die geschwenkte Opferdose mit brennenden Kohlen, sondern das Tütchen danach, damit man das Mittagessen oder eine andere Mahlzeit zwischen der stocksteifen Familie erträgt.

Und, spielst du noch Trompete mein Kleiner, nein, das Blasen überlasse ich Mama. Stille und empörtes Schweigen. Toter Vorwurf im übernächtigten Gesicht des Onkel Franz, der seit zwanzig Jahren von der Phantasie träumt, die er just dem Störenfried vorwirft. Obwohl, ein Blick zur Linken reicht und ein Zenkloster in Ingolstadt wird zur ernstzunehmenden Alternative.

Nun gut, das Laub der Straße wartet darauf, beobachtet zu werden und tausend Kotbeutel für Vierbeiner gieren nach Missbrauch.

Bis morgen


Text: adolf.muenstermann@gmail.com


Bild: Mama