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Iran kehrt internationalem Atomabkommen weiter den Rücken

Der Chef der iranischen Atomenergiebehörde, Ali Akbar Salehi, verkündete am Montag eine weitere Erhöhung der Produktion angereicherten Urans sowie die Entwicklung zweier neuartiger Zentrifugen zur Urananreicherung

Nach neuen Sanktionen der USA hat der Iran einen weiteren Schritt zur Abkehr vom internationalen Atomabkommen vollzogen. Der Chef der iranischen Atomenergiebehörde, Ali Akbar Salehi, verkündete am Montag eine weitere Erhöhung der Produktion angereicherten Urans sowie die Entwicklung zweier neuartiger Zentrifugen zur Urananreicherung. Die einzigen durch das Atomabkommen zugelassenen Zentrifugen der ersten Generation kommen demnach im Iran inzwischen gar nicht mehr zu Einsatz.

Salehi sagte bei einem Besuch in der Atomforschungsanlage in Natans laut Staatsfernsehen, sein Land produziere nun täglich fünf Kilogramm angereicherten Urans, was einer Steigerung um das Zehnfache gegenüber der noch vor zwei Monaten produzierten Menge entspricht. Die Grenze habe zuvor bei 450 Gramm pro Tag gelegen.

Innerhalb von zwei Monaten habe sein Land zudem Prototypen zweier neuartiger Zentrifugen entwickelt, ergänzte Salehi. Technische Details nannte er nicht. Ein Prototyp werde aber bereits mit Uran in gasförmigem Zustand getestet.

Das Staatsfernsehen zeigte, wie der Chef der iranischen Atomenergiebehörde eine neue Kaskade mit 30 Zentrifugen vom Typ IR-6 in Betrieb nahm. Diese Zentrifugen ermöglichen dem Iran den Vorrat an schwach angereichertem Uran deutlich aufzustocken.

Die neu entwickelten Zentrifugen tragen laut Salehi die Bezeichnung IR-9 und IR-s. Das internationale Atomabkommen, das der Iran 2015 mit den fünf Vetomächten des UN-Sicherheitsrats und Deutschland geschlossen hatte, erlaubte dem Iran bisher nur den Einsatz von Zentrifugen der ersten Generation mit der Bezeichnung IR-1. Von diesem Typ ist laut Salehi nun keine Zentrifuge mehr in Betrieb.

"Wir müssen auch dem Feind danken, dass er uns diese Möglichkeit gegeben hat, die Kraft der Islamischen Republik unter Beweis zu stellen, besonders in der Atomindustrie", sagte Salehi mit Blick auf die Sanktionspolitik der USA. Die USA hatten in der vergangenen Woche die Strafmaßnahmen gegen den Iran ausgeweitet, um nach Angaben des US-Außenamts das Risiko einzudämmen, dass der Iran Atomwaffen entwickeln könne. 

Unter Präsident Donald Trump hatten sich die USA im Mai 2018 aus dem Atomabkommen zurückgezogen. Trump verfolgt seitdem eine Politik des "maximalen Drucks" gegenüber Teheran. Der Iran fühlt sich deshalb nicht mehr an die Vereinbarungen zur Begrenzung seiner nuklearen Kapazitäten gebunden und verletzt schrittweise die Auflagen des Abkommens.

Unterdessen beging der Iran am Montag den 40. Jahrestag der Besetzung der US-Botschaft in Teheran. Tausende Menschen nahmen dabei an einer Protestkundgebung gegen die USA in der Hauptstadt teil. Auch in anderen Städten fanden Kundgebungen statt.

Am 4. November 1979 hatten radikale Studenten während der islamischen Revolution die US-Botschaft gestürmt und 444 Tage lang mehr als 50 US-Diplomaten als Geiseln genommen. Die diplomatischen Beziehungen zwischen Washington und Teheran wurden damals abgebrochen.

ut/ju

© Agence France-Presse