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Konzertgefühl im Gottesdienst

Zwei Pfarreien in Münster unterstützen selbstständige Musiker: Sie geben ihnen die Möglichkeit, mit kleinen Auftritten die Gottesdienste zu bereichern.

Münster -  (pbm/acl) - Instrumentalmusik, Chorkonzerte, das traditionelle Weihnachtsoratorium: Die Advents- und Weihnachtszeit, die besonders stark musikalisch geprägt ist, wird in diesem Jahr voraussichtlich leiser werden. Die Corona-Pandemie zwingt Musikerinnen und Musiker zum Verstummen. Die Pfarrei St. Marien und St. Josef in Münster hat sich deshalb etwas einfallen lassen, wie sie einige von ihnen – auch finanziell – unterstützen kann – und davon selbst profitiert: Sie gibt selbstständigen Musikern die Möglichkeit, mit kleinen Auftritten die Gottesdienste zu bereichern.

„Die Resonanz nach dem ersten Probelauf am vergangenen Wochenende war durchweg positiv“, berichtet Pfarrer Ulrich Messing, der nicht nur die Pfarrei St. Marien und St. Josef leitet, sondern auch Pfarrverwalter der Pfarrei St. Franziskus ist. In den vier Kirchen der beiden Pfarreien, St. Marien, St. Josef, St. Norbert und Thomas Morus, kamen in den Gottesdiensten am Wochenende bereits eine Querflöte, eine Oboe, eine Harfe und Solo-Gesang zum Einsatz.

Ohnehin seien es vor allem Solo-Selbstständige, an die sich das Angebot richtet, erklärt Kirchenmusikerin Sabrina Blüthmann: „Das hat auch praktische Gründe, denn in den Gottesdiensten müssen wir natürlich die Abstands- und Hygieneregeln einhalten. Für mehrere Musikerinnen und Musiker haben wir schlicht zu wenig Platz.“

Nachdem Pfarrer Messing seine Idee dem Kirchenvorstand und dem Pfarreirat vorgestellt hatte, gab es schnell Einigkeit: Das noch vorhandene Haushaltsbudget für Musik, das eigentlich für Konzerte vorgesehen war, soll für Musik in den Gottesdiensten verwendet werden.

Die Orgelmusik soll damit aber keineswegs ersetzt, sondern eher ergänzt werden: „Meine Kollegen und ich spielen trotzdem die Orgel in den Gottesdiensten, nur an weniger Stellen“, erklärt Sabrina Blüthmann, die den Solo-Musikern auch anbietet, sie auf der Orgel zu begleiten, wenn gewünscht. Über Domkapellmeister Alexander Lauer und den Manager des Kourion-Orchesters Münster, Klaus Storm, hat sie Kontakt zu Solo-Selbstständigen bekommen und das Angebot der Pfarrei vorgestellt. „Das Interesse war groß“, berichtet die Kirchenmusikerin: „Für manche ist es der erste öffentliche Auftritt seit Beginn der Pandemie.“

Aus Sicht von Pfarrer Messing ist das Projekt eine „Win-Win-Situation“: „Die Gemeinde freut sich über vielfältige Musik in den Gottesdiensten – von traditionell, geistlich bis modern ist alles dabei – und die Solo-Musiker freuen sich, dass sie damit ein bisschen Geld verdienen können.“

Messing möchte auch andere Pfarreien ermutigen, ihre Haushaltsmittel mit Blick auf die Kirchenmusik zu prüfen, um mit diesem oder einem ähnlichen Konzept solo-selbstständige Musiker zu unterstützen und „für ein bisschen Konzertgefühl im Gottesdienst“ zu sorgen. Übrigens: Welches Instrument oder welcher Solosänger in welchem Gottesdienst in den beiden Pfarreien wann zum Einsatz kommt, das wird vorher nicht angekündigt: „Wir möchten uns einen kleinen Überraschungseffekt vorbehalten“, ergänzt Pfarrer Messing abschließend mit einem Schmunzeln.

Bildunterschrift: Kirchenmusikerin Sabrina Blüthmann und Pfarrer Ulrich Messing freuen sich über solo-selbstständige Musikerinnen und Musiker, die zunächst bis Ende des Jahres die Gottesdienste mitgestalten werden.

Quelle: Bistum Münster

Foto: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann