Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen

Die Kultur ist bedroht

Neu: Rote Liste durch Corona bedrohter Kultureinrichtungen - 2. Ausgabe Immer mehr Kultureinrichtungen, Kulturunternehmen und Kulturinitiativen kommen in existenzielle Not

Berlin, den 03.11.2020. Die zweite Ausgabe der Roten Liste, die auf durch Corona in Gefahr geratene Kultureinrichtungen hinweist, ist soeben in der neuen Ausgabe von Politik & Kultur, der Zeitung des Deutschen Kulturrates, erschienen.

Auf die 2. Rote Liste durch Corona bedrohter Kultureinrichtungen wurden vier Institutionen aus den beiden Bundesländern Berlin und Bayern neu aufgenommen: Bayerische Kammerphilharmonie, Deutsches Kammerorchester Berlin, Mahler Chamber Orchestra und Berliner Unterwelten.

 

Politik & Kultur stellt dazu die Arbeit der Einrichtungen vor und teilt sie, in Absprache mit den Institutionen, in Gefährdungskategorien von 0 bis 4. Kategorie ein

Kategorie 4 = Gefährdung aufgehoben/ungefährdet;Kategorie 3 = Vorwarnliste;Kategorie 2 = gefährdet;Kategorie 1 = von Schließung bedroht;Kategorie 0 = geschlossen.

Politik & Kultur stellt dazu die Arbeit der Einrichtungen vor und teilt sie, in Absprache mit den Institutionen, in Gefährdungskategorien von 0 bis 4. Kategorie ein

Kategorie 4 = Gefährdung aufgehoben/ungefährdet;Kategorie 3 = Vorwarnliste;Kategorie 2 = gefährdet;Kategorie 1 = von Schließung bedroht;Kategorie 0 = geschlossen.


In der 2. Roten Liste wird auf die Gefährdung folgender Institutionen ausführlich hingewiesen:

 


 

Kategorie 2: Die bayerische kammerphilharmonie ist eines von zwei Profi-Orchestern in Augsburg. Im Frühjahr und Sommer 2020 mussten zahlreiche Konzerte und Gastspiele wegen der Coronakrise abgesagt werden. Zwar erhielt das Ensemble einmalig Corona-Soforthilfe durch das Land Bayern, bei allen anderen Förderprogrammen fiel die bayerische kammerphilharmonie durch das Raster. Im September konnte der Konzertbetrieb wieder aufgenommen werden, allerdings sind – unabhängig von der Saalgröße – maximal 200 Zuschauer zugelassen. Neben den dadurch verursachten Einnahmeeinbußen entstehen höhere Saalmieten, Konzertsponsoren haben sich zurückgezogen, andere die Mittel nur unter Vorbehalt zugesagt. Tourneen und Gastspiele wurden gecancelt. Die Fixkosten laufen weiter. Angesichts der wieder steigenden Infektionszahlen ist die Zukunft ungewiss… Mehr dazu hier.

 


 

Kategorie1: Das Deutsche Kammerorchester Berlin ist fester Bestandteil des freien Berliner Musik- und Kulturlebens. Auftrittsverbote betreffen nicht nur eigene Konzerte, sondern auch zahlreiche Engagements im In- und Ausland, was erhebliche Einkommensverluste und nachhaltigen Schaden bei dem komplett frei finanzierten Orchester hinterlässt. Das eigentliche Aufatmen, die teilweise Wiederaufnahme des Konzertbetriebs, verschlechtert die wirtschaftliche Situation, denn eine kostendeckende Durchführung ist bei eingeschränkten Zuschauerzahlen und gleichbleibenden Kosten nicht möglich. Im Konzertleben nicht präsent zu sein ist fatal. Die öffentlichen Rettungsmaßnahmen sind bei weiterem Anhalten der Krise nicht ausreichend… Mehr dazu hier.

 


 

Kategorie 2: Die Musikerinnen und Musiker des Mahler Chamber Orchestra (MCO) arbeiten als „nomadisches Kollektiv“, das sich weltweit zu Tourneen und Projekten trifft. Doch aufgrund der Corona-Pandemie spitzt sich die Lage erneut zu. Geplante Konzerte werden vonseiten der Veranstalter kurzfristig abgesagt oder das Orchester muss erhebliche Gagenreduzierungen in Kauf nehmen. Kosten für Reisebuchungen sind häufig bereits angefallen, sodass die finanziellen Risiken einer Tournee momentan kaum kalkulierbar sind. Die mit den Absagen einhergehenden Einnahmeverluste gefährden die Deckung der laufenden Fixkosten und die Existenzgrundlage der Musiker. Die sich rasch ändernde uneinheitliche Gesetzeslage verhindert zudem eine verlässliche Planung. Das MCO kämpft mit besonderen Herausforderungen, da seine Musikerinnen und Musiker aus 20 verschiedenen Ländern stammen und die Freizügigkeit derzeit eingeschränkt ist… Mehr dazu hier.

 


 

Kategorie 2: Seit über 20 Jahren erforscht, sichert und dokumentiert der Berliner Unterwelten e. V. historische unterirdische Bauwerke und macht sie für die Öffentlichkeit zugänglich. Besucherinnen und Besucher nimmt die Kulturinstitution regelmäßig mit auf wissenschaftlich geführte Touren in historische Bunker, Tunnel, Flak-Anlagen oder alte Brauereikeller. Während der akuten Lockdown-Phase war es dem Verein nicht möglich, das gewohnte Angebot aufrechtzuerhalten. Alle Touren mussten eingestellt werden. Die Einnahmen aus diesem Zeitraum fehlen, um Fixkosten zu bestreiten. Auch wenn seit Juni wieder Führungen angeboten werden dürfen, ist die Teilnehmerzahl stark reduziert. Der Verein stößt mit Beginn der Herbst- und Winterzeit an die Grenzen der eigenen Kräfte… Mehr dazu hier.

 


Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates und Herausgeber von Politik & Kultur, Olaf Zimmermann, sagte: "Die Corona-Pandemie hat den Kulturbereich tief getroffen. Immer mehr Kultureinrichtungen, Kulturunternehmen und Kulturinitiativen kommen in existenzielle Not. Mit der Roten Liste wollen wir auf ihre Situation aufmerksam machen und an die Verantwortlichen in der Politik und an das Kulturpublikum appellieren, zu helfen. Wir brauchen die Kulturorte, damit auch in Zukunft Kunst in all seinen Ausprägungen stattfinden kann. Deutschland ist ein vielfältiges Kulturland, wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass Corona daran nichts ändert. Die heute vorgestellte 2. Ausgabe der Roten Liste stellt vier neue durch die Pandemie in Gefahr geratene Kultureinrichtungen vor – und macht deutlich: Die coronabedingte Erosion des Kulturbereiches schreitet leider zügig voran. Es bedarf weiterer starker Maßnahmen von Bund und Ländern, um die Vielfalt unseres Kulturbereiches zu erhalten.“


Bilder:  www.kulturrat.de