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Die Flieger können starten- BER eröffnet

Immer wieder gab es Zweifel daran, dass dieser Tag je kommen würde: Mit neun Jahren Verspätung ist der neue Hauptstadtflughafen am Samstag eröffnet worden - wegen der Corona-Pandemie ganz ohne große Festlichkeiten.

"Es war ein langer Weg, es war kein einfacher Weg", sagte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup bei der Eröffnung. "Deshalb feiern wir heute auch keine Party, sondern machen einfach auf."

Zeitgleich mit Easyjet-Chef Johan Lundgren und Lufthansa-Chef Carsten Spohr betätigte Lütke Daldrup symbolisch zur Eröffnung einen Buzzer-Knopf. Zuvor waren Lundgren und Spohr jeweils mit Maschinen ihrer Fluggesellschaften am neuem Terminal 1 des Flughafens angekommen. Eigentlich sollten die Flieger zur Feier des Eröffnungstages parallel landen, das war wegen der Wetterverhältnisse jedoch nicht möglich. Sie kamen daher nacheinander an.

An der Eröffnung nahmen auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (beide SPD) und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) teil. Alle Redner wiesen auf die zahlreichen Pannen im Laufe des Bauprojekts hin.

"Ich geb‘s zu - es gab in den vergangenen Jahren Tage, die waren zum Verzweifeln", gab etwa Müller zu. "Die Geschichte des Baus dieses Flughafens ist lang - sie ist zu lang", sagte auch Woidke.

"Der BER hat uns verärgert, enttäuscht, bewegt", schloss sich Scheuer an. "Die Zeit der Jokes über den BER muss jetzt zu Ende sein", fordert er zugleich mit Bezug auf den Spott, den das Projekt über die Jahre über sich ergehen lassen musste. Ursprünglich sollte der BER bereits 2011 eröffnet werden. Aufgrund zahlreicher Pannen verschob sich die Eröffnung immer weiter.

Wegen der Corona-Pandemie gab es keine große Eröffnungsparty. Begleitet wurde die Eröffnung von Klimaaktivisten unter anderem von Extinction Rebellion. Zahlreiche Aktivisten zeigten Plakate mit Aufschriften wie "Fliegen versenkt Urlaubsinseln", "Fliegen nur für Vögel" sowie "Flieger stoppen statt Klima schrotten". Einige Aktivisten in Pinguin-Kostümen kletterten auf die Gebäude.

Mehrere Aktivisten klebten sich zudem nach Angaben von Extinction Rebellion und der Bundespolizei an ein Flugzeug beziehungsweise auf den Boden am Terminal 5, dem ehemaligen Flughafen Schönefeld. Sie wollten den Abflug einer Maschine verhindern.

Nach Bundespolizeiangaben wurden die Aktivisten jedoch mithilfe der Feuerwehr gelöst, sodass der Flieger mit einer Stunde Verspätung startete. "Das wird teuer", schrieb die Bundespolizei auf Twitter. Terminal 5 war bereits am vergangenen Wochenende in Betrieb genommen worden.

Für Sonntag sind die ersten Abflüge vom neu gebauten Terminal 1 des BER geplant. Bereits am 21. Oktober war das Regierungsterminal des neuen Flughafens in Betrieb gegangen, als Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) dort auf der Rückreise von den EU-Agrarverhandlungen in Luxemburg landete. Auch Präsidenten und Staatsgäste werden nun am neuen Flughafen empfangen. Staatsempfänge in Berlin-Tegel gehören damit der Geschichte an. Offiziell schließt der Flughafen Tegel am 8. November.

Der Luftfahrt-Koordinator der Bundesregierung, Thomas Jarzombek (CDU), warnte vor überzogenen Erwartungen an den BER. Der Flughafen werde "mittelfristig zunächst das leisten müssen, was Tegel und Schönefeld in den vergangenen Jahren nur unter größeren Mühen und chaotischen Zuständen hinbekommen haben", sagte Jarzombek den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. "Dass aus dem BER mehr wird, ein drittes deutsches Drehkreuz nach Frankfurt und München, sehe ich zunächst eher nicht."

sae/cne

© Agence France-Presse