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Humanitäre Hilfe professionell gestalten

„Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, die internationale Nothilfe aus Deutschland zu professionalisieren...“, sagte Prof. Dr. Joachim Gardemann vom Kompetenzzentrum Humanitäre Hilfe der FH Münster bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags im Friedenssaal.


Münster/Bochum/Bonn (26. Oktober 2020). In den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl der Menschen, die auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, mehr als verdoppelt. Die globalen Herausforderungen steigen, und deshalb ist immer mehr Personal nötig. Doch wer in der humanitären Hilfe erfolgreich wirken will, braucht mehr als den Wunsch zu helfen. Neben dem Know-how im eigenen beruflichen Fachgebiet ist zusätzliches und stets aktualisiertes Fachwissen erforderlich, zum Beispiel in den Bereichen Logistik, Personalmanagement oder Infektionsschutz. Diese lebenslange Fort- und Weiterbildung vermittelt zukünftig die academy for humanitarian action (aha), die heute in Münster gegründet wurde – als erste ihrer Art in Deutschland. Kooperationspartner der aha sind Aktion Deutschland Hilft (ADH), das Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht (IFHV) der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und das Kompetenzzentrum Humanitäre Hilfe der FH Münster.

Die feierliche Gründungszeremonie im Friedenssaal des Rathauses in Münster konnte Corona-bedingt nur in kleinem Kreise stattfinden. Neben Gerhard Joksch, ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt Münster, nahmen Manuela Roßbach, Vorständin von Aktion Deutschland Hilft, FH-Präsidentin Prof. Dr. Ute von Lojewski, RUB-Prorektor Prof. Dr. Andreas Ostendorf und nur wenige direkt beteiligte Akteure teil. Ursprünglich waren weitere Gäste geladen, unter ihnen Abgeordnete des Deutschen Bundestages, Vertreterinnen und Vertreter des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland, der frühere EU-Kommissar für Humanitäre Hilfe und Krisenschutz Christos Stylianides sowie zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter deutscher Hilfsorganisationen. Sie alle begrüßten die professionelle Entscheidung, kein Risiko einzugehen und die Gründungveranstaltung Corona-konform zu beschränken. Im gleichen Atemzug sagten sie ihre Teilnahme für eine Fachkonferenz im kommenden Frühjahr zu, um den Anlass gebührend zu würdigen.

„Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, die internationale Nothilfe aus Deutschland zu professionalisieren und die deutsche Nothilfe sichtbarer zu machen“, sagte Prof. Dr. Joachim Gardemann vom Kompetenzzentrum Humanitäre Hilfe der FH Münster bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags im Friedenssaal. „Es gibt neben den bekannten großen Organisationen auch viele weitere in Deutschland, die aufgrund ihrer Größe keine eigenen Schulungen durchführen können. Auch an sie und an die vielen Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger, die einen qualifizierten Weg in die humanitäre Hilfe suchen, richtet sich das Angebot der aha.“ Dieses umfasst Seminare und Workshops in den Bereichen der normativen und einsatzpraktischen Grundlagen, des internationalen Rechts, des Managements, der internationalen Beziehungen sowie der medizinischen und technischen Fragestellungen. Es startet zunächst in Bochum, Münster und Bonn.

„Wir führen die Fortbildungen sowohl in Eigenregie als auch in enger Zusammenarbeit mit einschlägigen Fortbildungsreinrichtungen im In- und Ausland durch“, erklärt ADH-Vorständin Manuela Roßbach. Außerdem unterstütze das Auswärtige Amt viele Fortbildungsveranstaltungen, die im Rahmen der Akademie angeboten werden. „Im Auswärtigen Amt gibt es den Koordinierungsausschuss Humanitäre Hilfe, in dem zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter von allen namhaften Hilfsorganisationen sitzen sowie als akademische Einrichtungen die Ruhr-Universität Bochum und die FH Münster. Dort hat die Idee, die aha zu gründen, immer mehr Form angenommen“, so Roßbach. Entstanden war sie schon vor Jahren am IFHV – im Dialog mit den Partnern. „Jetzt sehen wir den Moment gekommen, eine Lücke in Deutschland zu füllen und ein systematisiertes sowie akademisch-zertifiziertes Fortbildungsangebot zu etablieren“, sagte Prof. Dr. Pierre Thielbörger, geschäftsführender Direktor des IFHV. Die internationale humanitäre Hilfe erlebe andauernd neue Entwicklungen und werde immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt, die ihre Arbeit erschweren – wie jetzt zum Beispiel in der Covid-19-Pandemie. „Die enge Verzahnung von hochschulisch-akademischer Struktur mit der Praxis gewährleistet ein hohes Niveau der Lehre und ermöglicht die Vergabe von Weiterbildungszertifikaten und Credit Points“, so Thielbörger. Letztere können dann in ein berufsbegleitend erworbenes Certificate of Advanced Studies im Bereich der humanitären Hilfe münden.

Die Seminare finden größtenteils in englischer Sprache statt und dauern in der Regel ein bis fünf Tage, wobei sich der Umfang nach den inhaltlichen Erfordernissen richtet. Neben den Fort- und Weiterbildungen, die im Programm der aha aufgeführt sind, können Organisationen auch maßgeschneiderte Kurse für interne Schulungen buchen. Außerdem sind natürlich auch Online-Formate im Angebot.

Interessierte, die eine Fort- oder Weiterbildung bei der aha besuchen möchten, finden ab 1. November unter academy-humanitarian-action.de ausführliche Informationen.