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Wo nichts ist, kann man nichts rausholen

Mal gucken, was uns die Katze heute vor die Tür gelegt hat, würde Kurt Krömer jetzt sagen und miau, heute, oder besser gestern, war es eine Ausstellung über Rubens in Paderborn. Na dann hab ich mir mal die TEDI Schuhe geschnürt und bin nach Ostwestfalen geschlendert.


Regen in NRW, an sich nichts Besonderes, aber dennoch ein Zeichen, dass eindeutig zu sein schien. Denn da Gott und ich seit kurzem ein Agreement haben, hätte ich die Zeichen der Zeit und des Momentes besser deuten sollen.  

Aber von Vorn: Draußen, vor der ehrwürdigen Kirchengemeinde Paderborn, standen sich die Menschen ernsthaft die Füße platt, gut, erst später merkte ich, dass ich Teil einer Hochzeitsgemeinde vorm Rathaus war, denn die Lady die das Rathaustor verließ, war weder speckig noch hatte sie rote Wangen. Rubens wäre wohl nicht in Verlegenheit geraten, sie zu malen, also musste ich wohl falsch sein.

Wenige hundert Meter weiter, meine Füße waren bereits nass, erstrahlte“ wie eine Reminiszenz an das Römisch Germanische Museum Köln ein kleines Gebäude, dass man in der Liborius-Gemeinde auch Diözesan Museum nennt. Das Publikum war bunt und auch hier, reichhaltiger, als ich es für möglich hielt. Dabei hätte es sich doch auch in diesem Falle, wie bei der Ehe rumgesprochen haben müssen, das wird wahrscheinlich nix, denn wir waren ja nicht die ersten, aber wie in Thüringen, hat sich der gemeine Deutsche nicht belehren lassen.

 

Nun denn, gehen wir rein, vorbei am etwas tuckigen Türsteher, der alle mit Händen in den Hüften auf die Desinfektion der Finger hinwies. Ach, wir dürfen die Werke auch anfassen, dachte ich, aber verkniff mir den Kommentar und legte erst einmal die nassen Schuhe auf die Heizung. Man will sich ja nicht erkälten, was wohl sonst keinen interessierte. Der kleine Adi schlenderte nun durch die heiligen Hallen des Bistums Paderborn und entdeckte sogar hin und wieder Meisterwerke, aber wie es eine Besucherin auf den Punkt brachte: Das war mir alles zu katholisch. Und sie hatte Recht. Von saftigen Frauen in den besten Jahren sah man nicht viel. Es erstrahlte natürlich das wirkliche Meisterwerk „Beweinung Christi“, wobei die Ausführungen der Rundgangsleiterin eher dürftig waren. Sei es drum, meine Fragen sind wohl zu speziell für Kunstgeschichte in Ostwestfalen. Aber sie gab es immerhin zu. 1:0 für Paderborn.

 

Die Köpfung Hephaistos durch Judith, (interessant, dass „word“ an dieser Stelle „Köpfung“ als falsch deklariert) ist und war immer ein brisantes und viel gemaltes Motiv, aber so schlecht wie aus der Hand Rubens, habe ich es noch nie gesehen, na gut, 120 Originalwerke muss man auch erst einmal zusammen bekommen. Und dieses Zusammen-bekommen war wohl wirklich schwer, denn außer dem natürlich herausragenden Selbstportrait des Meisters und einem Bildnis des Doms von Antwerpen (das nicht aus dem Pinselstrich von Rubens stammte, erstrahlten einige Büsten, ok und einige Zeichnungen, aber beinahe unzählige Produktionen nach Rubens. Vielen Dank, von "Nach Rubens" und "nach Caravaggio" oder "nach Picasso", habe ich die Regale auch voll, das war nicht der Plan, aber Neo Rauch sollte ja noch folgen. Aber, ich gebe es zu, meine Augen werden schlecht, es hing kein Rauch, sondern ein Gerhard Richter, ja, ein Meister seines Fachs, aber erstens, war das Bild nur ein Fragment eines Ganzen und zweitens passte es in die Ausstellung wie Adi in die „hall of fame“ von Basketballlegenden. Egal hinunter mit dem Coronakatalysator ins Erdgeschoss und erst einmal an die frische Luft. Immer noch Regen und die Schuhe, nun denn, ich war tapfer. Mpf, mpf, mpf, so klangen die Schritte zum Dom, vor dessen Tür ich den Obdachlosen nur zu seiner Tapferkeit gratulieren konnte, denn drinnen, in dem ohne jede Süffisanz wunderbaren Prachtbau, wurde die Orgel gestimmt; wenn es mal läuft.

 

Ok, dachte ich mir, ein Paderborner in Paderborn wird ja wohl drin sein und ich begab mich auf die Suche nach der billigen Plörre, die es in Münster an jeder Ecke gibt aber in Paderborn durch Abwesenheit glänzte.

 

Ich könnte Stunden so weiter schreiben, es wird nicht besser. Die Räumlichkeiten waren zu klein, um die Werke wirken zu lassen. Außer dem Selbstportrait und der Beweinung Christi, waren keine großen Werke von Rubens zu sehen und der Corona- Schutz war so absurd, dass man nur den Kopf schütteln kann.

 

Wirklich schade, das Personal war wirklich meist außergewöhnlich nett, die Preise angenehm und das Publikum überraschend offen und kritisch. Wenn man sich denn jenseits des kleinen Fahrstuhles unterhalten konnte, in den sich alle zwängten, die sich vorher nicht weit genug aus dem Weg gehen konnten.

 

Ob sie es mir glauben oder nicht, ich hätte wirklich gern eine bessere Kritik geschrieben, aber am Ende kann man nur das schreiben, was war und ich bin froh, dass ich nicht eher vor Ort war, denn der strebsamen Diözese sei jedes Eintrittsgeld gegönnt, aber diese Gelder sollten zukünftig von jemandem ausgegeben werden, der sich mit Kunst wirklich auskennt und auch ein wenig Verständnis für die Erwartungen des Publikums hat. Bei 1500 Werken können 30 Skizzen und ähnliches dabei sein, aber nicht bei 120, aber für den Dom, komme ich gerne noch einmal wieder.

 

P.S. Eine Besucherin fragte mich bezüglich der besonderen Farben bei der Beweinung. Nun, das Wesentliche an dem Bild ist die Perspektive, die so ungewöhnlich ist, dass man beinahe als Zuschauer der dargestellten Szenerie beiwohnt, was durch eine perspektivisch gekürzte Beinhaltung des Heilandes dargestellt wird. Der besondere Haut-Ton des Heilandes und seiner Mutter, der durch viel Grün angereichert wurde, unterstreicht die Andersartigkeit der Haut nach dem Tode. Der Heiland war im wahrsten Sinne des Wortes „leichenblass“ und seine Mutter ebenfalls. Tolles Bild, aber der Abstand von gut einem Meter schützte nur vor Corona, aber nicht vor ernsthaftem Erlebnis, denn in der Distanz kann ein Bild mit  Ausmaßen von mehr als zwei Meter mal einem, wirklich nicht wirken.

 

Schade, ich war sehr enttäuscht. Aber bis morgen können Sie sich noch selbst überzeugen.

 

Bild: Eintrittskarte Museum.

Text: adolf.muenstermann@gmail.com

 

P.P.S. Möglich, dass ich zukünftig nicht mehr so viel über Kultur schreibe. Man ist nicht geneigt jemanden einzulassen, der kritisch berichtet. Ich wünschte man würde verstehen, wie gerne ich großartige Kritiken schreiben würde, aber wo nichts ist, kann man nichts rausholen.