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USA - wichtiger, unangenehmer Handelspartner

Ein Überblick über die transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen vor der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten:


Seit Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump haben nicht nur die politischen Beziehungen mit Deutschland gelitten. Auch in Wirtschaftsangelegenheiten wurde das Klima rauer. Unter anderem erheben die USA Strafzölle auf EU-Stahl und kritisieren Deutschland massiv wegen seines Exportüberschusses im bilateralen Handel. An der starken wirtschaftlichen Verbindung änderte das indes wenig.

HANDELSBILANZ

Die USA und Deutschland sind nach Warenwert nicht nur die weltgrößten Handelsnationen hinter China, sondern dabei auch stark voneinander abhängig. Die USA sind Deutschlands wichtigster Absatzmarkt im Ausland: Im vergangenen Jahr exportierten deutsche Unternehmen laut Bundeswirtschaftsministerium Waren im Wert von knapp 119 Milliarden Euro. Auf der Importrangliste der Bundesrepublik stehen die USA mit einem Warenwert von gut 71 Milliarden Euro an dritter Stelle. Der Außenhandelsüberschuss Deutschlands ist im Handel mit keiner anderen Nation größer.

Laut dem Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos stieg der US-Anteil an allen deutschen Ausfuhren von rund sieben Prozent im Jahr 2010 auf neun Prozent im Jahr 2019. In manchen Branchen liegt die Bedeutung demnach noch deutlich über diesem Wert: So gehen mittlerweile 17 Prozent der deutschen Pharmaexporte in die USA. Für die deutschen Autobauer sind die USA nicht nur wichtiges Absatz-, sondern auch Produktionsland mit eigenen Werken.

INVESTITIONEN

"Deutsche und US-amerikanische Unternehmen gehören zu den wichtigsten ausländischen Investoren und Arbeitgebern im jeweils anderen Markt", erklärt der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Im Jahr 2017 flossen laut Prognos 28 Prozent der deutschen Direktinvestitionen im Ausland in die USA (335 Milliarden Euro). In keinem Land investierten deutsche Unternehmen mehr. Umgekehrt kamen neun Prozent der ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland aus den USA.

FORSCHUNG

Deutsche Entwickler von IT-Methoden reichen nach Prognos-Berechnungen jedes fünfte ihrer Patente in den USA ein. Insgesamt sind deutsche Firmen demnach auf keinem anderen ausländischen Markt aktiver. Es sei vergleichsweise einfach, dort eigene Forschungszentren aufzubauen, erklärt Prognos-Chefökonom Michael Böhmer. "Die deutsche und die amerikanische Forschungs- und Innovationslandschaft ergänzen sich in vielen Bereichen hervorragend."

PERSPEKTIVEN

Unabhängig vom Ausgang der US-Präsidentschaftswahl rechnen die Forscher mit einer Fortdauer der engen wirtschaftlichen Kooperation. "Allen Schwierigkeiten in den bilateralen Beziehungen der vergangenen Jahre zum Trotz: Die USA sind und bleiben einer unserer wichtigsten, wenn nicht der wichtigste Wirtschaftspartner."

Allerdings dürften die Vereinigten Staaten auch im Fall eines Wahlsiegs des demokratischen Trump-Herausforderers Joe Biden bei ihrer protektionistischen Außenwirtschaftspolitik bleiben. "Ändern dürften sich der Ton und die Bereitschaft, in Allianzen zu denken und zu handeln. Stil und Strategie sind weniger konfrontativ, die Ziele aber durchaus ähnlich", erläutert Böhmer. Eine "Kehrtwende" erwartet er dagegen nicht.

NEUE VERHANDLUNGEN

Prognos rät der Bundesregierung, mit den USA "selbstbewusst zu kooperieren" -  und ein angedachtes neues Handelsabkommen möglichst schnell und umfassend auf den Weg zu bringen. "Das gilt unabhängig davon, welcher Präsident die USA ab dem 20. Januar nächsten Jahres regieren wird." Dabei sollten Deutschland und die EU, anders als beim gescheiterten TTIP-Abkommen, "offener auch ihre bisherigen protektionistischen Haltungen auf den Prüfstand stellen" - beispielsweise in der Landwirtschaft.

Der BDI wünscht sich im Rahmen eines neuen Abkommens auch Verhandlungen über die öffentliche Auftragsvergabe. So könne die EU-Kommission im Gegenzug für eine Öffnung des europäischen Agrarmarktes ihrerseits die Öffnung des öffentlichen Auftragswesen in den USA fordern.

Von Daniel WOLF

dwo/muk