Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen

Zweites TV-Duell Trump gegen Biden steht vor dem Aus

Die erste Präsidentschaftsdebatte Ende September war höchst chaotisch verlaufen, weil Trump seinen Kontrahenten immer wieder laut unterbrach. Umfragen und Experten erklärten Biden zum Sieger des Duells.


Das für kommende Woche geplante zweite TV-Duell der US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und Joe Biden steht vor dem Aus: Trump sagte am Donnerstag seine Teilnahme an der Debatte ab, nachdem die Organisatoren wegen der Corona-Infektion des Präsidenten auf ein virtuelles Format ausweichen wollten. Das sei "für uns nicht akzeptabel", sagte der Amtsinhaber im Sender Fox Business News. "Ich werde nicht meine Zeit verschwenden."

Der in Umfragen zurückliegende Republikaner warf den Debatten-Organisatoren vor, seinen demokratischen Herausforderer Biden "beschützen" zu wollen. Die erste Präsidentschaftsdebatte Ende September war höchst chaotisch verlaufen, weil Trump seinen Kontrahenten immer wieder laut unterbrach. Umfragen und Experten erklärten Biden zum Sieger des Duells.

Nur zwei Tage nach der Fernsehdebatte wurde Trumps Ansteckung mit dem Coronavirus bekannt. Der 74-jährige Präsident verbrachte drei Tage im Krankenhaus, kehrte dann aber ins Weiße Haus zurück und erklärte sich für "geheilt". Es herrschten aber große Zweifel, ob die für den 15. Oktober geplante zweite Debatte der Präsidentschaftskandidaten angesichts des Ansteckungsrisikos wie geplant stattfinden könne.

Die für die Organisation der Präsidentschaftsdebatten zuständige Kommission erklärte dann am Donnerstag, die Debatte solle virtuell ausgetragen werden, um "Gesundheit und Sicherheit aller Beteiligten zu schützen". Zwar werde grundsätzlich an dem Format festgehalten, dass Bürger den Kandidaten Fragen stellen könnten; Trump und Biden würden sich aber an unterschiedlichen Orten aufhalten.

Ex-Vizepräsident Biden zeigte sich umgehend offen für das virtuelle Format. Der 77-Jährige freue sich darauf, "direkt zum amerikanischen Volk" zu sprechen, erklärte sein Wahlkampfteam.

Trump erteilte den Plänen dagegen eine Absage. Sein Wahlkampfteam forderte, die Debatte auf das Datum der geplanten dritten Debatte zu verschieben, den 22. Oktober. Die dritte Debatte wiederum solle um eine Woche auf den 29. Oktober verschoben werden. Das wäre nur fünf Tage vor der Präsidentschaftswahl am 3. November.

Der Streit entbrannte am Tag nach der ersten und einzigen TV-Debatte zwischen Vizepräsident Mike Pence und Bidens Vizekandidatin Kamala Harris. Die beiden lieferten sich am Mittwochabend einen harten Schlagabtausch insbesondere zum Thema Corona, der aber deutlich geordneter und höflicher ablief als das Duell zwischen Trump und Biden. Einen klaren Sieger gab es nicht.

Trump, der angesichts schlechter Umfragewerte weniger als vier Wochen vor der Wahl massiv unter Druck steht, beschimpfte Harris am Donnerstag. Er bezeichnete die afroamerikanische Senatorin auf Fox Business News als "dieses Monster". "Alles, was sie sagt, ist eine Lüge." Pence habe Harris bei dem Duell "zerstört". Der Präsident hatte am Vortag bereits Biden beleidigt und als "Verrückten" bezeichnet.

In dem Interview griff der Präsident in einem ungewöhnlichen Schritt auch zwei seiner Minister an, die als besonders loyale Stützen seiner Präsidentschaft gelten: Justizminister Bill Barr und Außenminister Mike Pompeo.

Der Präsident warf Pompeo vor, alte E-Mails seiner früheren Wahlgegnerin Hillary Clinton aus ihrer Zeit als Außenministerin nicht zu veröffentlichen. "Ich bin aus diesem Grund nicht zufrieden mit ihm", sagte Trump. Hintergrund ist eine Affäre über die Nutzung privater E-Mail-Server durch Clinton, als sie Außenministerin war.

Seinem Justizminister Barr warf Trump vor, keine Anklage gegen Mitglieder der Regierung seines Vorgänger Barack Obama zu erheben. Das sei eine "sehr traurige Situation". Trump bezog sich auf eine Verschwörungstheorie, wonach die Obama-Regierung ihm unter anderem durch die Russland-Ermittlungen gezielt schaden wollte.

fs/cp

Fabian Erik SCHLÜTER / © Agence France-Presse