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Rauswurf für Lüth

Die AfD-Fraktion hat ihren langjährigen Pressesprecher Christian Lüth nach Berichten über menschenverachtende Äußerungen fristlos entlassen.


Der Fraktionsvorstand habe die Entscheidung am Montag einstimmig gefällt, sagte ein Fraktionssprecher am Montag zu AFP in Berlin. Hintergrund seien aktuelle Berichte, wonach Lüth unter anderem über die Möglichkeit des Erschießens oder Vergasens von Migranten gesprochen habe. 

Bei einem heimlich von Prosieben gefilmten Treffen mit einer rechten Publizistin im Februar sprach sich der damalige AfD-Fraktionssprecher laut dem Nachrichtenportal "Zeit Online" dafür aus, dass "noch mehr Migranten kommen". Weiter sagte er demnach: "Weil dann geht es der AfD besser. Wir können die nachher immer noch alle erschießen. Das ist überhaupt kein Thema. Oder vergasen, oder wie du willst. Mir egal!"

"Zeit Online" berichtete, Prosieben spreche aus rechtlichen Gründen in einer dazugehörigen Fernsehdokumentation nur von einem hohen AfD-Funktionär und nenne Lüths Namen nicht. Allerdings habe das Portal Lüth mithilfe mehrerer Informanten eindeutig identifiziert. Der Film soll am Montagabend ausgestrahlt werden.

Prosieben berichtete im Vorfeld, er habe seine Gesprächspartnerin zur Mitarbeit bei der Partei bewegen wollen. "Je schlechter es Deutschland geht, desto besser für die AfD", soll er gesagt haben. "Das ist natürlich scheiße, auch für unsere Kinder - aber wahrscheinlich erhält uns das." Dies sei mit Fraktionschef Alexander Gauland "lange besprochen" worden, soll er zudem gesagt haben.

Scharfe Kritik kam von der SPD. "Es ist wieder einmal die AfD, die solche Menschen in ihren Reihen hat", kritisierte SPD-Bundestagsfraktionsvize Katja Mast gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Lüths angebliche Aussage über das Erschießen von Migranten sei "abscheulich, menschenverachtend und offen rechtsradikal". "Das ist Gift für unser Land und es macht mich krank."

Zwei Monate nach dem angeblichen Treffen wurde Lüth vom Dienst als Bundestagsfraktionssprecher freigestellt. Vor zwei Wochen wurde ihm der Posten nach Fraktionsangaben offiziell aberkannt. Die Freistellung im April erfolgte nach Bekanntwerden von Berichten, wonach sich Lüth selbst als "Faschist" bezeichnet und mit Bezug auf seinen Großvater von seiner "arischen" Abstammung gesprochen haben soll.

Die AfD betonte auf Twitter, Lüth sei kein Parteimitglied und seit drei Jahren nicht mehr für die Partei tätig. "Er konnte im Februar 2020 nicht für uns als Partei sprechen", erklärte die AfD zu dem damaligen Pressesprecher der Bundestagsfraktion. 

sae/pw

© Agence France-Presse