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Childhood-Haus Berlin eröffnet

Das Childhood-Haus ist eine interdisziplinär arbeitende Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche, die sexuellen Missbrauch oder schwere körperliche Gewalt erlebt haben.


Die Räume des Childhood-Hauses Berlin wurden jetzt im Rahmen einer virtuellen Eröffnungsveranstaltung unter Teilnahme Ihrer Majestät Königin Silvia von Schweden feierlich eingeweiht. Das Childhood-Haus ist eine interdisziplinär arbeitende Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche, die sexuellen Missbrauch oder schwere körperliche Gewalt erlebt haben. Die neue Einrichtung läuft unter der Trägerschaft der Charité – Universitätsmedizin Berlin und wurde initiiert durch die World Childhood Foundation.


Die Zahlen in Berlin
Im vergangenen Jahr wurden laut „Polizeilicher Kriminalstatistik Berlin 2019" im Durchschnitt jede Woche 15 Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern in Berlin bekannt. Die Zahlen von Gewalt an Kindern sind um einiges höher. Deutschlandweit wird von rund einer Million Kinder ausgegangen, die sexuellen Missbrauch erlebt haben.

Ein Childhood-Haus für Berlin
Um den betroffenen Kindern eine möglichst kinderfreundliche Unterstützung im Rahmen des Ermittlungsverfahrens zu ermöglichen, werden zukünftig verschiedene Professionen in den Räumen des Childhood-Hauses zusammenarbeiten: Medizinerinnen und Mediziner, Psychologinnen und Psychologen, Jugendamtsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter, die Polizei, die Staatsanwaltschaft, die Familiengerichte und das Amtsgericht Tiergarten. In Berlin kann das Childhood-Haus-Projekt bereits an eine gut funktionierende Vernetzung der Kinderschutz- und der Trauma-Ambulanz mit der Jugendhilfe anknüpfen. Vor Ort im Childhood-Haus sollen betroffene Kinder und Jugendliche zukünftig die Möglichkeit erhalten in kinderfreundlichen Räumen und durch geschultes Personal untersucht, befragt und beraten zu werden. Ziel ist es, das Beste für das Wohl betroffener Kinder zu erreichen. Nach zwei Jahren der Planung und einer Corona-bedingten Verlagerung der Einweihungsfeier in eine digitale Veranstaltung, können die Räume des Childhood-Hauses von den beteiligten Behörden und Institutionen ab sofort genutzt werden. Bis zum Jahresende sollen die entwickelten Konzepte sukzessive umgesetzt sowie Technik und Abläufe erprobt werden.

Starke Kooperation mit den Berliner Senatsverwaltungen
Das Childhood-Haus Berlin konnte vor allem durch die starken Kooperationspartner der Charité in dieser Form umgesetzt werden: Die Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung, die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung sowie die Senatsverwaltung für Inneres und Sport.

Digitale Eröffnung in Zeiten von Corona
In einem Broadcast-Format konnten hunderte Gäste einer Veranstaltung im Zeichen des Kinderschutzes und dem Thema der sexuellen Gewalt an Kindern teilnehmen. Ihre Majestät Königin Silvia von Schweden sprach von einem Leuchtturm-Projekt für den Kinderschutz: „Noch sind die Childhood-Häuser Leuchttürme im Kinderschutz. Mit dem heutigen Tag und dem Childhood-Haus Berlin ist nun ein weiterer heller Leuchtturm hinzugekommen, der zeigt: Veränderung ist möglich!". Elke Büdenbender, Ehefrau des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, betonte im Kontext des Schutzes von Kindern auch noch einmal ganz stark, wie wichtig es sei, dass die Menschen, die mit betroffenen Kindern in Kontakt sind, speziell geschult werden: „Als Juristin muss ich sagen: das Thema Kindesmissbrauch gehört auf jeden Fall in die juristische Ausbildung! Und natürlich ist auch die Fortbildung im richterlichen Bereich wichtig und notwendig." Als Schirmherrin von UNICEF setzt sie sich seit mehreren Jahren für die Rechte von Kindern im In- und Ausland ein. Als Vertreterin des Trägers des Childhood-Hauses richtete auch Astrid Lurati, Vorstand Finanzen und Infrastruktur der Charité, direkte Worte an die Gäste: „Kinder sind eine der sensibelsten Gruppen, vielleicht die sensibelste Gruppe in der Bevölkerung – ihr Wohlergehen ist uns ein besonderes Anliegen. Mit dem Childhood-Haus Berlin leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung von betroffenen Kindern und Jugendlichen."

Das Projekt in Berlin wurde im Besonderen realisiert durch die starke Kooperation mit den Senatsverwaltungen. Justizsenator Dr. Dirk Behrendt betonte in seiner Live-Rede noch einmal ganz deutlich, wie sehr das Wohl der betroffenen Kinder im Childhood-Haus im Mittelpunkt steht: „Wenn Kinder Opfer von Straftaten werden, dann muss das Kindeswohl bei den Ermittlungen und auch im späteren Prozess in besonderer Weise berücksichtigt werden. Im Childhood-Haus wird genau das ermöglicht. Damit setzt das Berliner Childhood-Haus neue Maßstäbe." Sandra Scheeres, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, sprach von einem „Meilenstein in Berlin und für Berlin, der unser Berliner Netzwerk Kinderschutz weiter stärkt".


Auch ein Grußwort von Dr. Franziska Giffey, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, wurde in die digitale Veranstaltung eingespielt. „Als Bundesfamilienministerin sind mir die Kinderrechte und auch eine kindgerechte Justiz sehr wichtig. Wir arbeiten deshalb gemeinsam mit dem Justizministerium daran, dass Richterinnen und Richter im Umgang mit Kindern geschult werden. Auch in unserem nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern setze ich mich für eine kindgerechte Justiz ein, bei der die Interessen und speziellen Bedürfnisse der Kinder stärker berücksichtigt werden."

Das Childhood-Haus Berlin konnte unter anderem durch die finanzielle Unterstützung der PNB Paribas, Inceptua GmbH, Soundception GmbH, der Wilhelm-Höffner-Stiftung sowie dem Allianz Kinderhilfsfonds Berlin/Leipzig e.V. realisiert werden. Die virtuelle Veranstaltung wurde von der Agentur Bright Media und Pictet unterstützt.

Fotos: Copyright Childhood/Michael Bader



Charité: Das Childhood-Haus Berlin dient der interdisziplinären Versorgung und rechtlichen Fallabklärung bei Fällen von sexuel­lem Kindesmissbrauch („Hands-On“ Sexualdelikte) oder schwerer körperlicher Misshandlung von Kindern und Ju­gendlichenvereint transprofessionelle Zusammenarbeit mit speziell geschultem Fachpersonal aus Medizin, Jugendamt, Polizei und Gerichtträgt dazu bei, eine Re-Traumatisierung von betroffenen Kindern und Jugendlichen während der forensischen Befragung zu verhindernbietet einen gleichbleibenden, geschützten, kinder- und jugendfreundlichen Ort zur Versorgung, Unterstützung und rechtlichen Fallabklärungorientiert sich an den Prinzipien und Qualitätsstandards des skandinavischen Vorbilds „Barnahus“nimmt mit seinen Zielen Bezug auf die UN-Kinderrechtskonvention und möchte Kindern und Jugendlichen einen verbesserten Zugang zu ihren Rechten gewährleisten

 

Das Childhood-Haus Berlin stellt eine wichtige Ergänzung des Netzwerks Kinderschutz in Berlin dar und ist unter der Trägerschaft der Charité-Universitätsmedizin Berlin gemeinsam mit der World Childhood Foundation entstanden.

Große Unterstützung erhält die Initiative durch die Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung, die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung sowie die Senatsverwaltung für Inneres und Sport.

Das Childhood-Haus Berlin wird am 24. September 2020 in Betrieb genommen:

Childhood-Haus Berlin
Charité –  Universitätsmedizin Berlin
Campus Virchow-Klinikum