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Bischof Johannes Bahlmann berichtet in Münster von Amazonas-Synode

Brasilianischer Bischof aus Visbeck fordert mehr Einsatz für Regenwald

Münster (pbm/acl). Noch vor wenigen Tagen hat er gemeinsam mit Papst Franziskus und 180 Synodenvätern in Rom um neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie im Amazonas-Gebiet gerungen. Am 30. Oktober berichtete Bischof Johannes Bahlmann bereits im Bischöflichen Priesterseminar Borromaeum in Münster von seinen Eindrücken der Synode. „Viele Fragen beziehen sich speziell auf die Situation der katholischen Kirche bei uns vor Ort, aber andere Themen gehen alle Menschen auf der Welt an“, betonte Bahlmann und hob besonders die Verantwortung für den Erhalt der Natur Amazoniens hervor. Der aus Visbeck im Bistum Münster stammende Franziskanerpater ist seit zehn Jahren Bischof des brasilianischen Amazonas-Bistum Óbidos und hat als solcher in den vergangenen Wochen an der Synode im Vatikan teilgenommen.

„Wir müssen dringend etwas für den Regenwald tun, es darf nicht noch mehr abgeholzt werden“, kritisierte Bahlmann. Die Umweltzerstörung stelle die Kirche in Amazonien vor große Herausforderungen. Es brauche Programme zur Wiederaufforstung und zur Bewahrung der Schöpfung, außerdem müsse eine Bildungsoffensive diese Programme begleiten, forderte der brasilianische Bischof: „In der Kirche wie in der Gesellschaft brauchen wir das Bewusstsein dafür, wie dringend die Bewahrung der Schöpfung heute ist.“ Und er warnte: „Wenn wir nicht aufpassen, haben wir irgendwann keinen Lebensraum mehr für die Menschen.“

Bahlmann nahm die Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf den Weg vom ersten Synodentag bis zur Verabschiedung des Abschlussdokuments. Bereits zu Beginn habe er eine starke spirituelle Erfahrung gemacht: Im Petersdom am Apostelgrab hätten indigene Gesänge und Rhythmen auf die Prozession zur Synodalaula eingestimmt. „Papst Franziskus kam durch eine Seitentür ganz bescheiden, fast unbemerkt, und mischte sich unter die Leute, einige davon mit festlichem, buntem Federkopfschmuck und bemalten Gesichtern“, berichtete Bahlmann. Gemeinsam hätten sie um das Wirken des Heiligen Geistes gebetet. „Da ist deutlich geworden: Eine Synode ist kein Parlament. Es kommt auf das Hören an, das ist auch ein Glaubensakt. Dort am Petrusgrab war der Heilige Geist spürbar.“

Gearbeitet wurde von Montag bis Samstag, der Papst als Vorsitzender der Synode leitete jede Runde mit einem Gebet ein. Zu Wort kamen sowohl Bischöfe als auch einige sogenannte Auditoren, Vertreter anderer Konfessionen sowie geladene Experten. Die Redezeit für alle: maximal vier Minuten. Nach vier Beiträgen folgten vier Minuten Schweigen – um das Gehörte sacken zu lassen.

Bewegt zeigte sich Bahlmann von der Begegnung mit dem Bruder der Ordensschwester Dorothy Stang, die 2005 im Regenwald erschossen wurde. Sie hatte sich für ein gerechtes und solidarisches Amazonien eingesetzt und wurde nach ihrer Ermordung weit über Brasilien hinaus zur Symbolfigur des Widerstandes gegen die Zerstörung des Regenwaldes. Am Rande der Synode kam Bahlmann mit ihrem Bruder Tom Stang zusammen, der aus den USA gekommen war. „Wir haben ihm ergriffen zugehört, wie er von seiner Schwester berichtete, die ihn immer wieder eingeladen hatte, den Regenwald kennenzulernen“, erzählte Bahlmann. „,Die Kathedrale von Dorothy war die Amazonasregion‘ – dieser Satz hat mich besonders berührt“, sagte der Bischof.

Für Bahlmann ist das Schlussdokument ein Spiegel der Synode. „Es galt, neue Wege für die Seelsorge zu finden und einen ganzheitlichen Ansatz in der ökologischen Frage. Da sind wir auf einem guten Weg“, zog er ein Fazit. Jeder Artikel musste einzeln abgestimmt werden und eine Zweidrittelmehrheit erhalten, damit er seinen Platz im Schlussdokument findet. Alle 120 Artikel fanden Zustimmung. Unter anderem sprachen sich die Synodenväter dafür aus, dass für Gemeinden des Amazonasgebiets, die besonders unter Priestermangel leiden, auch entsprechend ausgebildete Familienväter geweiht werden können, die zuvor Ständige Diakone waren. Bahlmann warnte davor, „deutsche Probleme mit Hilfe der Amazonas-Synode“ lösen zu wollen. Bei der Synode gehe es um einen Blick von Amazonien her und nicht von Deutschland aus.

Bahlmann freute sich, dass besonders die Ämter der Frauen in der Kirche nochmals stärker berücksichtigt wurden und damit einen Rückhalt erfahren haben. Das Diakonat der Frau sei in der Synode viel – eher befürwortend – besprochen worden, letztlich im Schlussdokument aber etwas blass ausgefallen.

„Wir haben mit dem Schlussdokument Empfehlungen mit Blick auf die Lebenswirklichkeit der rund 33 Millionen Bewohner in Amazonien ausgesprochen. Jetzt kommt es auf das nachsynodale Schreiben von Papst Franziskus an“, schloss Bahlmann.

Bildunterschriften:

Auftakt Petersdom: Am Petrusgrab beteten die Synodenväter mit Papst Franziskus um das Wirken des Heiligen Geistes. (Foto: privat)

Stang: Am Rande der Synode begegnete Bischof Bahlmann dem Bruder der ermordeten Ordensschwester Dorothy Stang, die sich für den Regenwald und die Menschen am Amazonas eingesetzt hatte. (Foto: privat)

Bahlmann: Bischof Johannes Bahlmannn bei seinem Vortrag zur Amazonas-Synode im Bischöflichen Priesterseminar Borromaeum in Münster. (Foto: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann)