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Arbeitsmarkt zeigt sich weiter robust

Die Zahl der Arbeitslosen ging im Oktober um 30.000 auf 2,204 Millionen zurück, wie die BA am Mittwoch in Nürnberg mitteilte

Trotz der Eintrübung der Wirtschaftslage ist die Zahl der Arbeitslosen im Oktober erneut gesunken. Obwohl die konjunkturelle Schwäche durchaus Spuren hinterlasse, zeige sich der Arbeitsmarkt "weiterhin robust", erklärte der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele. Bei den offenen Ausbildungsplätzen gibt es jährlichen Zahlen zufolge noch immer mehr Stellen als Interessenten - die Anzahl der Bewerber sank sogar.

Die Zahl der Arbeitslosen ging im Oktober um 30.000 auf 2,204 Millionen zurück, wie die BA am Mittwoch in Nürnberg mitteilte. Die Arbeitslosenquote verringerte sich damit um 0,1 Prozentpunkte auf 4,8 Prozent. Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung seien weiter gestiegen, erklärte Scheele - allerdings nicht mehr so stark wie im vergangenen Jahr.

Die Dynamik bei der Beschäftigung lasse nach, kommentierte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) die Zahlen. Zwar sei die Binnennachfrage stark und stütze Wirtschaft und Arbeitsmarkt. "Doch die weltwirtschaftliche Eintrübung hat den exportorientierten Teil des verarbeitenden Gewerbes erfasst." Im Vergleich zum Vorjahresmonat habe es "einen deutlichen Anstieg der Zugänge in Arbeitslosigkeit" gegeben; auch gehe die Zahl der gemeldeten Stellen weiter zurück.

Für den Fall, dass sich die konjunkturelle Lage weiter abschwäche, stünden "eine Vielzahl schnell verfügbarer arbeitsmarktpolitischer Instrumente" zur Verfügung, betonte der Arbeitsminister. Zusätzlich seien aber "deutlich verstärkte Anstrengungen für Weiterbildung und Qualifizierung" nötig. 

Es gehe darum, Arbeitnehmer "so zu rüsten, dass sie den Strukturwandel meistern und mitgestalten können", erklärte der SPD-Politiker. "Nur so können wir als Land im demografischen und technologischen Wandel langfristig erfolgreich sein." Deswegen werde er "in Kürze" sein "Arbeit-von-morgen-Gesetz" für mehr Weiterbildung und Qualifizierung vorlegen, das Arbeitnehmer in einer Konjunkturkrise vor dem Jobverlust schützen soll.

Die Linken-Arbeitsmarktexpertin Sabine Zimmermann forderte, erwerbslose Menschen müssten grundsätzlich besser unterstützt werden. "Dazu gehört auch die Einführung eines Rechtsanspruches auf regelmäßige Weiterbildung", erklärte sie. 

"Unverändert groß" ist nach Angaben von BA-Chef Scheele indes die Herausforderung, Ausbildungssuchende und Betriebe zusammenzubringen. Laut der Bilanz des Berufsberatungsjahres 2018/2019 wurden von Oktober 2018 bis September 2019 von den Arbeitsagenturen und den Jobcentern insgesamt 572.000 Berufsausbildungsstellen gemeldet. Das waren 6600 mehr als im Vorjahreszeitraum.

Zugleich wandten sich seit Beginn des Beratungsjahres am 1. Oktober 2018 mit insgesamt 511.800 Bewerberinnen und Bewerbern 23.800 Interessenten weniger als im Vorjahr an die Ausbildungsvermittler. Bundesweit kamen auf 100 Ausbildungsstellen 92 Bewerber.

"Wenn Bewerberinnen und Bewerber sich auch für Ausbildungsberufe jenseits ihres Traumberufes öffnen und Betriebe zudem nicht ganz so gute Kandidaten in Erwägung ziehen, bin ich optimistisch, dass in der Nachvermittlungszeit noch Ausbildungsverhältnisse zustande kommen", erklärte Scheele. 

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte eine Ausbildungsgarantie für junge Menschen. "Mehr als 1,5 Millionen junge Erwachsene zwischen 25 und 34 Jahren haben keinen Berufsabschluss - und da beklagen sich die Unternehmen permanent über einen Fachkräftemangel", erklärte Ansgar Klinger, der im GEW-Vorstand für Berufsbildung verantwortlich ist. 

2018 hätten knapp 274.000 junge Menschen keine Ausbildung bekommen. Hinzu komme, dass die in den vergangenen Jahren nach Deutschland geflüchteten Menschen besser qualifiziert werden müssten.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) forderte, nötig seien unter anderem "endlich mehr Angebote auch für Jugendliche mit einem Hauptschulabschluss". Zudem schadeten Niedriglöhne und mangelnde Tarifbindung der dualen Ausbildung, erklärte DGB-Bundesvize Elke Hannack.

jm/ilo

Foto: dpa/picture-alliance