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Ich kann das nicht

Mathe, Englisch, Rechtschreibung, fliegen oder zaubern, häufig lautet die Selbsteinschätzung: Ich kann das nicht. Dabei ist meist das Einzige, was man nicht kann, sich zu überwinden es zu erlernen. HÄ?


Eines der einfachsten und am schwersten zu widerlegende Argument, das „Totschlagargument für alles ist: Ich kann das nicht." Warum sollte man jemanden etwas machen lassen, von dem man weiss, dass es am Ende nicht gut wird?! Das hat der „Ich-kann-das-nicht-Sager“ immer präsent, und er ist sich auch bewusst, dass man bewusst etwas falsch machen kann aber so tut, als habe man es nicht besser gewusst. Es gibt keine empirisch wirklich fundierte Möglichkeit, das zu widerlegen. Ich kann das nicht, ist nicht „fatalisierbar“, weil es sich auf nicht haptische Entitäten bezieht, um nicht zu sagen metaphysische oder geistige Kompetenzen. Aber da das Gehirn eines wenig Gebildeten nicht kleiner ist (zumindest meist nicht signifikant), als dass eines Einsteins, ist das Können nicht dinglich. Wie praktisch.

Mir war aber nicht sooo wichtig darüber zu sprechen, was am „ich kann das nicht“ so großartig ist, sondern ich wollte viel mehr darüber schreiben, wie das Problem beim „ich kann das nicht“ gestaltet ist.

Zuerst heißt diese Formel, dieses Mantra: Das habe ich zumindest noch nie zufriedenstellend vollführt. Algebra, ein Kotelett gebraten, Windeln gewechselt oder Möbel gebaut. Das mag stimmen, ist aber nicht weiter wichtig, denn Laufen haben wir bei den ersten Versuchen auch nicht „gekonnt“. Dennoch haben wir es so oft probiert, bis wir es beherrschten, dieses schwere Gleichgewichtsspiel mit der Ausbalancierung der eigenen Körperlichkeit. Wir haben aber gesehen, dass es funktionieren kann (gestern ist Papa sogar besoffen noch von A nach B gekommen), also kann ich das auch. Der Mut die Übung anzugehen und den Erfolg fest einzuplanen ist noch nicht von der destruktiven Seite der Kompetenzfokussierung eingenommen. Denn, wenn jeder aus Produktivitätsgründen nur das macht, was er am wahrscheinlichsten gut machen kann, unterlässt er alles andere. Er kann das nicht. Aber nur, weil er darin nicht geübt ist. Er kann also nicht, nicht wirklich zaubern, sondern er oder sie kann sich nicht überwinden, Niederlagen auf dem Weg zum Können zu ertragen. Warum auch, wenn es doch anscheinend klüger ist, sich nur auf das zu konzentrieren, was man kann. Zu dumm, dass man auch das meist mit viel Übung verbessern muss.

Der interessante Punkt ist, dass, je älter man wird, desto effizienter möchte man sein. Man lernt was geht und kultiviert, dass man alles andere nicht kann. Schade, denn wer weiß, ob man nicht etwas anderes viel besser kann, eigentlich, vom Talent her oder der Erfahrung, die man im Leben gemacht hat?

Wer mit fünf gern mit Lego spielte, wird zukünftig Ingenieur. Es schenkt ihm keiner „Stift und Papier“, oder ein kluges Buch über Philosophie oder was auch immer. Vielleicht kann derjenige ja ganz gut mechanische Logik praktizieren und verstehen, aber vielleicht ist er in einer anderen, ruhig verwandten Disziplin noch viel besser.

Die Amygdala, der Mandelkern in unserem Gehirn konnotiert alle Gedanken mit Emotionen, also sagt uns auch dieser kleine Teil im Kopf, dem viele das „Ich“ zuschreiben, was wir „können oder nicht“. Wobei der Mandelkern eigentlich nur sagt, das mag ich nicht. Und dieses „ich mag das nicht“, ist änderbar, durch Erfahrung. „Ich kann das nicht, also, jetzt aufstehen und wie der alte Popov davonfliegen, dass kann ich wirklich nicht, aber ich kann mich bewusst darauf konzentrieren, die Erfahrungen mit einer Sache so zu beeinflussen, dass die Aversion kleiner wird. Beispielsweise durch Erfolgserlebnisse.

Ich könnte ja anfangen, abstrakt zu malen, ohne dass das Endergebnis an der scheinbaren Realität messbar ist und so ein „das sieht scheiße aus“ verhindern, weil es keinen klassischen Proportionen entspricht. Die Qualität eines Bildes kann auch in der Farbgestaltung, der Linienführung oder den Brüchen bestehen. Wenn der Stift über das Papier, der Pinsel über die Leinwand, die Finger über die Klaviatur oder der Kopf sich mit Zahlen beschäftigt, kann man das. Auch wer keine Note vom Blatt trifft, kann Klavier spielen, er macht eben nur nicht das, was man und oder andere erwartet/n. Das ist alles. Aber genau das ist immer die Ursache eines Erfolges. Der beste Angriff ist einer, mit dem man nicht gerechnet hat, das teuerste Bild jenes, das zeigt, wie es noch kein anderer vorher machte und wer aus zwei plus zwei sieben macht, macht nichts falsch, er oder sie oder es hat einen ganz bestimmten Grund, das zu behaupten. Die anderen kennen nur nicht die Kausalkette zwischen zwei plus zwei und sieben. Ja vielleicht kennen wir nicht einmal die geistige Entität von jedem Element der Aufgabe. Woher sollen wir dann das Recht haben, zu sagen: er sie es, kann das nicht, weil es falsch ist? Der Korrektor liegt falsch, weil er es nicht schafft, sich zu überwinden, alle Ergebnisse an vorherigen und geschulten Erfolgserlebnissen zu messen, Das ist alles. Aber das kann man ja lernen.

Bis morgen,

 

Text: adolf.muenstermann@gmail.com