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Ode an das Argument

Der Philosophie wirft man ja oft vor, an der Realität vorbei zu denken. Das denken der Gedanken, sozusagen. Gewiss, Philosophen denken viel nach, aber worüber, und was kann sich ein Normalsterblicher davon kaufen?


Metaphysik, also die „Wissenschaft vom Seienden als Seiendes“, „Epistemologie“, also wann ist jetzt genau der Punkt oder wie ist es gestaltet, das ultimative Wissen oder, um der ganzen Absurdität die Krone aufzusetzen: Sind wir eigentlich Materie oder nur Werden? Wie man Hegel böse reduzieren könnte.

 

Zum einen ist es wichtig, dass die Philosophie viele Nutzen aus einer Tätigkeit, der des Denkens zieht, um nicht zu sagen, die Philosophie, was übrigens übersetzt so viel wie „Freund des Wissens“ heißt, so viel wie möglich an Nutzen aus diesem Prozess ziehen möchte.

 

Das abstrakte „Gehirn martern“, hat dabei einen ganz praktischen Nutzen: wer sich Gedanken über das macht, was sich nicht darstellen lässt, oder zumindest nur sehr schwer und behelfsmäßig, muss seine Gedanken sehr konkret ausdrücken können. Und das ist nur möglich, wenn man dieses Problem oder jene Frage geistig präzisiere analysieren kann. Man wird also darin geschult, sehr präzise zu denken, klar zu formulieren, worum es einem geht, oder was der Punkt ist, über den man sich unterhalten möchte. Der wissenschaftliche Anspruch, nur Wissen als Argumente zu verwenden, die schon bewiesen sind, macht dabei, zugegebenermaßen, die Ausführungen meist umfangreicher, aber auch falsifizierbarer, d.h. der Gedanke ist so konkret dargestellt, dass einem widersprechenden nur ein einziges Beispiel einfallen muss, um das Gegenteil zu beweisen.

 

Ein weiterer Vorteil der Philosophie liegt -quasi- in einer Not, die man zur Tugend erklärte: wenn man schon gern und viel denkt, dann soll man auch gefälligst über alles nachdenken. Und wer das beherzigt, kennt alle Facetten einer Sache, was ihn zu einem objektiven Gesprächspartner bei Entscheidungen machen kann. Politik und Ethik, das sind wohl die beiden häufigsten Themen, die einem bei dem Thema in den Kopf kommen, und das ist auch nicht falsch, wenn man bedenkt, was darin alles enthalten ist: was ist Macht und ihr Unterschied zur Gewalt (wer das weiß, kann effizienter in seinem Sinne tätig werden), was ist Liebe, was bin ich, was ist moralisch ratsam und warum?

 

Die Philosophie versucht, als erste, als Ur-Wissenschaft zu fragen: warum was wie ist. Und weil sie diese Fragen uneigennützig stellt oder zumindest versucht, wie Aristoteles es formulieren würden, die Theorie als oberstes Wissen aus Prinzip zu wertschätzen.

 

Deshalb ist sie unabhängig, deshalb ist sie wichtig, aber deshalb ist sie oft auch so unbequem, denn die Philosophie ist gnadenlos im Diskurs, weil sie fragt, bis alles geklärt ist, sich nicht mit Kompromissen oder Präferenzen arrangieren möchte, sondern einzig und allein dem verpflichtet ist, was unsere Welt am meisten benötigt: Objektivität.

 

Und, machen wir uns nichts vor, am Ende kann man, wie Niklas Luhmann (dt. Soziologe und Gesellschaftstheoretiker,* 8. Dezember 1927 in Lüneburg; † 6. November 1998 in Oerlinghausen) sagen würde, gegen Komplexität nicht demonstrieren.

 

Bild: Adolf Ulf Muenstermann