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Argentinier wählen neuen Präsidenten

Umfragen sahen zuletzt den Mitte-Links-Kandidaten Fernández vorn, an dessen Seite sich Ex-Staatschefin Kirchner als Vize-Präsidentin bewarb

Im krisengeschüttelten Argentinien haben die Bürger am Sonntag einen neuen Präsidenten gewählt. Der wirtschaftsliberale Staatschef des südamerikanischen Landes, Mauricio Macri, hofft auf eine zweite Amtszeit. Als Favorit galt jedoch sein 60-jähriger Herausforderer Alberto Fernández, der gemeinsam mit der umstrittenen Ex-Präsidentin Cristina Kirchner antrat.

Die Wahllokale öffneten um 08.00 Uhr (Ortszeit; 12.00 Uhr MEZ). Erste Ergebnisse wurden rund drei Stunden nach dem Ende der Abstimmung um 18.00 Uhr (Ortszeit) erwartet.


Umfragen sahen zuletzt den Mitte-Links-Kandidaten Fernández vorn, an dessen Seite sich Ex-Staatschefin Kirchner als Vize-Präsidentin bewarb. Profitieren könnte das Duo davon, dass es sowohl die Stimmen der Kirchner-Sympathisanten auf sich vereinen könnte als auch die jener Peronisten, die sich von der Ex-Präsidentin distanziert hatten. Gegen die 66-jährige Kirchner laufen mehr als ein Dutzend Ermittlungsverfahren wegen Korruption. 

Beobachter halten angesichts der schwersten Wirtschaftskrise in Argentinien seit 17 Jahren einen Erdrutschsieg des peronistischen Lagers für möglich. Wegen der Krise und der unbeliebten Sparmaßnahmen seiner Regierung verlor Präsident Macri im vergangenen Jahr deutlich an Zustimmung. Bei der Vorwahl im August hatte Fernández einen Vorsprung von mehr als 15 Prozentpunkten vor Macri. 

Seit mehr als einem Jahr befindet sich Argentinien in der Rezession. Die Inflationsrate von Januar bis September lag bei 37,7 Prozent, die Arbeitslosigkeit stieg auf 10,6 Prozent. Mehr als ein Drittel der Argentinier ist von Armut betroffen. Hinzu kommen die chronisch hohen Staatsschulden. Selbst ein Rettungspaket des Internationalen Währungsfonds in Höhe von 57 Milliarden Dollar (51,4 Milliarden Euro) konnte die Krise nicht entschärfen. 

Macri gab sich bis zuletzt kämpferisch - und ging mit seinem neuen Wahlkampfslogan "Sí, se puede" - das spanische Pendant zu Barack Obamas "Yes, we can" - wenige Tage vor der Wahl noch einmal in die Offensive. "Lassen Sie uns unsere Träume nicht aufgeben", rief er seinen Anhängern am Mittwoch zu.

Macris Anhänger verweisen darauf, dass die jüngsten Umfragen vom vergangenen Wochenende datieren - und sich die Stimmung möglicherweise wieder zu Marcis Gunsten gewandelt haben könnte. Macri sei zwar nicht "perfekt", "aber er hatte Gutes vor", sagte der 23-jährige Politikstudent Tomas Villar. "Das letzte, was wir wollen, ist eine Rückkehr in die Vergangenheit. Zwölf Jahre Kirchnerismus haben nichts gebracht, wir sind ein gescheiterter Staat." 

"Ich freue mich auf Montag, Fernández und Cristina werden zurückkommen", sagte hingegen der 48-jährige Florist Sergio Esteves in Buenos Aires. 

Sieger bei der Präsidentschaftswahl wird, wer in der Wahlrunde am Sonntag mehr als 45 Prozent der Stimmen auf sich vereinen kann oder mindestens 40 Prozent der Stimmen sowie einen Abstand von zehn Prozentpunkten zum Zweitplatzierten erzielt. Sollte kein Kandidat eine solch klare Mehrheit bekommen, findet am 24. November eine zweite Wahlrunde statt.

Die Argentinier wählten am Sonntag neben dem neuen Präsidenten und Vize-Präsidenten auch die Hälfte der Parlamentarier im Abgeordnetenhaus und ein Drittel der Senatoren neu. Abgestimmt wurde zudem über den neuen Gouverneur der Provinz Buenos Aires und den Bürgermeister der Hauptstadt. 

isd/cp

Foto: Maria Lorente / © Agence France-Presse