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Eine Frau mit Charakter

Prinzessin Anne von Großbritannien wird am kommenden Samstag 70 Jahre alt.

Sie gilt als eines der am härtesten arbeitenden Mitglieder des britischen Königshauses, stellt regelmäßig Rekorde der meisten öffentlichen Termine auf und hat neben ihrem jahrzehntelangen Einsatz für soziale Projekte auch noch eine Karriere als Olympia-Reiterin eingeschoben.

Ähnlich wie ihr Vater Prinz Philip neigt Anne dazu, unverblümt ihre Meinung zu sagen, und wegen ihres eher geschäftsmäßigen Auftretens wirkt sie auf ihre Untertanen manchmal unterkühlt. Ihr trockener Humor wird dabei leicht übersehen.

Zur Welt kam Anne am 15. August 1950, nur anderthalb Jahre bevor ihre Mutter als Elizabeth II. den britischen Thron bestieg. In ihren ersten Lebensjahren wurde sie zu Hause im Buckingham-Palast unterrichtet, bevor sie 1963 auf ein Internat kam. 

Bei ihren ersten öffentlichen Auftritten wirkte sie unsicher und ungeschickt und entsprach kaum dem Bild einer Bilderbuchprinzessin. "Man lernt es auf die harte Tour", kommentierte Anne später: "Es gibt keine Schule für das Royal-Sein."

Von der britischen Presse wurde die schnörkellose Prinzessin über die Jahre immer wieder dafür kritisiert, dass sie keinem Modetrend folgt und seit den 70er Jahren an der gleichen hochtoupierten Frisur festhält. Doch Anne lässt die Häme an sich abprallen und tut wenig dafür, den Medien zu gefallen. Sie unternehme keine "Stunts" für die Fotografen, sagte sie einmal.

Anne gilt ähnlich wie ihre Mutter als Pferdenärrin, ihr Vater kommentierte ihre Leidenschaft mit den Worten: "Wenn etwas nicht furzt oder Heu frisst, ist sie nicht daran interessiert." Als Reiterin gewann die Prinzessin 1971 die European Eventing Championship, einen Vielseitigkeitswettbewerb. Im selben Jahr wurde sie von den Briten zur BBC-Sportpersönlichkeit des Jahres gewählt, noch vor Fußballer George Best. 

"Ich habe es als eine Möglichkeit gesehen zu beweisen, dass ich etwas habe, was nicht von meiner Familie abhängt und wo es an mir selbst liegt, Erfolg zu haben oder zu versagen", sagte Anne über ihre Reit-Karriere. 1976 vertrat sie Großbritannien bei den Olympischen Spielen in Montréal und erlitt dabei einen schlimmen Sturz, von dem sie selbst sich weniger beeindruckt zeigte als die Zuschauer: Trotz einer Gehirnerschütterung stieg die Prinzessin wieder aufs Pferd, konnte sich später aber nicht an ihren Ritt erinnern.

1973 heiratete Anne den Armee-Oberst Mark Phillips, der als Reiter ein Jahr zuvor bei den Olympischen Spielen in München Gold im Vielseitigkeitsreiten geholt hatte. Die beiden entschieden, dass Phillips entgegen der Tradition auf einen königlichen Titel verzichtet, damit ihre Kinder unabhängiger aufwachsen und über ihr eigenes Leben bestimmen können. Tochter Zara ist heute 39 Jahre alt und Reiterin, Sohn Peter 42 und Sportmanager.

Das Paar lebte sich auseinander und trennte sich 1989 schließlich ganz. 1992 ließen Anne und Mark Philipps sich scheiden. Neun Monate später heiratete Anne den Marinekommandeur Timothy Laurence, einen früheren Stallmeister der Queen.

1974 überstand die Prinzessin einen Entführungsversuch, bei dem zwei Polizisten, ihr Fahrer und ein Passant angeschossen wurden. Das britische Nationalarchiv bewahrt folgenden denkwürdigen Dialog zwischen dem Angreifer Ian Ball und Anne auf: "Ich möchte, dass Sie für einen oder zwei Tage mit mir mitkommen, weil ich zwei Millionen Pfund will. Steigen Sie aus dem Auto?" - "Von wegen! Und ich habe keine zwei Millionen Pfund."

Geschichte schrieb Anne auch 2001, als sie als erstes Mitglied des Königshauses strafrechtlich verfolgt wurde: Wegen zu schnellen Fahrens wurde sie 2001 zu 400 Pfund Strafe verurteilt. Ein Jahr später erhielt sie eine Geldstrafe von 500 Pfund, nachdem ihr Hund Kinder angegriffen hatte. In beiden Fällen bekannte sie sich schuldig.

gt/ans