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1500 Demonstranten in Stuttgart

"Entspannt" und mit vorgeschriebenem Abstand zueinander haben am Samstag in Stuttgart rund tausend Menschen gegen die Corona-Politik demonstriert. Die Polizei betonte die gute Zusammenarbeit mit den Versammlungsleitern.

Die Mehrheit der Deutschen hat laut einer Umfrage für Kundgebungen gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung kein Verständnis. 

Angemeldet zu mehreren Kundgebungen unter dem Motto "Querdenken 711" waren in Stuttgart insgesamt 1500 Teilnehmer. Am Nachmittag waren im Unteren Schlossgarten in der Innenstadt laut Polizei rund tausend Menschen versammelt. Teilnehmer wandten sich auf Plakaten oder Schirmen etwa gegen die Impfpflicht oder die Maskenpflicht. 

Der vorgeschriebene Mindestabstand werde meist eingehalten, sagte eine Polizeisprecherin. Bei den hochsommerlichen Temperaturen würden die Abstände höchstens an den schattigen Plätzen "unterschritten". Die Stimmung sei "entspannt". 

In einer am Samstag veröffentlichten Umfrage des Forsa-Instituts für die Mediengruppe RTL sagten nur neun Prozent der Befragten, sie hätten Verständnis für Anti-Corona-Kundgebungen. Auf besonders starke Ablehnung stoßen die Demonstrationen demnach in zwei Altersgruppen: 93 Prozent der über 60-Jährigen und 94 Prozent der 18- bis 29-Jährigen gaben an, sie hätten kein Verständnis für die Proteste gegen Corona-Maßnahmen. 

Das Unverständnis teilen laut Umfrage die Anhänger fast aller Parteien. Es gibt eine Ausnahme: 59 Prozent der Anhänger der AfD sagten, sie begrüßten die Anti-Corona-Proteste. 

In Berlin waren am 1. August etwa 20.000 Menschen zusammengekommen und hatten gegen die Maßnahmen im Kampf gegen eine Ausbreitung des Virus protestiert. Die Corona-Auflagen wurden dort bewusst missachtet: Der Mindestabstand wurde nicht eingehalten, kaum jemand trug eine Maske. Neben Corona-Leugnern und Impfgegnern waren auch viele Teilnehmer mit eindeutig rechtsgerichteten Fahnen oder T-Shirts in der Menge.

Der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, sieht die Demonstrationen aber nicht von Extremisten dominiert. "Rechts-, aber auch einige Linksextremisten haben versucht, die Corona-Proteste zu instrumentalisieren", sagte Haldenwang der "Süddeutschen Zeitung". "Sie haben geglaubt, im Protest gegen die Corona-Politik würden sich die Leute hinter sie scharen. Aber das hat nicht funktioniert."

Zwar würden bei den Demonstrationen in verschiedenen Städten auch "einige Rechtsextremisten" mitmischen, sagte Haldenwang weiter. "Sie haben sich natürlich inszeniert und sich vor die Kameras gestellt. So entsteht aber ein falsches Bild." 

Eine Analyse der Reden auf diesen Demonstrationen zeige stattdessen, dass dort "alle Verschwörungstheorien dieser Welt" vertreten seien, sagte Haldenwang der "Süddeutschen". "Es gibt die Pandemieleugner, und diejenigen, die meinen, die Regierung wolle durch den Lockdown über eine ohnehin vorhandene Rezession hinwegtäuschen. Oder, dass die Regierung nur einen Vorwand brauchte, um Repressionen einzuführen." Vielfach gebe es auch antisemitische Untertöne. 

ilo/lan

© Agence France-Presse