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Seelsorge im Krankenhaus

Kölner Klinikpfarrer referiert über Haupt- und Ehrenamt in der Krankenhausseelsorge

Die Unterstützung durch Ehrenamtliche möchte Jochen Wolff im Krankenhaus nicht missen. Doch sieht der leitende Pfarrer im Universitätsklinikum Köln darin einen Unterschied zur professionellen Seelsorge durch Hauptamtliche wie Priester, Diakone, Pastoralreferentinnen und -referenten. Die Anforderungsprofile seien nicht vergleichbar.

Wolff forderte in seinem Gastvortrag zum Thema „Ehrenamt in der Krankenhausseelsorge: Chancen und Grenzen“ am 9. September bei der Vollversammlung der Krankenhausseelsorgerinnen und -seelsorger im Bistum Münster, an der Fachseelsorge festzuhalten: „In einem hochspezialisierten Gesundheitswesen braucht es eine adäquate Seelsorge.“

„Ehrenamtliches Engagement im Sinne von Mitmenschlichkeit und Solidarität ist eine wertvolle Bereicherung im Kontext der Patientenversorgung“, wollte Wolff nicht falsch verstanden werden. Allerdings, erklärte der Klinikpfarrer weiter, „leistet die hauptamtliche Krankenhausseelsorge inhaltlich anderes“. Die Hauptamtlichen hätten sich für ihre Aufgabe über viele Jahre hochqualifiziert. Die Ausbildung umfasse neben dem mehrjährigen Studium einen Pastoralkursus, eine pastoralpsychologische Basisqualifikation und die Fachqualifikation zur Krankenhauspastoral. Professionelle Krankenhausseelsorger seien geschult in der Krisenbegleitung, in methodengeleitetem Handeln, ergänzte Wolff: „Sie haben als Theologen den Umgang mit existenziellen Themen wie Scheitern, Angst und Schuld gelernt.“ Damit seien Ehrenamtliche überfordert.

Dem oftmals als Argument für verstärktes Ehrenamt angeführten Personalmangel versuchte Wolff mit Zahlen entgegenzutreten. Es gebe aktuell keinen Mangel an Priestern oder Pastoralreferenten für den Dienst in der Krankenhausseelsorge. Der Klinikpfarrer aus Köln wehrte sich auch gegen die Begründung, mit dem Einsatz von Laien würde dem Auftrag des Zweiten Vatikanischen Konzils entsprochen, sich nicht nur auf das Weihepriestertum zu konzentrieren: „Das ist bereits längst durch die Beauftragung von Pastoralreferentinnen und -referenten geschehen“, so Wolffs Sicht.

Ohne die Bedeutung in der Praxis zu gewichten, legte der Kölner Gastredner Wert auf eine Differenzierung des Begriffs Krankenhausseelsorge: „Ehrenamtliches Engagement ist etwas ganz eigenes.“ Dabei gehe es um „Alltagsseelsorge“, um Trost und Ermutigung für die Patienten. „Sie tun dies aus einer Haltung der Solidarität“, erläuterte Wolff. Ehrenamtliche seien die Gesichter der Pfarrei, Zeugen gelebten Glaubens in einem oftmals weltlichen Klinikumfeld: „Mit ihrem Besuch zeigen sie den Kranken, dass ihr Leid von der Gesellschaft gesehen wird.“ Um diesen ehrenamtlichen Dienst leisten zu können, bedürfe es einer fundierten Ausbildung, sagte Wolff.

Im Bistum Münster werden ehrenamtliche Begleiter in der Krankenhausseelsorge seit 2011 fachlich qualifiziert. In 20 Krankenhäusern seien die Ehrenamtlichen inzwischen im Einsatz, berichtete Martin Merkens, Leiter des Referates Krankenseelsorge. „Dabei steht ihnen immer ein Hauptamtlicher zur Seite“, fügte Merkens an, der für die etwa zweiwöchige Schulung zuständig ist. Bereits in der kommenden Woche startet der siebte Ausbildungskursus.

 Die Krankenhausseelsorge wird auch künftig eine Aufgabe für Hauptamtliche sein, verdeutlichte Pfarrer Dr. Leo Wittenbecher, Referent für den Bereich Krankenhausseelsorger im Bischöflichen Generalvikariat, am Ende noch einmal die Position im Bistum Münster. Sie sollen dabei verstärkt Unterstützung durch Ehrenamtliche bekommen.  


Bildunterschrift: Der Kölner Klinikpfarrer Jochen Wolff referierte bei der Vollversammlung der Krankenhausseelsorgerinnen und -seelsorger im Bistum Münster über den Dienst von Haupt- und Ehrenamtlichen.

Foto: Bischöfliche Pressestelle / Gudrun Niewöhner