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Zehntausende gegen Rassismus auf den Straßen

Geplant war von den Veranstaltern ein stiller Protest. Tatsächlich waren aber auch laute Protestrufe gegen Rassismus, Intoleranz und Diskriminierung zu hören.


Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd infolge eines brutalen Polizeieinsatzes in den USA haben auch in Deutschland am Samstag zehntausende Menschen gegen Rassismus und Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe demonstriert. Afrodeutsche Initiativen hatten in rund 20 Städten zu den Protesten unter dem Motto "Silent Demo" aufgerufen.

Allein in München beteiligten sich laut Polizei etwa 25.000 Menschen an einer Kundgebung auf dem Königsplatz, die friedlich verlief. In Hamburg meldete die Polizei etwa 14.000 Menschen in der Innenstadt, davon allein rund 6000 auf dem Rathausmarkt. Zugelassen waren zum Schutz vor Corona-Infektionen lediglich 525 Teilnehmer. Danach kam es bei einer nicht genehmigten Versammlung zu Auseinandersetzungen mit laut Polizei einigen hundert vermummten und aggressiven Demonstranten. Die Sicherheitskräfte gingen mit Pfefferspray und Wasserwerfern vor, Polizisten wurden demnach angegriffen. Mindestens ein Polizist wurde verletzt.

Friedlich blieb es zunächst in der Hauptstadt. Die Berliner Polizei schrieb im Internetdienst Twitter: "Der Alexanderplatz ist voll." Eindringlich wurde am Nachmittag dazu aufgerufen, nicht mehr dorthin zu kommen. Um durch mehr Ausweichplätze Abstände zwischen den Teilnehmern wegen der Corona-Pandemie zu ermöglichen, sperrte die Polizei mehrere umliegende Straßen komplett ab. In Schätzungen war auch in Berlin von weit über zehntausend Teilnehmern die Rede.

Nach Ende der Versammlung kam es aber auch in Berlin zu Stein- und Flaschenwürfen gegen Polizisten. Beamte wurden laut Polizei vereinzelt verletzt, es gab demnach auch mehrere Festnahmen. Laut Polizei wurde auch ein Pressefotograf am Kopf verletzt.

Die Frankfurter Polizei wies wie andere Polizeistellen darauf hin, dass die Teilnehmer der Proteste durchaus versucht hätten, Infektionsgefahren durch Abstandhalten und das Tragen von Schutzmasken zu verringern. Gleichwohl war das Gedränge auch hier teilweise groß. Die Polizei sprach auf Twitter von um die 8000 Teilnehmern. Kundgebungen gab es auch in Köln und Stuttgart. 

Weitere, teils spontane Proteste fanden zudem in kleineren Städten statt. Viele Demonstranten kritisierten neben der Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA auch das Verhalten von US-Präsident Donald Trump, der mit dem Einsatz der Armee gegen antirassistische Proteste gedroht hat. Aber auch Rassismus in Deutschland wurde angeprangert.

Geplant war von den Veranstaltern eigentlich ein stiller Protest. Tatsächlich waren vielerorts aber auch laute Protestrufe gegen Rassismus, Intoleranz und Diskriminierung zu hören. Ein Kernpunkt der Kundgebungen war jeweils eine Schweigephase von acht Minuten und 46 Sekunden - ein Hinweis auf die Zeit, in der George Floyd von einem weißen Polizisten am 25. Mai in Minneapolis die Luft abgedrückt worden war, bis er starb.

Der Beamte hatte dem 46-Jährigen bei seiner Festnahme minutenlang das Knie auf den Nacken gedrückt, obwohl Floyd wiederholt sagte, er bekomme keine Luft mehr. Floyds Tod löste in den USA landesweite Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt aus. Am Samstag fanden außer in Deutschland auch in zahlreichen weiteren Städten weltweit Proteste statt.

Die Grünen-Innenpolitikerin Irene Mihalic forderte auch von der deutschen Polizei mehr Sensibilität für rassistische Diskriminierung, etwa durch antirassistische Trainings. Konkret wandte sich die frühere Polizistin in den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland gegen das sogenannte Racial Profiling, bei dem verstärkt oder ausschließlich Ausländer oder Menschen mit Migrationshintergrund von der Polizei kontrolliert werden.

cp/lan

© Agence France-Presse