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Ignoranten unter sich

Wie Trump gilt auch Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro als Befürworter von Hydroxychloroquin.


Trotz fehlender Erkenntnisse zur Wirksamkeit des Medikaments Hydroxychloroquin gegen Covid-19 haben die USA zwei Millionen Dosen des Malariamittels nach Brasilien geliefert. Das Mittel solle "Brasiliens Pflegepersonal, Ärzten und Gesundheitsexperten prophylaktisch gegen das Virus helfen", teilte das Weiße Haus am Sonntag mit. Zudem solle das Medikament "als Therapeutikum für Brasilianer, die sich infizieren", verwendet werden.

US-Präsident Donald Trump gilt als großer Fan von Hydroxychloroquin. Das Mittel wird seit Jahrzehnten zur Behandlung von Malaria sowie von Autoimmunerkrankungen eingesetzt. Trump erklärte zwischenzeitlich, er habe das Mittel selbst zur Vorbeugung einer Corona-Infektion eingenommen.

Die Wirksamkeit von Hydroxychloroquin bei der Behandlung von Patienten mit der vom neuartigen Coronavirus ausgelösten Atemwegserkrankung Covid-19 ist allerdings stark umstritten. Zuletzt war in einer in der Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlichten Studie festgestellt worden, dass eine Behandlung von Covid-19-Erkrankten mit Hydroxychloroquin möglicherweise die Sterblichkeitsrate erhöht. 

Daraufhin hatten mehrere Länder die Behandlung von Covid-19-Erkrankten mit dem Malariamittel untersagt, die Weltgesundheitsorganisation WHO setzte klinische Tests mit dem Mittel unter Verweis auf die Studie aus. Zahlreiche Forscher aus aller Welt zeigten sich allerdings besorgt über die Studie hinsichtlich Methodik und Datenerhebung.

Wie Trump gilt auch Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro als Befürworter von Hydroxychloroquin. Er entließ bereits zwei Gesundheitsminister, die seine Entscheidung, den Einsatz des Mittels auszuweiten, kritisiert hatten.

Brasilien verzeichnete bereits knapp 30.000 Corona-Tote. Dennoch verurteilt Bolsonaro die "Tyrannei" der Corona-Beschränkungen und rief etwa zur Fortsetzung der Fußball-Saison auf. Die USA sind mit mehr als 106.000 Corona-Toten weltweit mit Abstand das am schwersten von der Pandemie betroffene Land.

jep

© Agence France-Presse